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Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, die Rote Armee stand bereits vor der Tür, feiert die Gräfin Batthyány im burgenländischen Rechnitz ein großes Fest, bei dem auch ranghohe NSDAP-Mitglieder dabei sind. Im Laufe des Abends werden Waffen verteilt und 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter erschossen. Bis heute ist nicht geklärt, wie der Tathergang genau war. Zeugen wurden ermordet, die Bevölkerung schwieg und vertuschte. Elfriede Jelinek setzt sich in ihrem Werk, in dem auch zahlreiche Zeitzeugen zu Wort kommen, just mit dem Verschweigen und Verdrängen auseinander.

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Werkgeschichte

Jelinek baut das Werk über das Massaker von Rechnitz, das bis heute ungeklärt ist, so auf, dass fünf Boten erzählen. Deren Aussagen widersprechen sich auch und weisen immer wieder darauf hin, dass man doch nichts gesehen habe. Auch Luis Buñuels surrealistischer Film „Der Würgelengel“ diente ihr als Basis. Jelinek bekam für ihr Werk 2009 den Mülheimer Dramatikerpreis zugesprochen.

Aufführungsgeschichte

„Rechnitz (Der Würgeengel)“ wurde 2008 an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt. Jelinek-Spezialist Jossi Wieler führte Regie. Zuerst hatte Jelinek eine Aufführung in Österreich nicht erlaubt. Die österreichische Erstaufführung fand dann 2012 am Schauspielhaus Graz statt. 2016 brachte Miloš Lolić eine Inszenierung am Volkstheater Wien heraus.

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Prominente Namen

Elfriede Jelinek wurde 1946 in Mürzzuschlag geboren. 2004 erhielt sie den Literaturnobelpreis. All ihre Werke sind von sprachlicher Wucht und von dem Aufzeigen gesellschaftlicher und politischer Missstände gekennzeichnet.

Die Gräfin Margit von Batthyány, die Hauptfigur in Rechnitz (Der Würgeengel), stammte aus der Industriellenfamilie Thyssen-Bornemisza. Ihr Schloss in Rechnitz wurde während des Zweiten Weltkriegs als Erholungsort für Mitglieder der Waffen-SS genutzt. Nach dem Einmarsch der Roten Armee floh sie in die Schweiz. Nach dem Krieg wurde sie der Mittäterschaft verdächtigt. Es wurde aber nie Anklage erhoben.

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