Kurzsatire-Theater: Getrennt! (Ein Liebeslied in Steuerklasse I)
Grüß Gott, ich ertrinke! Ein Minidrama von Charlotte Zorell über Kapitalismus, ein U-Boot als Wohnung, ein Baby zum Fixpreis und ein Date, das in Ausdruckstanz endet.

Foto: Petra Rautenstrauch
Ein Gespräch aus dem wirklichen Leben
Ich: Ich hab ja letztens einen Podcast gehört über den Kapitalismus, und die haben gesagt in dem Podcast – oder vielleicht war das auch eine Doku, die ich gesehen habe ... also jedenfalls: Darin haben sie gesagt, dass es ja so ist, dass der Kapitalismus, also dass der ja wirklich.
Freund 1: Uns äh.
Ich: Ja. Genau. Und eben, dass wir eigentlich.
Freundin 2: Also, was ich letztens gelesen habe über sozusagen, also dass es, quasi, also mit der Konol-, Kalon-.
Ich: Kolonialisierung. Ja. Genau. Also was ich sagen wollte wegen dem – wegen des Kapitalismusses, also, wie man dagegen vorgehen kann, auch momentan.
Freundin 3: Du meinst.
Freundin 2: Nein, ich habe das in einem Buch gelesen, in dem es auch um den Faschismus ging, da stand – und ich zitiere das jetzt.
Ich: Wegen der Erbschafts-?
Freundin 2: Nein also in einer Doku über Hitler.
Freund 1: Jan Böhmermann?
Freundin 2: Ich glaube auf arte.
Ich: Der Vermögens-.
Freundin 2: Nein also über den Nationalsozialismus.
Ich: Ja meine ich ja.
Telefonat 1
Handy: Tut tut. Tut. Ja grüß Gott, ÖWTB (Österreichische Weltraum-Tiefsee-Behörde) spricht, wie kann ich Ihnen weiterhelfen?
Ich: Grüß Gott, ich würde gerne umziehen, meine Wohnung (40 Quadratmeter, Souterrain, 1.200 Euro Kaltmiete) ist mir ein wenig zu räusper ein wenig zu räusper – na ja! Hätten Sie eventuell etwas Günstigeres für mich?
Handy: Ja grüß Gott, gerne! Da hätten wir zum Beispiel unser U-Boot „Titanic“, schöner Ausblick, Fenster gut gedichtet, kühl im Sommer, marginale Explosionsgefahr – oder, gegenteilige Lage, unsere Rakete „New Shepard“, erhältlich auch auf Amazon, Ausblick direkt auf den Untergang der Welt. Grüß Gott!

Kurzsatire-Theater: Teil eins von Charlotte Zorell
Wie schaffen wir es erfolgreich durch die Krise? Wegducken? Auf den Frühling warten? Den Buhrufern das Maul stopfen? Das und vieles mehr – hier in diesem Stück. Weiterlesen...
In meinem Traum (das Boot ist voll, aber ich bin Rose)
Leonardo DiCaprio: You are too old for me, sorry! (Lässt mich fallen, ich ertrinke nebst der Titanic.)
Telefonat 2
Handy: Tut tut. Tut. Ja grüß Gott, ÖBB (Österreichische Baby-Behörde), was kann ich für Sie tun?
Ich: Ja grüß Gott, ich bin schon lange im gebärfähigen Alter und eigentlich schon fast wieder draußen, also fast dreißig, also schon fast in der Menopause.
Handy: Menopause, ha ha ha. Was soll DAS denn sein!
Ich: Na ja, ich wollte Sie fragen, weil ich ja eigentlich keine Zeit mehr habe, mit Selbstverwirklichung und Geld, Sie wissen. Und Wohnung und romantische Liebe und mein Körper und Kindbettdepression.
Handy: Kindbettdepression, ha ha ha. Was soll DAS denn sein!
Ich: Na ja, ich wollte Sie fragen, wie viel mich so ein Baby in etwa kostet?

Charlotte Zorell: Geschichten aus dem Hinterhalt
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Handy: Grüß Gott, ein Baby kostet Sie etwa 300 bis 400 Euro monatlich, ab 14 Jahren 600 bis 700 Euro, und ab der Volljährigkeit können Sie dann mit 1.000 Euro rechnen. Grüß Gott!
Rückblick
Eine Oma: Heirate einfach einen reichen Mann!
Auf einem ersten Date (auf seinem Online- Dating-Profil stand, er mag Natur und Kunst).
Er: Ich mag verrückte Frauen, die sich selbst nicht so ernst nehmen.
Ich: Oh.
Bedienung: Zusammen oder getrennt?
Ich (mit gellendem Schrei): Getrennt!
Es beginnt eine Ausdruckstanznummer zu Katy Perrys Song „Hot n Cold“. Ich werfe mich hierzu auf den Boden und kreische „getrennt, getrennt“, als würde ich daran verenden. Alle, die mich so sehen, müssen vor Rührung weinen. Er ruft mir zu: „Oh mein Gott, heirate mich!“ Ich glaube, er ist Steuerberater, was perfekt ist, denn mit Steuern kenn ich mich nicht aus. Oma, ich bin glücklich.