„Ich bin so langweilig!“ Das behauptet Johanna Arrouas freilich lediglich auf ihre Interessen außerhalb des Theaters angesprochen. Sie habe kaum welche, ihre Familie einmal ausgenommen. „Ich liebe Theater, ich liebe Film, ich liebe alles, was mit Geschichten zu tun hat.“ Und das schon immer. Ihre Großmutter väterlicherseits, gebürtige Marokkanerin, arabisch sprechend im Mellah, dem alten jüdischen Viertel, aufgewachsen und Klavierlehrerin von Beruf, brachte ihr das französische Chanson näher.„Sie hat uns Mixkassetten aufgenommen, die wir den ganzen Tag gehört und nachgesungen haben.“

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Der Plural schließt ihre Zwillingsschwester, heute Schauspielerin in Paris, mit ein. „Wenn Chansons gut sind, erzählen sie eine Geschichte und ergeben in drei Strophen eine Mini-Oper. Ich konnte mich da sehr gut hineinversetzen und habe die Symbiose aus Musik und Handlung geliebt. Das hat sicher auch meine Sehnsucht nach Musiktheater entfacht.“ Selbige stammt aus frühkindlicher Zeit, in der Klein Johanna dachte, man müsse Geld bezahlen, um auftreten zu dürfen. „Weil ich es so toll fand, wie ins Schwimmbad zu gehen. Und dafür musste man ja auch bezahlen“, erzählt sie amüsiert. „Als ich herausgefunden habe, dass man dafür Geld bekommt, dachte ich: Jackpot! Von da an war es mein Wunsch, diesen Beruf zu ergreifen.“ Zunächst lernte sie Cello, was sie als „gute Bildung für das Ohr“ bezeichnet und bei dem sie Parallelen zum Gesang entdecken kann: „Der Bogen und der Atem weisen Ähnlichkeiten auf.“

Heute gibt sie ab und an Hauskonzerte, gemeinsam mit ihrem französisch sozialisierten Vater, der Klarinette spielt, und einem ihrer Brüder am Klavier. Sie ist zweisprachig aufgewachsen – „ein Geschenk“ – und verdankt die österreichischen Gene ihrer aus dem Burgenland stammenden Mutter.

Künstlerische Umwege

Johanna Arrouas studierte Musical, Operette und Chanson am Konservatorium in Wien, schloss mit Auszeichnung ab und wurde dann überraschenderweise als Schauspielerin entdeckt. „Damals suchte Hans Gratzer, der für kurze Zeit Direktor im Theater in der Josefstadt war, neue Leute und hat am Konservatorium ein Vorsprechen gemacht. Ich war neunzehn, es hat mich interessiert, also bin ich hingegangen und wurde genommen. Damals dachte ich nur: Okay, dann bin ich jetzt eben Schauspielerin.“ Als solche spielte sie Malchen in „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ und Lucy in der „Dreigroschenoper“. Später wurde sie auch für die Festspiele Reichenau entdeckt, denen sie bis heute treu geblieben ist.

Johanna Arrouas: „Ich schummle nur wahnsinnig ungern“
Es grünt so grün... Auf den Spuren von Audrey Hepburn: Johanna Arrouas als Eliza Doolittle in „My Fair Lady“. Eine Paraderolle für Sängerinnen mit Schauspieltalent.

Foto: Barbara Pálffy

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Nach Gratzers Abgang in der Josefstadt sang sie im Stadttheater Baden vor und wurde von einer Agentin umgehend an die Volksoper Wien vermittelt. „Mich hat das Vorsingen auf dieser riesigen Bühne beflügelt“, erinnert sie sich lebhaft, „selbst wenn ich manchmal nervös bin, liebe ich es, auf der Bühne zu stehen.“ Und das konnte sie seit ihrem Einstieg in das Ensemble 2005/06 sehr oft und sehr intensiv. Johanna Arrouas spielte sich quer durch die Musiktheaterliteratur. Sie sang die Papagena in der „Zauberflöte“ ebenso wie die Frasquita in „Carmen“, das Fräulein Kost in „Cabaret“ oder Eliza Doolittle in „My Fair Lady“.

Aktuell ist sie die Adele in der „Fledermaus“, spielt drei Rollen in „Der Teufel auf Erden“ und singt am 19. Mai im Musicalkonzert der Volksoper. Sie findet diese Intensität ganz normal. Ist sie ehrgeizig? „Ja, aber mir gegenüber. Ich kann Sachen gerne gut und gründlich und schummle nur wahnsinnig ungern. Meine Hoffnung war immer, dass so etwas wie eine Karriere aus dem Arbeiten an mir selber kommt.“ Diese Hoffnung war durchaus nicht unbegründet, Johanna Arrouas wird auch in der neuen Direktionsära ein Fixstern im Haus am Gürtel bleiben.

In der für Kinder adaptierten Oper „Cenerentola“ wird sie „ein zusätzliches erzählendes Element“ sein, wofür sie auch den Text verfassen wird, und in der „Dreigroschenoper“ kann man sie in der nächsten Spielzeit als Polly erleben. Davor spielt sie aber noch Waltraut von Mohrungen, genannt Pützchen, in „Des Teufels General“ beim Festival Reichenau. „Eine sehr harte, spannende Figur, die es faustdick hinter den Ohren hat“, sagt sie. Und ihre Körpersprache verrät pure Vorfreude.

Zu den Spielterminen von „Der Teufel auf Erden“ in der Volksoper Wien!