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Von Koeck (c) Dimitar Gamizov

Philipp Buxbaum: »Ein Schmuckgeschäft muss nicht wie ein Tresor wirken«

Interview

Der Architekt hat dem Wiener Juwelier »Von Köck« einen starken neuen Auftritt verpasst. Mit LIVING sprach er über Geschäfte, in denen man sich wohlfühlen und mit gutem Gewissen shoppen kann.

Ein Schmuckgeschäft muss nicht wie ein Tresor wirken. Es kann einladend und überraschend geerdet sein. So ziert den Wiener Innenstadt-Juwelier Von Köck eine zweigeschossige Baumskulptur. Geschaffen wurde sie 2023 von den Architekten smartvoll in enger Zusammenarbeit mit Felix Köck und Nattaya Englinger, die mit der Neugestaltung des Familienbetriebs ein innovatives Zeichen setzen wollten. LIVING sprach mit dem smartvoll Architekten Philipp Buxbaum über die Hintergründe.

Wie ist das Gesamtkonzept zustande gekommen?

Felix und Nattaya waren ein integraler Bestandteil der Planung und sehr interessiert an allen Einzelheiten. Über allem stand der Grundsatz, eine authentische Atmosphäre zu finden. Ein zentraler Punkt war die Transparenz des Geschäfts, das eine schwellenlose Erweiterung des Stadtraums sein soll. Die Zeiten, in denen das Portal eines Geschäfts sozial segregiert hat, sind vorbei. Freund:innen und Kund:innen sollen Lust haben, auf einen Drink und ein Gespräch vorbeizukommen – ohne den Zwang zu spüren, etwas kaufen zu müssen. Die Atmosphäre ist locker, sonnendurchflutet und ungezwungen.

Warum der Baum?

Das alte Geschäft war in drei Zonen fragmentiert: Auslagenraum, Erdgeschoß und Untergeschoß. Wir haben nach einem Weg gesucht, diese Fragmente zusammenzuführen und durch den so entstehenden durchgängigen Raum mehr Großzügigkeit zu erwirken. In den entstandenen Logen kann man sich mit seiner Beraterin oder seinem Berater zurückziehen, sodass das ganze Augenmerk auf die Kund:innen gerichtet ist. Holz vermittelt etwas Nachhaltiges.

 

Philipp Buxbaum hat gemeinsam mit Christian Kircher 2013 smartvoll Architekten gegründet. Freude am Experiment und ein gesamtheitlicher Ansatz stehen im Zentrum ihrer Entwürfe. www.smartvoll.com

Philipp Buxbaum (c) smartvoll

Was ist die Philosophie dahinter?

Schon früh haben uns Felix und Nattaya erzählt, dass sie sich dafür einsetzen, Diamanten lückenlos nachverfolgen zu können und beispielsweise mit der Zimbaqua Mine kooperieren, die vornehmlich Frauen zu fairen Löhnen in Afrika beschäftigt. Transparenz ist also nicht nur optisch zu verstehen, sondern auch, um eine angestaubte und recht bedeckte Branche in eine neue Zukunft zu führen.

Wie hat sich die Architektur von Schmuckgeschäften allgemein verändert?

Exklusivität war in den Zeiten des Wirtschaftswunders das bloße Tragen von bekannten Marken. Heute ist Exklusivität der Ausdruck der eigenen Individualität. Insofern ist das Geschäft ein Wohlfühlraum für die eigentlichen Stars: für uns Menschen.

Alles über Schmuckstores als Gesamtkunstwerke lesen Sie hier.

Erschienen in
THE JEWELRY EDITION 01/24

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Karin Cerny
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