Supergras des Designs: Bambus im Trend
Bambus, oft als »Gras der tausend Möglichkeiten« bezeichnet, erlebt eine Renaissance im Interior-Design. Seine außergewöhnliche Festigkeit, die sogar die von Eiche übertrifft, seine natürliche Resistenz gegen Feuchtigkeit, seine Vielseitigkeit und Nachhaltigkeit machen ihn zum Lieblingswerkstoff und zur Inspirationsquelle renommierter Designer:innen.
Bambus ist Weltrekordhalter. Laut Guinness-Buch der Rekorde ist es die am schnellsten wachsende Pflanze der Welt. Bestimmte Sorten – insgesamt gibt es etwa 1.500 – wachsen über 90 Zentimeter pro Tag, das sind fast vier Zentimeter pro Stunde. Doch obwohl Bambus bis zu 40 Meter hoch werden kann, ist er kein Baum. Aus botanischer Sicht gehört er zu den Gräsern.
Interior-Designer:innen schätzen dieses einzigartige Supergras zunehmend als perfekte Alternative zu Hartholz. Aufgrund seiner Stärke und der strukturellen Fähigkeiten bietet es eine breite Palette an kreativen Möglichkeiten für die Gestaltung umweltbewusster und zugleich stilvoller Räume. Ob als filigrane Raumteiler, kunstvolle Wandverkleidungen oder elegante Möbelstücke – Bambus fügt sich harmonisch in verschiedene Stilrichtungen ein. Seine natürliche Farbpalette, die von hellem Beige bis zu tiefem Braun reicht, verleiht Wohnbereichen eine warme und einladende Atmosphäre, seine antistatischen Eigenschaften und die einfache Pflege machen ihn zusätzlich attraktiv.

Boho meets Bambus. Das Zuhause der Designerin Jo England ist eine Ode an ihre Liebe zu nachhaltigem Material. Bambus, Holz und warme Farben geben den Ton an.
tribedubai.com

Inspired by Asia. Die Kollektion »Rotin« von Ethimo ist von der asiatischen Tradition inspiriert, in der Bambus ein wichtiges Element für hochwertige Einrichtung ist.
ethimo.com
Das Multitalent
Bekannte Designer:innen wie Patricia Urquiola oder Ilse Crawford setzen gezielt auf Bambus, um eine naturnahe Eleganz zu schaffen, die sowohl modern als auch zeitlos wirkt. Für den italienischen Designer Piero Lissoni vereint Bambus Nachhaltigkeit mit einer luxuriösen Haptik, die in modernen Wohnkonzepten unverzichtbar sei, wie er des Öfteren betont. Davon zeugt etwa seine Outdoorkollektion »Ohe« für Fendi Casa, die aus Bambusrohr und Rattan gefertigt ist. Seine Landsleute, die Topdesigner:innen Giorgia Zanellato und Daniele Bortotto, nutzen Bambus häufig als Inspirationsquelle. Für Ethimo kreierten sie eine Reihe von Möbeln, die eine Hommage an das Supergras und an seine Verwendung im asiatischen Raum sind. Ähnlich ist es bei Jo England, Gründerin von Tribe Dubai, das für seine innovative und nachhaltige Herangehensweise an Interior-Design bekannt ist. Die Designerin, die zuvor in London gelebt hat, liebt Bambus: »In Australien aufgewachsen, wurde ich mit einer starken Verbindung zur Natur groß.« Das spiegeln ihre Designs wider, so beispielsweise die handgefertigten Sofas aus der »Nubambu«-Serie, die ein Abbild von Englands Leidenschaft und »Wertschätzung für Naturmaterialien« sind.
Im gehobenen Interior-Design wird Bambus aber nicht nur für Möbelstücke verwendet, sondern auch für Bodenbeläge, Küchenfronten, dekorative Elemente wie Tapeten aus Bambusfaser – perfekt geeignet fürs Schlafzimmer –, Lampen und Accessoires. Manche Designer:innen nutzen ihn für architektonische Bauteile, darunter akustische Decken- und Wandverkleidungen. Kirei etwa setzt Bambus für stilvolle Wandpaneele ein, die Licht subtil filtern und Räumen eine sanfte Tiefe verleihen.
Ein Hauptgrund für den Erfolg von Bambus im High-End-Design ist seine Umweltfreundlichkeit. Designer:innen integrieren das vielseitige Material in ihre Projekte, um natürliche Anmut und umweltbewusste Ästhetik zu vereinen. Tatsächlich überzeugt Bambus durch seine Langlebigkeit und vor allem durch seine Nachhaltigkeit.
Die schnell wachsende Pflanze ist eine endlose Ressource, da sie ohne Kahlschlag geerntet wird. Das Rhizom stirbt nach der Ernte nicht ab, im Gegenteil: Durch die Ernte der reifen Stämme steigen Ertrag und Qualität der Plantage. So dauert es nur fünf Jahre, bis ein Stamm erntereif ist und seine hartholzähnlichen Eigenschaften gebildet hat. Im Gegensatz dazu ist herkömmliches Hartholz oft erst nach 50 Jahren schlagreif. Unschlagbar in seiner Verwendung und in der nachhaltigen Nutzung ist Bambus also längst. Und er ist mehr als ein Werkstoff – als Symbol für die erstrebenswerte und notwendige Verbindung von Nachhaltigkeit und Luxus im Interior-Design wird man noch viel von dem Supergras hören.