Im Vorfeld des Salzburger „Jedermann“ geht es traditionellerweise nicht nur darum, wer Buhlschaft und Jedermann verkörpert, sondern auch darum, was die Hauptfiguren aus Hofmannsthals Drama am Körper tragen – um das Kostümbild. Für die Entwicklung der Garderobe von Jedermann, Teufel, Mammon und Co war auch heuer wieder Renate Martin verantwortlich.

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Nach dem richtigen Rot für das Kostüm der Buhlschaft wurde lange gesucht, so Kostümdirektor Jan Meier. Es sei ein „vitales, erfrischendes, eigentlich ein Korallenrot“, ergänzt Renate Martin und fügt in Bezug auf die Auswahl hinzu: „Das Kostüm muss richtig zur Schauspielerin passen, daher hat Valerie Pachner diesen Look bekommen. Sie trägt ein Mieder mit einem rückseitigen Reißverschluss, dazu eine aus den 1970er-Jahren anmutende Schlaghose“. Auf eine große Abendrobe habe man bewusst verzichtet, am Schleier – als spielerischem Element – habe man jedoch festgehalten.

Jedermann Michael Sturminger

Aller guten Jedermänner sind drei

Der Salzburger „Jedermann“ als Denkmal der Schauspielkunst? Nicht wenn es nach Michael Sturminger geht. In seiner Neuinszenierung mit Michael Maertens und Valerie Pachner bleibt zum dritten Mal kein Stein auf dem anderen. Weiterlesen...

Valerie Pachner spielt in Michael Sturmingers Inszenierung nicht nur die Buhlschaft, sondern auch den Tod. In dieser Rolle trägt die Schauspielerin einen Bodysuit aus elastischem Material, der zusätzlich mit Pailletten ausgestattet ist. „Angezogen wird er über Reißverschlüsse an Kopf und Rücken, ähnlich einem Taucheranzug mit Kapuze. Die Stiefel sind mit demselben Material bezogen, dessen Hauptmerkmale sind Lurexgarn und Swarovski-Steine“, so Martin, die sich vom mexikanischen „Día de Muertos“ inspirieren ließ. Der Tod würde dadurch als etwas mystisch Schillerndes und nicht als „Schreckgespenst“ dargestellt.

Jedermann Kostüme
Renate Martin Direktor Kostüm, Maske und Garderobe) und die Kostüme (v.l.n.r.) von Göttin, Buhlschaft und Tod.

Foto: SF/Leo/Neumayr

Elegant, leger, unaufdringlich

Das Kostüm des Jedermann, der in diesem Jahr erstmals von Michael Maertens verkörpert wird, sei leicht und unaufdringlich, mache aber die dahintersteckende Handwerkskunst sofort erkennbar. „Es ist auf jeden Fall auch für Michael Maertens gemacht, es unterstützt den Jedermann in der Art wie er ihn zeigen und spielen möchte. Es ist ein elegantes, aber doch legeres Outfilt“, sagt Renate Martin. Schauspielchefin Bettina Hering ergänzt: „Es zeigt eine entspannte Silhouette, die Michael Maertens mit seinem Spiel auflädt.“ 

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Sarah Viktoria Fricks Kostüm als Göttin sei konzeptionell an die Personifizierung der Göttin Gaia als Erde angelehnt, erklärt Bettina Hering. „Es besteht aus vielen kleinen Teilen und ist in seiner Patchwork-Arbeit als Spiegel der Welt zu verstehen. Auf der Bühne wirkt es fast wie eine Blumenwiese. Vereint sind darin die Sujets von Krieg, Natur, Geburt, der ganzen Welt – auf ihren Schultern lastet alles, was uns umgibt, worauf wir Menschen aufpassen müssen“, fügt Renate Martin hinzu. Auch der Arbeitsaufwand kann sich sehen lassen: „Bis zu zehn Schneiderinnen und Schneider haben zwei Wochen für die Anfertigung gebraucht“, sagt Jan Meier.

Was Handwerk kann, zeige sich auch am Kostüm von Mirco Kreibich als Mammon, so Meier. Das Mammon-Kostüm sei früher immer als etwas Schweres dargestellt worden, nun sei es im Vergleich dazu bedeutend leichter. Die Figur des Mammon trage ein vorne und hinten aufwendig auf Tyveg bedrucktes Tutu aus Geldscheinen mit der – eigens als Symbol für das Oligarchentum des Jedermann kreierten – Währung „1000 JM (Jedermann)“. Bei den von Mirco Kreibich vollführten Tanzbewegungen werde deren Vergoldung sichtbar. 

Zu den Spielterminen des „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen