»The Form Follows« launcht erste Kollektion: Interview mit Klemens Schillinger
Die neue Möbelmarke »The Form Follows« stellt ihre erste Kollektion vor. Im Interview spricht Designer Klemens Schillinger über seine Entwürfe und die Idee hinter dem »XD Chair«.
Am 12. Juni 2025 feiert »The Form Follows« seinen offiziellen Markenlaunch. LIVING durfte bereits vorab einen exklusiven Blick auf die erste Möbelkollektion werfen. Hinter der neuen Marke stehen Anna und Michael Trubrig, die mit ihrem New Yorker Showroom Stillfried Design seit über einem Jahrzehnt für ausgewählte europäische Gestaltung stehen.
Nun setzen sie erstmals ihre eigene Vision um, basierend auf jahrelanger Erfahrung und dem direkten Austausch mit Kund:innen.
Form, Funktion, Gefühl
Was die Kollektion besonders macht, ist die gelungene Verbindung aus klarem, zeitgemäßem Design, traditioneller Handwerkskunst und nachhaltigem Denken. Jedes Stück wirkt durchdacht, funktional und gleichzeitig persönlich. Die Entwürfe sprechen eine reduzierte, aber warme Sprache. Elegant, aber nicht abgehoben. Und: Die Möbel sind trotz hoher Qualität bewusst erschwinglich gehalten.
Ein Highlight der Kollektion ist der XD Chair von Klemens Schillinger, der insgesamt fünf der 15 Designs beigesteuert hat. Der Stuhl überrascht: Auf den ersten Blick wirkt er streng und kantig, doch beim Sitzen offenbart sich seine überraschende Bequemlichkeit. Ein perfektes Beispiel dafür, wie gutes Design nicht laut sein muss – sondern durchdacht, ergonomisch und langlebig.
Mit »The Form Follows« gelingt ein starker Einstieg in die Welt der zeitgenössischen Möbelmarken: klar positioniert, hochwertig gedacht und mit einem feinen Gespür für das, was Nutzer:innen heute wirklich suchen.
Wer sich die Kollektion genau ansehen möchte, hat dazu gleich die Gelegenheit:
Vom 12. bis 14. Juni 2025 öffnet »The Form Follows« erstmals ihre Türen in Wien. Mit einem kuratierten Pop-up in der Liniengasse 18, 1060 Wien.
Auch Proportionen spielen eine große Rolle. Ich verbringe viel Zeit damit, Details zu verfeinern, bis sich das Objekt »richtig« anfühlt.
LIVING im Gespräch mit Klemens Schillinger
LIVING: Ihre Entwürfe zeichnen sich durch eine klare formale Sprache aus. Wie sah der erste Impuls für die Stuhlreihe für »The Form Follows« aus – war es ein Material, eine Funktion oder eher eine Haltung?
Klemens Schillinger: Der Impuls kam aus meiner Recherche zu industriellen Komponenten, insbesondere sogenannten XD-Verbindern aus dem Baumarkt, die Vierkantrohre miteinander verbinden. Mich reizte der Gedanke, solche funktionalen Elemente in einen völlig neuen gestalterischen Kontext zu bringen – nicht durch Zweckentfremdung, sondern durch einen Perspektivenwechsel in Proportion, Materialität und Anwendung.
Wie wurde daraus ein fertiges Produkt?
Entscheidend war die Kombination aus technischer Struktur und einem emotionalen Gegengewicht – etwa durch ein Polster oder Wiener Geflecht. In der engen Zusammenarbeit mit The Form Follows wurde der Prototyp kontinuierlich verfeinert: Die ursprünglich verwendeten Kunststoffverbinder wurden durch maßgefertigte Metallteile ersetzt, die eine deutlich robustere Verbindung ermöglichen. Die Transformation vom Experiment zum Serienprodukt war ein langer, intensiver Prozess – möglich durch die Detailversessenheit des Teams.
Wie verläuft bei Ihnen die Ideenfindung? Wie gehen Sie vor beim Entwerfen?
Am Anfang steht oft ein industrielles Teil oder ein technisches Detail, das mich fasziniert. Diese Elemente sind Impulsgeber – nicht das Ziel. Im Entwurfsprozess verändert sich vieles: Ich arbeite mit Zeichnungen, Modellen, Kombinationen und teste viel im Maßstab. Das direkte, physische Arbeiten mit Material ist für mich essenziell, weil es oft ungeplante, intuitive Entscheidungen ermöglicht.
Die Stühle für »The Form Follows« wirken sehr reduziert, aber nicht kühl – fast poetisch in ihrer Strenge. Wie gelingt es Ihnen, Funktionalität und emotionale Anziehungskraft miteinander zu verbinden?
Für mich geht es um Balance. Etwas soll funktionieren, aber auch berühren – selbst wenn ganz leise. Diese Wirkung entsteht oft durch Kontraste: Ein strenger Rahmen trifft auf etwas Weiches oder Handwerkliches, wie etwa Geflecht. Ich achte stark auf Proportionen und Details, bis sich das Objekt »richtig« anfühlt.
Was soll am Ende bleiben – über die Form hinaus?
Trotz Reduktion soll mehr mitschwingen als reine Klarheit. Im besten Fall überträgt sich eine Idee, die sich nicht sofort erklärt, aber in der Nutzung oder Betrachtung nachwirkt. Wenn das gelingt, ist das für mich ein gelungener Entwurf.
KI ist derzeit in aller Munde, auch im Designbereich. Inwiefern beeinflusst oder interessiert Sie der Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der Formfindung, Materialrecherche oder sogar im kreativen Prozess?
Derzeit spielt KI in meinem Prozess kaum eine Rolle – ich arbeite lieber analog und direkt am Objekt. Mich interessiert das unmittelbare Machen: ausprobieren, scheitern, neu denken. Dieses physische, haptische Arbeiten bleibt für mich zentral.
Können Sie sich vorstellen, dass KI künftig relevanter für Ihre Arbeit wird?
Ich beobachte die Entwicklungen mit Interesse und sehe Potenzial, etwa bei Materialrecherche oder Variantenbildung. Vielleicht wird das in Zukunft auch für mich ein nützliches Werkzeug – wenn es sich sinnvoll integrieren lässt.
Das Debut von The Form Follows
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