Am Tag der Theater- oder Opernaufführung hört die gesamte Besatzung (Besetzung, natürlich) auf ihr Kommando: Die Inspizient*innen koordinieren nämlich den gesamten künstlerischen und technischen Ablauf eines Theater- oder Opernabends. Drehbühne, Versenkung und Schnürboden werden von der Inspizienz über Lichtzeichen informiert aktiv zu werden. Nicht selten gibt es in aufwendigen Vorstellungen mehr als 150 Lichtstimmungen. Man könnte auch sagen, dass das Inspizient*innenpult das Verbindungsstück zwischen Kunst und Technik ist. Dementsprechend ist es mit Monitoren, Sprechverbindungen und optischen Signalanlagen ausgestattet. Damit alles möglichst reibungslos abläuft, findet ihre Arbeit in enger Abstimmung mit den Techniker*innen statt.

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Aber nicht nur, wie Franziska Blauensteiner, Inspizientin an der Wiener Volksoper, einmal in einem BÜHNE-Interview erzählte: „Wir sind die ersten Ansprechpartner der Künstler – aber nicht nur bei Problemen, die gottseidank selten auftreten, sondern auch um sie zu unterstützen, zum Beispiel halte ich auch einmal Lisa Habermanns Wasserflasche bereit, damit sie zwischen ihren unzähligen Auftritten in Sweet Charity schnell einen Schluck trinken kann.“

Gelassenheit und Flexibilität

Zentrales Arbeitsmittel ist das sogenannte Inspizient*innenbuch (Klavierauszug oder Textbuch), in das alle verabredeten Zeichen und Informationen eingetragen werden. Diese Cues für Auftritte und technische Einsätze werden gemeinsam mit den künstlerischen und technischen Beschäftigten im Verlauf der Proben festgelegt. Dieses Buch – so etwas wie der heilige Gral jedes Theaterabends – ist die Grundlage für einen verlässlichen und wiederholbaren Ablauf einer Vorstellung. Um mit allen Abläufen vertraut zu sein, sind die Inspizient*innen schon bei den Proben dabei. „Dabei ist der Radiergummi das wichtigste Utensil, da natürlich oft Dinge ausprobiert und wieder geändert werden“, so Blauensteiner.

 Wie man eigentlich Inspizient oder Inspizientin wird? „Für diesen Beruf gibt es keine Schule. Wir rekrutieren alle aus der Statisterie“, so Blauensteiner. Auch sie selbst hat lange als Statistin gearbeitet. „Daher kannte ich den Hausgebrauch und niemand musste mir erklären, wo die Requisite oder der Sologang ist“. Außerdem wichtig: Eine große Portion Gelassenheit. Sollte die Drehbühne einmal stecken bleiben oder der Reißverschluss eines Kostüms klemmen, gilt es insbesondere am Inspizient*innenpult Ruhe zu bewahren. Auch ein hohes Maß an Improvisationsfreude ist von Vorteil.

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