Wie man richtig schläft
Während wir schlafen und scheinbar nichts tun, ist unser Körper hochproduktiv. Es laufen Wundheilungsprozesse ab, das Immunsystem stabilisiert sich, Wachstumshormone werden gebildet, Zellen und Muskeln schalten auf Regeneration, im Gehirn werden Erlebnisse verworfen oder abgespeichert.
Kein Schlaf, keine Leistung. So einfach lautet die Formel, wenn wir unserem Körper keine ausreichende Qualität in der Erholungsphase gönnen. Das wissen nicht nur Spitzensportler:innen, auch wir quälen uns durch den Tag, wenn die Nacht unruhig und zu kurz war, zu viel Licht ins Zimmer gefallen ist, die Temperatur zu hoch war und wir zu knapp vor dem Einschlafen am Smartphone E-Mails oder Instagram gecheckt oder noch schnell die Serie zu Ende geschaut haben.
Prim. Dr. Bruno Pramsohler hat als Neurologe, Psychiater, Psychotherapeut und Schlafmediziner jahrzehntelange Erfahrung mit körperlichen und seelisch-geistigen Symptomen. Happy Life hat den Schlafexperten, der sein medizinisches Wissen mit einem ganzheitlichen Ansatz für eine gesunde Schlafroutine paart, zum Interview getroffen. Heute stellt er sein Wissen im Gesundheitsresort »BLEIB BERG« zur Verfügung.
Interview
Happy Life: Wie lässt sich die Schlafqualität verbessern und die nächtliche Regeneration erhöhen?
Bruno Pramsohler: Mit Aufklärung und Psychoedukation sowie genetischen Tests zur Feststellung des individuellen Chronotyps, das heißt, ob Sie eine Lerche, also ein Frühtyp, oder eine Eule, der Spättyp, sind. Sie können das auch selbst beobachten, wenn Sie sich ein paar Tage erholen, aus dem Alltagstrott herausnehmen und registrieren, wann Ihnen die Augen zufallen beziehungsweise wann Sie ohne Wecker aufwachen. Ideal für ungestörten Schlaf ist der Zeitraum zwischen 22/23 Uhr und 6/7 Uhr. Stressmanagement und Entspannungstechniken sind zwei weitere große Kapitel, die den Schlaf positiv beeinflussen und Sie fit machen. Auch das Trainieren der Introspektionsfähigkeit kann helfen. Dabei geht es darum, die eigenen Gedanken, Emotionen, Motivationen und inneren Prozesse zu verstehen und zu reflektieren.
Wie wichtig ist der Schlafplatz?
Im Bett sollte nur geschlafen werden. Okay, Kuscheln und Sex sind auch erlaubt, aber sonstige Ablenkungen haben hier nichts verloren. Die dazu passenden Fachbegriffe lauten Schlafrestriktion und Stimuluskon-
trolle. Dazu gehören fixe Schlafzeiten, kein Schlafen untertags und wenn die Gedankenspirale einsetzt, sollten Sie das Bett verlassen und sich auf den »Grübelstuhl« setzen.
Was sind die häufigsten Schlafstörungen?
Beginnen wir mit der obstruktiven Schlafapnoe (OSAS). Dabei handelt es sich um eine Atemstörung während des Schlafens, bei der durch die Verengung des Rachenraums die Atmung verringert wird oder komplett aussetzt. Hier sind 15 Prozent der Männer über 50 Jahre und Frauen nach der Menopause am stärksten betroffen. Der Schlaf wird fraktioniert, wodurch Sie sich am Morgen nicht erholt fühlen. Tagesschläfrigkeit und Sekundenschlaf können die Folge sein.
Der Etappenschlaf ist eine Schlafstörung, die meist im Rahmen psychischer Erkrankungen auftritt. Die Betroffenen schlafen problemlos ein, werden jedoch zwischen zwei und drei Uhr morgens wach und das wiederholte Einschlafen gestaltet sich mehr oder weniger schwierig.
Bei Patient:innen mit Restless-Leg-Syndrom machen sich abends im Bett Missempfindungen in der Wade bemerkbar. Der Bewegungsdrang sorgt für verzögertes Einschlafen beziehungsweise lösen die periodischen Bein-, Fuß- und Zehenbewegungen eine ständige Alarmreaktion aus.
Zu guter Letzt die insomnische Störung, die wir in kleinem Rahmen wahrscheinlich alle kennen: Sie tritt auf, wenn Sorgen, die tagsüber auftreten, mit ins Bett genommen werden und das Ein- und Durchschlafen verhindern. Der gemeinsame Nenner aller Schlafstörungen ist, dass sie eine 24-Stunden-Auswirkung haben.
Wie können Sie Menschen mit Schlafstörungen helfen?
Im »BLEIB BERG« (Anm.: Im Kärntner Retreat-Hotel ist Pramsohler als wissenschaftlicher Leiter Schlafmedizin tätig.) setzen mein Team und ich eine Initialzündung. Während des Aufenthalts erhalten alle Gäste regelmäßige ärztliche Check-ups, Bauchbehandlungen, Leberwickel und Massagen. Täglicher Morgensport, Schwimmen im Thermalwasserpool, Entspannungstechniken nach Jacobsen oder das ABS-System (Ausruhen, Bewegen, Schlafen) und Besuche in der Kryokammer oder im nahe gelegenen Heilklimastollen sind ebenfalls Teil des Konzepts. Wir räumen mit Schlafmythen auf. Langfristiger Erfolg stellt sich ein, wenn Sie wissen, was Sie in puncto Ernährung und Schlafgewohnheiten auf Dauer ändern und zu Hause umsetzen können.
Der Gesprächspartner
Dr. Bruno Pramsohler ist wissenschatlicher Leiter für Schlafmedizin im Kärntner »BLEIB BERG F.X. Mayr Retreat«. Außerdem hat er als Neurologe, Psychiater, Psychotherapeut und Schlafmediziner jahrzehntelange Erfahrung mit körperlichen und seelisch-geistigen Symptomen.