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Foto: Privat

Das Böse ist immer und überall

Volkstheater

Stunts, Wortakrobatik und Witze, die vorbei am Kleinhirn direkt ins Zwerchfell zielen. Regisseur Christian Brey bringt die wahnwitzig schnelle „Komödie mit Banküberfall“ ins Volkstheater und damit eine völlig neue Dimension von Virtuosität in die Stadt.

Jeder Schuss ein Treffer. Zum Glück werden im Stück „Komödie mit Banküberfall“ ausschließlich Witze und keine Patronenkugeln abgefeuert. Und diese weisen, wie Regisseur Christian Brey erläutert, in den meisten Fällen eine außerordentlich flache Flugbahn auf.

„Teilweise sind die Witze in diesem Stück so albern, dass sie nur dann ihre volle Komik entfalten, wenn sie in extremer Geschwindigkeit ins Publikum geballert werden“, fügt Brey hinzu. Auf andere Weise ausgedrückt: Anders als im „Tatort“ und artverwandten seriösen Kriminalgeschichten sollen die abgefeuerten Schüsse nicht das Kleinhirn, sondern auf direktem Wege das Zwerchfell erreichen. Christian Brey hat die von der britischen Theatergruppe Mischief Theatre erdachte Komödie am Londoner Westend gesehen und sie 2018 in Nürnberg zum ersten Mal inszeniert. Nun freut er sich schon darauf, die gesamte Illusionsmaschinerie des Volkstheaters anzuschmeißen, um auch die Zwerchfelle des Wiener Publikums in konstantes Beben zu versetzen.

„Das ist zwar ein sehr durchkomponiertes Stück, trotzdem hängt es sehr von den Spielenden ab, wie der Ton letztendlich ist und welche Art von Humor transportiert wird“, so Brey, der die in den Vereinigten Staaten der Fünfzigerjahre angesiedelte Highspeed-Komödie in Wien mit einem (fast) ganz neuen Ensemble erarbeitet.

Das sei auch eine jener wichtigen Erkenntnisse, die er aus seiner Zeit als Schauspieler mit in den Regieberuf genommen hätte, fügt der am Niederrhein geborene Regisseur hinzu.

„Ich habe als Schauspieler oft mit René Pollesch gearbeitet, der in seinen Stücken ja immer von den Persönlichkeiten auf der Bühne ausging. Mir ist es ebenfalls wichtig, nicht mit einer bestimmten Vorstellung von einer Rolle zur Probe zu kommen, sondern mir immer anzuschauen, was für ein Mensch vor mir steht.“

Neben Pollesch war auch Harald Schmidt ein wichtiger Wegbegleiter für den Regisseur, der sich schon als Schauspieler sehr zur Komödie hingezogen fühlte. Sein Regiedebüt gab er 2007, als er gemeinsam mit Harald Schmidt den Abend „Elvis lebt. Und Schmidt kann es beweisen“ am Schauspiel Stuttgart auf die Bühne brachte. „Im Grunde kam es nur dazu, weil es als Liederabend geplant war und ich nicht besonders gut singen kann“, erinnert er sich lachend.

Daran anknüpfend möchte Brey auch die mit absoluter Professionalität gepaarte Theaterliebe des Entertainers hervorheben. „Er liebt das Theater, trotzdem gelingt es ihm, den Betrieb nicht zu ernst zu nehmen und sich selbst immer wieder zu sagen, dass es letztendlich ja nur Theater ist.“

Das Stück

„Komödie mit Banküberfall“ ist ein Stück der britischen Theatergruppe Mischief Theatre. Sowohl mit ihrem Debüt „The Play That Goes Wrong“ als auch mit der 2016 uraufgeführten Komödie über einen misslungenen Banküberfall feierte die Truppe am Londoner Westend große Erfolge.

Schnell, schneller, am schnellsten

Über die vor Hollywood-Referenzen, Situationskomik, Wortakrobatik und Stunts strotzende „Komödie mit Banküberfall“ sagt er außerdem: „Das Stück ist so durchgeknallt, dass sein Mehrwert in erster Linie die Virtuosität ist. Es gibt keinen doppelten Boden, kein wirkliches inhaltliches Fundament, auf das man sich stützen kann. Von den Spielenden erfordert das unglaublich viel Mut – zur absoluten Albernheit und auch dazu, diese Figuren möglichst groß zu spielen, was man sich ja sonst eher versagt.“

Ansonsten gilt bei solch temporeichen Stücken: Timing ist alles. Und das gelingt nur mit „Üben, Üben, Üben“, wie Christian Brey betont. „Bei der Premiere sollten die Spieler*innen das Ganze schon so im Körper haben, dass sie vollkommen frei sind und nicht mehr darüber nachdenken müssen.“

Zur Person: Christian Brey

wurde 1973 in Geldern am Niederrhein geboren. Bevor er zur Regie wechselte, gehörte er zum Ensemble des Staatstheaters Stuttgart. Mehrere Jahre lang arbeitete er eng mit Harald Schmidt zusammen. Seine Inszenierungen waren bereits an zahlreichen Häusern im deutschsprachigen Raum zu sehen.

Daran, dass der britische Humor und der Wiener Schmäh gut zusammenpassen, hat der Regisseur, der 2018 schon einmal eine Komödie am Volkstheater auf die Bühne brachte, im Übrigen keinerlei Zweifel. In ihren Abgründen und ihrer Düsternis seien sich die beiden Humortraditionen schließlich sehr ähnlich, hält er fest.

„Ich kenne Wien noch nicht so gut, aber der britische Humor lebt ja sehr davon, sich über Obrigkeiten lustig zu machen, und das ist etwas, das auch in den österreichischen Humor stark eingeschrieben ist.“

Ein großer Unterschied sei jedoch der Stellenwert der Komödie in der jeweiligen Theaterlandschaft. „Ich finde es großartig, dass Jan Philipp Gloger ein Stück in sein Programm aufgenommen hat, das durch seine unglaubliche Komik und seine Virtuosität besticht. Im deutschsprachigen Raum bleibt die Komödie meist unter dem Radar, in Großbritannien und in den USA werden auch Komödien mit wichtigen Theaterpreisen ausgezeichnet.“

Stichwort Mut: Wie würde Christian Brey eigentlich einen Bankraub angehen? „Da hätte ich viel zu viel Angst davor“, schießt es augenblicklich aus dem Regisseur heraus. „Am schlimmsten finde ich die Vorstellung, im Gefängnis zu landen.“

Ob die „Komödie mit Banküberfall“ mit einem Aufenthalt hinter Gittern endet, verraten wir natürlich nicht. Sicher ist:

Es wird schneller, virtuoser und wilder, als die Polizei erlaubt.

Hier geht es zu den Spielterminen von "Komödie mit Banküberfall" im Volkstheater!

Erschienen in
Bühne 08/2025

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