»Ich sehe die Welt durch eine Designbrille« – im Gespräch mit Johann Scheuringer
Mit einem weiteren Red Dot Design Award für Sustainable Design setzt »Josko« neue Maßstäbe in der Gestaltung von Fenstern und Türen. CEO und Mehrheitseigentümer Johann Scheuringer spricht im Interview mit Susanna Pikhart über sein erstes Türdesign, die Reduktion als Luxus und darüber, wie nachhaltige Materialien die Architektur von morgen prägen.
Er hätte Möbel entwerfen können. Oder Leuchten. Doch Johann Scheuringer entschied sich für Fenster und Türen. Für die stillen Elemente, die Räume definieren und neue Perspektiven erschließen. Dass ein gelernter Designer erfolgreich die Geschicke eines Industrieunternehmens lenkt, ist selten. Dass er es schafft, Ästhetik und Nachhaltigkeit so zu verweben, noch viel mehr. Scheuringer denkt nicht in Bilanzziffern, sondern in Materialien, Linien und Lebenszyklen. Das macht »Josko« zu einem Ausreißer in der Branche und zum vielfach prämierten Vorreiter. Schon zum 13. Mal wurde das Unternehmen nun mit einem international renommierten Award ausgezeichnet.
LIVING Sie sind ein gelernter Designer, kein klassischer Betriebswirt. Wie verändert diese Perspektive Ihre Führungsrolle?
Johann Scheuringer Ich beobachte vieles in der Welt auch durch eine Designbrille – egal ob Fahrzeuge, Möbel oder Gebäude – und frage mich oft: Hätte man das nicht eleganter, schlichter oder ausgewogener lösen können? Gleichzeitig bin ich immer wieder beeindruckt von gut durchdachten Designs, die bereits Jahrhunderte alt sind. Die Designbrille trage ich natürlich auch bei der Entwicklung unserer eigenen Fenster, Türen oder dem Sonnenschutz.
»Josko« ist Ihr unternehmerisches Lebenswerk. Was waren Ihre prägenden Momente?
Meine Geschwister und ich durften miterleben, wie »Josko« von der kleinen Tischlerei meines Vaters zum Premiumanbieter am Fenster- und Türenmarkt herangewachsen ist. Ich selbst bin vor 30 Jahren in den Betrieb eingestiegen und durfte sogleich eine neue Haustürserie gestalten – ein großer Vertrauensbeweis meiner Familie. Damit haben wir europaweit einen Trend für schlichte und moderne Türen gesetzt. Danach folgten viele Meilensteine, etwa unser bündiges Erfolgsfenster »Platin«. Heute prägen unsere Produkte den Stil vieler Gebäude entscheidend mit.
Wenn man so lange ein Familienunternehmen weiterentwickelt, sieht man mehr als nur die Zahlen: Was bedeutet »Josko« für Sie persönlich, abseits von Umsatz und Marktanteil?
Für mich gibt es kein besseres Gestaltungsumfeld. Ich darf mich gemeinsam mit unseren 1.000 Mitarbeiter:innen verwirklichen und Impulse für die Architektur und Gesellschaft setzen. Ich bin beispielsweise ein starker Verfechter von Wohnen in Eigentum und der Wohnform Einfamilienhaus. Nur noch auf Miete oder Wohnblöcke zu setzen, ist für mich zu kurz gedacht. Es braucht vielmehr ein Gleichgewicht, um die echten Bedürfnisse der Menschen zu treffen.
Dazu zählt ja auch Nachhaltigkeit. Doch sie ist kein Label, sondern eine Haltung. Wie tief reicht diese Überzeugung bei Ihnen?
Wir müssen begreifen, welch enormen Hebel der Bausektor hat: Gebäude sind Hauptverursacher von CO₂-Emissionen, vor allem durch ineffizientes Heizen und Kühlen. Alte Fenster sind meist die größte Schwachstelle einer Gebäudehülle. Laut Studien sind rund 70 Prozent der Gebäude in der EU sanierungsbedürftig, in Österreich etwas weniger. Wir verzetteln uns hier zu sehr in Detaildiskussionen und verlieren dabei die großen Potenziale aus den Augen.
Ich durfte miterleben, wie aus der einst kleinen Tischlerei meines Vaters ein europäischer Marktführer für moderne Holz/Alu-Fenster wurde.
Johann Scheuringer, CEO »Josko«
Was tun Sie konkret, um gegenzusteuern?
Wir sind Spezialist für Holz/Alu-Fenster. Das Holz kommt aus mitteleuropäischen Wäldern, was in der Branche nicht überall üblich ist. Bei Aluminium und Kunststoff setzen wir Recyclinganteile von 60 beziehungsweise 80 Prozent ein. Darüber hinaus haben wir bereits vor vielen Jahren mit der Stromgewinnung aus Holzabfällen begonnen.
Ihr Fenster »Platin« wurde jüngst mit dem Red Dot und dem German Design Award prämiert – eine Ikone puristischen Designs. Was war der ursprüngliche Impuls?
Die Inspiration kam aus der Vergangenheit: Früher – lange vor Isolierglas – waren Fenster oft erstaunlich elegant. Denken Sie an Kastenstockfenster in städtischen Altbauwohnungen mit ihren schlanken Fensterrahmen. Meine Vision war es, diese Eleganz früherer Zeiten zurückzubringen, aber mit hochwertiger Technologie und Wärmedämmung von heute. Also haben wir Produkte entwickelt, mit denen wir das Maximum an Schlankheit ermöglichen.
Warum ist diese Schlankheit so wichtig?
Schlanke Fensterrahmen ermöglichen nicht nur schönere Architektur, sondern lassen auch mehr Tageslicht in die Räume, mehr Ausblick und mehr solare Wärme in kalten Jahreszeiten. Das verändert das Wohnerlebnis. Gute Architektur lebt von solchen Details.

Preisgekröntes Erfolgsfenster: Platin wurde mit dem Red Dot Design Award 2025 prämiert. Es ist das beliebteste Holz/Alu-Fenster in Österreich und Deutschland.
© JoskoFenster sind heute Hightech-Produkte. Wie gelingt es Ihnen, Technik, Ästhetik und Handwerkskunst optimal zu verbinden?
Der wohl wichtigste Aspekt ist, dass wir unsere Produkte selbst entwickeln, während der Großteil der Branche »Assembling« von fertigen Komponenten einiger weniger Systemgeber betreibt. Die Folge davon ist, dass viele Fenster und Türen am Markt gleich aussehen und einfach nur dem Standard entsprechen. Wir hingegen setzen sehr viel Liebe zum Detail und Ressourcen dafür ein, unsere Produkte ästhetischer zu gestalten: Fenster, Haustüren und Glasflächen, bei denen der Rahmen optisch verschwindet, sehr schlanke Schiebetüren sowie Glastüren im Loftstil ohne sichtbaren Türgriff. Unsere Produkte sind zwar technologische Spitzenleistungen, aber das Design steht stets in engem Bezug zu Mensch und Umfeld.
»Josko« ist regional verwurzelt, agiert aber international. Wie gelingt dieser Spagat?
Mir liegt Oberösterreich sehr am Herzen. Ich bin hier aufgewachsen und bin mir der Verantwortung als Leitbetrieb der Region bewusst. Wir versorgen viele Betriebe in der Umgebung mit Aufträgen. Unsere Produkte sind aber auch außerhalb von Österreich gefragt, der Schwerpunkt liegt dabei in Deutschland. Entscheidend ist, dass auch bei unseren internationalen Vertriebspartnern nach denselben Werten und Standards von »Josko« gearbeitet wird – nur so bleibt die Marke glaubwürdig.
Und was wünschen Sie sich für die zukünftige Fensterbranche – und für sich selbst?
Dass der Fensterstandard, den wir in Österreich haben, europa- oder gar weltweit Schule macht. Und dass Fenster nicht nur technische Elemente bleiben, sondern zu Trägern schöner Architektur und echter Lebensqualität für Generationen werden.
Mehr Infos
Weitere Informationen finden Sie online unter josko.com.