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Das mehrfach ausgezeichnete Duo Ana Vollenbroich und Annelen Schmidt-Vollenbroich (c) Nikki Mcclarron

Ana Vollenbroich und Annelen Schmidt-Vollenbroich: »Auch Weglassen ist Luxus«

Interview

Die Nidus-Gründerinnen über ihre Haltung zur Architektur, über Wohnlichkeit und gut riechende Materialien.

Mit Nidus entwickeln Sie vor allem bestehende Bausubstanz. Wie würden Sie Ihre Architekturhaltung beschreiben?

Annelen Schmidt-Vollenbroich: Durch unsere intensive Arbeit mit dem Bestand haben wir gelernt, was von Dauer ist und was nicht. Dabei geht es viel ums Aufräumen und Wegnehmen, ums Aufmachen von Räumen. Es geht darum, den Charakterkern des Gebäudes herauszuschälen. Ein Zuviel an Technik vermeiden wir, weil sie sehr schnell veraltet. Wir lieben natürliche Materialien, die schöner werden, wenn sie altern und die sich einfach reparieren lassen. Wir wollen Gebäude schaffen, die offen und flexibel sind, auch für spätere Nutzungen.  Ana Vollenbroich: Wir sind ziemliche Puristinnen und versuchen, allzu Modisches zu vermeiden. Die Materialien bringen schon Struktur und Leben mit, da braucht es keine zusätzlichen Ornamente. In dieser Reduktion liegt für uns auch Schönheit und Nachhaltigkeit. Dafür braucht es eine hohe handwerkliche Qualität in der Ausführung und ein Verständnis bei den Bauherr:innen.

Müssen Sie viel Erklärungs- und Überzeugungsarbeit leisten?

Vollenbroich: Sehr viel! Es besteht immer das Risiko, dass jemand von natürlicher Patina überrascht ist und unzufrieden reagiert, wenn ein Material ganz normal altert. Oft geht es so weit, dass wir bei der Ausführung selbst die Gewährleistung übernehmen, wenn uns ein Detail so wichtig ist, dass es das Risiko wert ist. Meistens ist es das auch. Wir versuchen aber, von Anfang an viel zu erklären, und das funktioniert in der Regel auch sehr gut.

Welche Art von Wohnlichkeit streben Sie bei Ihren Innenräumen an?

Schmidt-Vollenbroich: Wir feilen sehr lange an Grundrissen und machen uns viele Gedanken über die Dramaturgie der Übergänge und Schwellen beim Weg zum Haus und durchs Haus. Durch diese bewussten Raumfolgen entsteht ein Gefühl für Wohnlichkeit. Mal ist es ein weites Entrée, mal liegt der Wohnraum geborgen am Ende eines Weges, wie in einem Schneckenhaus. Andere Aspekte sind angenehme Gerüche von Materialien, die eine Art Wohngesundheit erzeugen, und die richtige Lage auf dem Grundstück, damit die Räume gut mit Sonne und Licht interagieren.

Ist »Luxus« für Sie ein Kriterium?

Vollenbroich: Natürlich ist unser Angebot auf dem Immobilienmarkt im gehobenen Bereich angesiedelt und richtet sich an jene, die es sich leisten können. Aber für uns hat Luxus an sich nichts mit Reichtum, Überfluss und Dekoration zu tun. Auch das Weglassen kann ein Luxus sein. Und ganz wichtig ist für uns auch der intellektuelle Luxus, uns mit Bauherr:innen austauschen zu dürfen, die sich für besondere Architektur interessieren.

Zum Artikel über die Nidus-Projekte geht es hier.

Erschienen in
Ausgabe 02/2024

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