Wenn Sie wissen wollen, wie sich der Künstler selbst sieht, richten Sie Ihren Blick nach oben. Klaus Pobitzer hat sich entschieden, für die bild­liche Gestaltung dieses Beitrags ein Selbstporträt zu fertigen. Foto kann schließlich jeder. So wendet er sich ein wenig düster an die werte Leserschaft, dabei ist sein Wesen durchaus heiter. „Warum sollte man auch in Depressionen verfallen“, kann er selbst der widrigen jüngeren Vergangenheit Positives abgewinnen, „für mich als Künstler war es nichts Neues, ich habe schon immer zu Hause oder in einem ­Atelier gearbeitet und konnte mich ganz ohne Ablenkungen auf das Wesentliche konzentrieren. Als bildender Künstler brauchst du nicht einmal Publikum. Die Arbeit kommt aus dir heraus, viele denken, man macht das, um zu verkaufen, aber bei manchen Sachen ist man selber verwundert, dass man sie in sich trägt.“ Lachender Nachsatz: „Okay, man konnte nicht in die nächste Bar gehen und um ein Uhr früh rauschig ins Bett fallen. Man hat sich eben zu Hause angesoffen.“ 

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Selbstportäts in historischen Kostümen

Für den reflektierten Künstler, der es gewohnt ist, sich ständig neu zu erfinden, war es ein Glück, dass er gleich zu Beginn des Wahnsinns von einer Firma damit betraut wurde, einen Mund-Nasen-Schutz zu entwerfen, der dann rund 450.000 Mal verkauft wurde und ihm eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit bescherte. Auch, wenn eine für Dezember 2020 geplante große Ausstellung in Japan, die Klaus Pobitzer einen völlig neuen Markt eröffnet hätte, nicht stattfinden konnte. „Und auch nicht wiederholt wird, denn so ticken die Japaner nicht, sie verschieben nicht, sie sagen ab.“ 

Aktuell prüft er das Angebot eines österreichischen Museums für eine Ausstellung und arbeitet an einer Serie von Selbstporträts in historischen Kostümen. „In letzter Zeit habe ich auch eine Reihe von Animationen gemacht und Plattformen wie Instagram oder TikTok genutzt, um meine multi­medialen Arbeiten rauszuschießen. Als ich 1995 damit begonnen habe, mittels Computer Kunst zu schaffen, wurde das noch belächelt, heute kommt fast niemand mehr ohne aus.“ 

Faszination Universum

Unter seinem Pseudonym Felix Grütsch gestaltet er zudem aufwendige Collagen aktuellen politischen Inhalts für eine große Tageszeitung. Hat sich schon einmal ein Politiker bei ihm gemeldet, um Beschwerde gegen die satirische Darstellung seiner selbst einzulegen? „Nein, vielleicht meldet sich aber auch niemand, weil Felix Grütsch nicht im Telefonbuch steht …“ 

Privat interessiert sich Klaus Pobitzer für Astronomie und Quantenphysik. „Das Universum fasziniert mich. Ich bin überzeugt davon, dass ich mit dreizehn ein Ufo gesehen habe. Ob es an der abgelaufenen Ovomaltine oder der Südtiroler Bergluft lag, weiß ich nicht (lacht), aber dass es Außerirdische gibt, ist für mich zu 100 Prozent sicher.“ 

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Foto: Josef Kleindienst

Zur Person: Klaus Pobitzer

Geboren 1971 in Südtirol; studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Bekannt geworden durch überdimensionale Installationen (bis zu 30 Meter hoch) im öffentlichen Raum. Skulpturale Objekte, Performances, Videos, Musik, Collagen, Computerzeichnungen: Klaus Pobitzers Schaffen ist frei von Genrezwängen.