Mutige Kinder – sie stehen heuer im Mittelpunkt des Jugendprogramms der Salzburger Festspiele, „jung&jede*r“ genannt. In allen drei Hauptproduktionen geht es um jemanden, der Hemmungen und Ängste überwindet.

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Allen voran: „Das Kind und die Zauberdinge“, jene Oper, die am 28. Juli bei den Festspielen Premiere hat. Im Original heißt diese „L’Enfant et les sortilèges“, ist von Maurice Ravel und wird in Salzburg von Giulia Giammona inszeniert. Die deutsch-italienische Regisseurin fasziniert dabei, dass der Komponist in der Geschichte um ein Kind, das wegen nicht erledigter Aufgaben zu Hausarrest verdonnert wird und aus diesem ausbricht, „musikalisch so viele Facetten geschaffen hat. Die zahlreichen Figuren, die vorkommen, haben alle einen eigenen Charakter, der durch Zitate von Jazz bis Barock unterstrichen wird“, sagt Giammona. „Ich finde es beeindruckend, wie Ravel in der Kürze so unterschiedlich komponiert hat und dabei auch immer wieder Humor spürbar macht.“

Giulia Giammona inszeniert Ravels Oper.

Foto: Christian Borchers

Die Stimme erheben

Das Kind begegnet auf seinem Abenteuer erst Möbelstücken, später Figuren aus einem Buch. Hier tanzen die Ziffern des Mathelehrers, dort tauchen schließlich im Garten Tiere auf. „Wir interpretieren die Draußenwelt als etwas Fremdes, mit dem das Kind sich traut, in Kontakt zu treten. Bei uns wird die Tierwelt zu einer Kinderbande, deren Mitglieder Spitznamen wie Frosch oder Eichhörnchen haben“, erklärt Giammona. „Uns geht es um die Rückführung eines isolierten Kindes in die Gesellschaft.“

Speziell für junges Publikum wolle sie das Werk „nicht bedrückend und dunkel inszenieren, sondern vielmehr herausarbeiten, wie es zu Überreizung und Überforderung von Kindern kommt. Für mich geht es vor allem um ein einsames Kind, das nach Anschluss sucht.“

Gerade in einer Zeit, in der Corona und Fridays for Future in den Köpfen waren respektive für die Generation prägend sind, sieht sie das Stück auch als Aufruf, „den Mut zu haben, aus dem vertrauten Umfeld herauszugehen und seine Stimme zu erheben. Und zu sehen, dass man auch etwas verändern kann.“

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Mutproben

Abseits von „L’Enfant et les sortilèges“, bei dem Anna Handler die musikalische Leitung innehat, bringt man „Ping Pong“ als multitheatrales Spiel über ein Mädchen, das dazugehören möchte und eine Mutprobe bestehen soll. Bei diesem Stück über Unsicherheiten, Gemeinheiten und Gemeinsamkeiten kommen Gesang, Saxophon, Gitarre und Schlagwerk zum Einsatz, die Regie liegt in den Händen von Annika Haller.

„Fiesta“, die dritte Premiere von „jung&jede*r“, ist eine deutschsprachige Erstaufführung über eine Party, die wegen eines Orkans vereitelt werden könnte. Doch die Protagonisten haben gute Ideen, wie das geplante Fest dennoch stattfinden kann. Regie führt Joachim Gottfried Goller. Mutiges Handeln steht also jedenfalls im Fokus der drei Hauptproduktionen.

Festspiel-Patenschaften

Zusätzlich gibt es Jugendeinführungen, Künstlertreffs und 6000 ermäßigte Karten für alle unter 27 Jahren. Und wer trotz der Offenheit, die das Festival gegenüber jungem Publikum zeigt, noch Hemmungen haben sollte, kann sich seit letztem Jahr auch von einem „Festspielpaten“ zu einer Vorstellung begleiten lassen. Dabei gehen erfahrene Festspielgäste mit „Neulingen“ gemeinsam in Aufführungen. Fragen wie „Passe ich da hin?“ oder „Was ziehe ich da an?“ sollen ad acta gelegt werden – und möglicherweise sehen sowohl „Pate“ als auch „Patenkind“ die Vorstellungen durch die Begleitung mit anderen Augen.

Wer selbst aktiv werden möchte, hat dazu bei den Camps, angelehnt an die Hauptproduktionen der Festspiele, Gelegenheit. Hier können junge Interessierte über mehrere Tage intensiv an eigens kreierten Inszenierungen mitarbeiten.