Da ist so vieles, aber über manches möchte ich da nicht sprechen. Hilfe! Seit Tagen treibt mich dieses eigentlich einfache Thema um, und ich krieg Schweißausbrüche und wälze mich nachts schlaflos im Bett. Bin ich verklemmt? Da muss ich das mal runterkochen und ganz einfach anfangen. Mit Farbe! Ich liebe Farben. Aber das ist auch nicht so einfach. Farben sind ein Bekenntnis. Für eine Farbe muss man sich entscheiden und in machen Fällen damit sogar leben.

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Also wenn man seine Wände zu Hause nicht dem seit Jahren verbreiteten Trend überlassen will und sie weiß belässt, sondern eine Farbe wählt, die man nicht gewohnt ist in einer Wohnung. Wenn man Wochen mit sich gerungen hat.

Ich tendiere deutlich zur Themaverfehlung. Jetzt fällt es mir wieder ein, ich wollte schreiben für das Lachen, die Lust, die Freude, die Schönheit und die Liebe. Vielleicht nur das, mehr nicht. Das sollte doch reichen. Klingt doch angenehm. Das wollen doch alle, oder? Geh’n wir mal ins Theater. Das Lachen. Das Lachen! Ja, äh, das Lachen ist verboten in den heiligen Hallen, also nicht immer. Aber ist schon oberflächlich und deppert, geistlos. Himmelherrgott!!! Das Lachen ist Sprengsto für Festgefahrenes, Verhärtetes und Rechthaberei.

Ich bin für die Legalisierung dieses Sprengstos, der überall gezündet werden sollte, wo es nicht weitergeht.

Ach, und die Lust. Wie eklig. Lust. Lüstlinge, Grapscher, iiiiih!!!! Alter heterosexueller weißer Mann spricht von Lust. Pfui Teufel! Spuck, spuck, spuck! Ja, so kann ein Begri interpretiert werden, und dann kracht’s. Wie eng. Auf was kann man alles Lust haben? Auf das Leben zum Beispiel, auf eine bestimmte Bewegung, auf Begegnung. Jetzt krieg ich den Krampf.

Zur Person: Herbert Fritsch

gehörte zu den prägendsten Schauspielern der Berliner Volksbühne unter Frank Castorf. Er ist Bühnenbildner, Fotograf, Performer und Medienkünstler. In seiner ersten abendfüllenden Regiearbeit inszenierte er Molières Komödienklassiker „Der Geizige“. Zwischen 2007 und 2019 folgten viele weitere Regie- und Bühnenbildarbeiten, 2014 seine erste Opernregie. 2021 inszenierte er an der Wiener Staatsoper den „Barbiere di Siviglia“. Mit Herbert Grönemeyer arbeitete er am Stück „Herbert“ fürs Schauspielhaus Bochum. Mit seinen Theaterarbeiten wurde er mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seine Inszenierung von Ferdinand Raimunds „Die gefesselte Phantasie“ ist am 4. April zum letzten Mal im Burgtheater zu erleben.

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Jetzt vertu ich mich. Aber dieser Krampf ist meine Lust, so wie die Schönheit der Anfang des Schrecklichen ist, den wir gerade noch ertragen, und natürlich ist jeder Engel schrecklich, frei nach Rilke. Und wie schön ist es und welche Lust, ein schrecklicher Engel zu sein, zu spielen und Freude zu haben. Dieses mein Gefühlsgebinde. Mein Krampf. Und dann, für die Liebe!

Da wird es ganz still, da will es heilig werden, da kann es doch keine Fehlinterpretationen geben. Niemals. Bitte nicht. Und doch, auch die Liebe kann schön sein, Freude machen, mich zum Lachen bringen, aber sie kann auch grausam sein. Jetzt bin ich dafür, dass Sie das Heft beiseitelegen und den Menschen, der in nächster Nähe ist, umarmen oder so ... ich weiß nicht.