Klimagerechtes Bauen ist im Luxussegment angekommen
Der Trend, Luxus über die Nachhaltigkeit von Gebäuden zu definieren, ist im Kommen: Nicht zuletzt dank ESG-Kriterien sind erneuerbare Energien und nachhaltige Materialien heute ein wichtiges Kaufargument und tragen zum langfristigen Werterhalt bei.
Ein Bentley stand im April 2024 auf einem Dach im zweiten Wiener Gemeindebezirk, speziell per Kran auf die Terrasse gehoben. Ein Teaser für die Interessent:innen der vier Penthouses des von CUUBUUS entwickelten Projekts »Das Artmann«. Doch der langfristige Wert dieser Immobilie liegt nicht in einem Luxusauto, sondern, ganz im Gegenteil, in der Ökologie. Das beginnt dabei, dass es sich um eine aufwendige Sanierung eines denkmalgeschützten Backsteingebäudes aus dem Jahr 1866 handelt. »Altbauten zukunftsfit zu machen ist uns seit Jahrzehnten ein Kernanliegen«, sagt Eduard Mair, Gründer & CEO von CUUBUUS. »Jedes sanierte Gebäude wirkt erneuter Bodenversiegelung entgegen und leistet so einen Beitrag.«
Wasser, Sonne, Erde
Auch bei der Energieversorgung geht man grüne Wege. Heizung, Kühlung und Warmwasserbereitung des Gebäudes erfolgen über eine Wärmepumpe, die über eine Leitung zum Donaukanal versorgt wird, der Strom dafür kommt aus der hauseigenen PV-Anlage auf dem Dach. Die Anlage ist im Betrieb klimaneutral, das »Artmann« wurde mit dem klimaaktiv-Qualitätszeichen in Gold ausgezeichnet. »Projekte, die derartige Standards erreichen, zählen zu den werthaltigsten Immobilien des Landes,« sagt Inge Schrattenecker, Leiterin des Programms »klimaaktiv Gebäude«. Auch beim Developer Value One will man Maßstäbe bei der Klimagerechtigkeit setzen. Etwa beim gemischt genutzten Stadtentwicklungsgebiet Viertel Zwei nahe dem Wiener Prater, das mit dem DGNB-Siegel für nachhaltige Immobilien und Stadtquartiere ausgezeichnet wurde, oder beim Projekt »Mokka« mit 15 Eigentumswohnungen in Wien-Hernals. Dort nutzt Value One durch den Einsatz von Erdwärme und Sonnenenergie die nachhaltigen Potenziale des Grundstücks optimal aus.
Schlüssel für Sicherheit
»Nachhaltigkeit ist seit der Kostenexplosion am Energiemarkt bei Immobilien kein rein ökologisches Thema mehr, sondern ein Schlüssel für finanzielle Sicherheit«, sagt Pia Schelling aus dem Vertriebsteam des auf Asset-Management spezialisierten Unternehmens Ekazent Management. »Wohnungskäufer:innen interessieren sich mehr denn je für die Energiebilanz. Zum einen, um die Energiekosten langfristig niedrig zu halten, zum anderen, um Nachinvestitionskosten auszuschließen, die auf Käufer:innen von Altbauwohnungen mit Gasheizung zukommen.« Spätestens die durch Ukrainekrieg verstärkte Erkenntnis, wie abhängig Österreich von fossilen Energieträgern ist und wie sich das in den Wohnkosten niederschlagen kann, hat hier ein Umdenken bewirkt. Ein eigenes Pilotprojekt hat man mit dem Kh:Ek:51 in Wien-Liesing realisiert, dessen langfristiger Kostenvorteil sich durch das nachhaltige Heizsystem in Verbindung mit den Dämmwerten ergibt. Der ÖGNI-zertifizierte Neubau verbraucht mittels Wärmeerzeugung durch Luftwärmepumpen weniger als die Hälfte der Kilowattstunden, die eine Gasheizung beanspruchen würde.
Dass energieeffiziente Neubauwohnungen trotz steigender Preise bei Käufer:innen sehr gefragt sind, zeigt auch eine Umfrage von Engel & Völkers, die von Mai bis August 2022 durchgeführt wurde. Die Kaufentscheidung von Kund:innen werde in Deutschland stark vom Alter des Gebäudes und von möglichen zukünftigen Investitionen beeinflusst. Der Trend, Luxus über die Nachhaltigkeit von Gebäuden zu definieren, sei erst am Anfang und werde in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. 85 Prozent der Befragten waren bereit, Mehrkosten für Aspekte der Nachhaltigkeit zu zahlen, insbesondere für erneuerbare Energiequellen. Mehr als die Hälfte waren zudem bereit, mehr für nachhaltige Baumaterialien zu zahlen. So erklärt sich auch der Boom des bisher als ländlich geltenden Holzbaus, der heute auch an Prime Locations in der Stadt auftaucht.
Holzbau
Verstärkt wird diese Tendenz durch die bindenden Regeln von EU-Taxonomie und ESG, die viele Unternehmen schon als Chance und Innovationsmotor erkannt haben. Beim Developer UBM – der unter anderem den Timber Marina Tower in Wien in Planung hat – hat man seit einigen Jahren den Schwerpunkt massiv auf Holzkonstruktion gelegt, auch weil man in der Erfüllung der ESG-Kriterien langfristig finanzielle Sicherheit sieht. Heute wird der Holzbau auch bei Prestigeprojekten für Forschung und Innovation verwendet. So etwa in der süddeutschen 130.000-Einwohner-Stadt Heilbronn, die sich seit einigen Jahren als Zukunftsstandort positioniert, inklusive Zukunftspark. Für die dort 2024 eröffnete Innovationsfabrik wurde fünfgeschoßiger Holzhybridbau mit auffälliger Fachwerkkonstruktion mit einem »Umhang« aus vorgehängten Glasschuppen kombiniert: grünes Hightech.