Ein überdimensionales Blatt Papier, das scheinbar auf dem Wasser schwimmt: Das wird Bregenz-Besucher*innen auch heuer wieder sofort ins Auge stechen. Es ist das Bühnenbild zur Puccini-Oper „Madama Butterfly“, die ab 20. Juli erneut und wie schon im Vorjahr bei den Bregenzer Festspielen zu sehen sein wird. Das Bühnenbild von Michael Levine ist eine 23 Meter hohe, 33 Meter breite Collage mit einem riesigen, gewellten Papier. Aber auch Referenzen an die amerikanische Flagge und an fernöstliche Kultur sind in diesem Monumentalbühnenbild untergebracht.

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Elena Guseva

Elena Guseva: Culture-Clash am Bodensee

Schmetterling mit Stimmgewalt: „Madama Butterfly“ ist für sie längst zur Lebensbegleiterin geworden. Nun singt Elena Guseva ihre Paraderolle Cio-Cio-San auch in Bregenz. Auf einem 300 Tonnen „leichten“ Stück Papier. Weiterlesen...

300 Tonnen schwer

Zart und zerbrechlich wie die Seele der Geisha Cio-Cio-San soll es wirken, das Blatt. So will es die Inszenierung von Andreas Homoki. Assoziationen zu Papierschiffchen, die in Gefahr schweben, unterzugehen, sind gewünscht. Und auch, wenn es in Wahrheit 300 Tonnen schwer ist, soll es schwerelos erscheinen und vermeintlich im Bodensee schwimmen.

Vor dieser 1.340 Quadratmeter großen Kulisse läuft im heurigen Festspielsommer der Bregenzer Festspiele „Madama Butterfly“ ab. Das Werk, das auch als „japanische Tragödie“ bezeichnet wird, war bereits im Vorjahr zu sehen.

Elena Guseva singt darin die Hauptrolle. Die Sopranistin wirkte unter anderem schon an der Mailänder Scala, der Bayerischen Staatsoper, München, der Semperoper Dresden – gerade zuletzt als Fremde Fürstin in „Rusalka“. An der Wiener Staatsoper war sie unter anderem als Lisa in „Pique Dame“ zu sehen, auch sang sie im Haus am Ring schon „Aida“, Tatjana in „Eugen Onegin“ und Polina in „Der Spieler“.

Der Opernsommer rund um Wien

Star-Bass Günther Groissböck singt und inszeniert bei Oper Klosterneuburg „Don Carlo“, Philipp Harnoncourt bringt „Aida“ nach Gars, Bernd Bienert „Antonio e Cleopatra“ ins Stift Göttweig. In den Steinbruch von St. Margarethen kommt „Carmen“. Ein Überblick über die Opernpremieren des Sommers rund um Wien. Weiterlesen...

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Große Amplitude des Lebens

Die Cio-Cio-San, die sie schon im Vorjahr in Bregenz, aber auch 2018 in vier Vorstellungen in Wien und außerdem wiederholt in Moskau und zuletzt an der Deutschen Oper Berlin sang, ist für sie eine klar favorisierte Partie. Sie bezeichnet die Geisha, mit der Leutnant Pinkerton eine „Ehe auf Zeit“ eingeht, sie aber letztlich verlässt, als „sehr vielschichtigen Charakter“. Sie fühle sich ihr seelisch sehr nahe, sagt Guseva. Und sie freue sich stets über die vielseitige Aufgabe: „Man zeigt eine große Amplitude des Lebens: Vom jungen naiven Mädchen bis zur gezeichneten Frau, die sich bewusst das Leben nehmen will.“ Sie liebe, dass sie mit ihr so viele Facetten durchleben könne. Außerdem sei die Partie gut für ihre Stimme: „Sie hält sie frisch, elastisch und es ist gesund für mich, sie oft zu singen.“

Neben ihr sind als Cio-Cio-San beim Spiel am See auch Barno Ismatullaeva und Anna Princeva besetzt, Pinkerton wird von Otar Jorjikia, Sergei Skorokhodov und Lukasz Zaleski gesungen. Die Wiener Symphoniker spielen unter der musikalischen Leitung von Enrique Mazzola und Yi-Chen Lin.

Abgesehen von „Madama Butterfly“ zeigt man bei den Bregenzer Festspielen heuer „Ernani“ und „Werther“.

Im Schauspielbereich bringt man „Der zerbrochne Krug“ von Heinrich von Kleist auf die Bühne. Anne Lenk inszeniert. Und als Gastspiel des Burgtheaters Wien wurde schon in April „Die gefesselte Phantasie“ in der Inszenierung von Herbert Fritsch gezeigt.