Brain Jogging: Gymnastik fürs Gehirn
Unser Gehirn ist ein Wunderwerk, ein Denkapparat, an dessen Rechenleistung selbst der schnellste Computer nicht herankommt. Noch besser geht’s, wenn linke und rechte Gehirnhälfte gut zusammen-arbeiten. Wir können das Gehirn dabei unterstützen.
Titelbild: Nicht nur Denksport trainiert das Gehirn, sondern auch physische Aktivität.
Mit der Erforschung von Denkprozessen befassen sich unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen, unter anderem die Neurowissenschaften, die Psychologie und die Philosophie. Das Denken besteht schließlich aus vielen verschiedenen Prozessen. Wer sich an Mathematik-Schularbeiten erinnern kann, weiß: Zunächst müssen Informationen mental verarbeitet werden (»Zwei Züge fahren mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten zur gleichen Zeit los . . .«), diese müssen verstanden werden, es müssen Probleme gelöst (»Nach wie vielen Kilometern treffen sie aufeinander?«) und Entscheidungen getroffen werden (»Schreibe ich diese Antwort hin?«), gleichzeitig muss man den Lösungswillen und die Durchhaltekraft für die Beendigung des Denkprozesses haben (und nicht einfach alles hinschmeißen und schaukeln gehen). Am Denken sind alle -Sinne beteiligt, schließlich füttern die das Gehirn mit Informationen, die Nervenenden müssen Botenstoffe freisetzen, damit Signale übertragen werden, das Gedächtnis wird zu Hilfe genommen und auch Emotionen spielen eine Rolle. Aber wo sitzen nun die einzelnen Aufgabenbereiche?
Die Geografie des Gehirns
Frauen nutzen eher die rechte Gehirnhälfte und sind daher emotionaler, während die vermeintlich ausgeprägtere logisch-analytische Denkfähigkeit von Männern mit einer überwiegenden Nutzung der linken Gehirnhälfte zu tun hat. Dieses Populärwissen wird immer noch verbreitet, obwohl man aus der Forschung schon längst weiß, dass es »typisch« männliche oder weibliche Persönlichkeitsstrukturen per se nicht gibt und sich die Aufgaben des Gehirns nicht streng auf die beiden Hälften aufteilen lassen.
Gehirn und Wissenschaft
In der Wissenschaft spricht man aktuell von fünf verschiedenen Gehirnbereichen: dem Frontallappen, dem Parietallappen, dem Temporallappen, dem Occipitallappen und dem Insellappen. Diese wiederum verfügen über eigene Areale, die spezifische Aufgaben übernehmen. So sind das Broca-Areal und das Wernicke-Areal beispielsweise für die Sprache verantwortlich. Ersteres bringt man mit deren Produktion in Verbindung, also etwa mit dem Aneinanderreihen von Buchstaben und Wörtern, während das Wernicke-Areal Begriffe verarbeitet und das Verstehen von Sprache ermöglicht. Manche Areale sind bei den meisten Menschen nur in einer Gehirnhälfte vorhanden, dazu zählen auch das Broca- und das Wernicke-Areal. Bei Rechtshänder:innen liegen diese in der linken Gehirnhälfte, bei Linkshänder:innen in der linken oder rechten Gehirnhälfte. Emotionen wie Empathie, Planungsfähigkeit, emotionale Intelligenz, Entscheidungsfreudigkeit und Selbstkontrolle scheinen hingegen im Frontallappen angesiedelt zu sein. In Teilen des Parietallappens auf der Seite der dominanten Hand finden alle Vorgänge statt, die Schreiben und Rechnen ermöglichen, der Temporallappen erledigt unter anderem die auditorische Wahrnehmung von Informationen, während der Occipitallappen das Sehzentrum darstellt. Generell ist die linke Gehirnhälfte aber für die Steuerung und Reizverarbeitung der rechten Körperseite zuständig – und umgekehrt. Dass dafür eine gute Zusammenarbeit zwischen den Gehirnhälften, aber auch den unterschiedlichen Gehirnlappen und Gehirnarealen notwendig ist, liegt also auf der Hand. Funktioniert dieses Co-Working reibungslos, steigen Gedächtnis- und Lernleistung, die kognitiven Fähigkeiten verbessern sich. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass der Stresslevel sinkt und man emotional stabiler wird. Mit gezielten Übungen soll man diese Zusammenarbeit der beiden Gehirnhälften steigern können.