Zwiebel und Knoblauch: Die besondere Wirkung der kleinen Powerpakete
Was für tolle Knollen! Sie bilden die Basis vieler Rezepte und sind dabei doch selten die Hauptdarsteller, dabei verdienen Knoblauch und Zwiebel das Rampenlicht. So sind sie doch mehr als simple Kochknollen, sondern seit Jahrhunderten erprobte Heilbringer.
Die Französin Jeanne Calment, die 1997 mit unglaublichen 122 Jahren aus dem Leben schied und seither den internationalen Altersrekord hält, antwortete einst auf die Frage, was sie jung und gesund hält: »Knoblauch und Zwiebel.« Ihr vermeintliches Geheimrezept ist ein seit Jahrtausenden bewährtes Allheilmittel gegen ein Gros an herkömmlichen Krankheiten und Wehwehchen – das in der modernen Medizin leider oft vergessen wird. Denn während Knoblauch und Zwiebel in der Küche meist einen untergeordneten Rang als Basiswürze fristen, tun sie das in der modernen Medizin auch.
Ein Plädoyer für die tollen Knollen
Neue Studien können das nun ändern. So hat ein englisches Forscherteam ein Rezept aus dem neunten Jahrhundert entdeckt und nachbereitet, das erstaunliche Kenntnisse zutage brachte: Dazu nehme man Knoblauch und Zwiebel, stampfe beides und lege es drei Wochen in Ochsenfett ein. Das Ergebnis? Die Salbe oder Tinktur, je nach Flüssigkeitsgrad, ist ein natürliches Antibiotikum! Als Salbe wirkt es zusätzlich antiseptisch. So simpel und dabei so effizient.
Im Prinzip ist das nichts Neues. Bereits in der Antike wusste man um die Bedeutung der Knollen. Hippokrates, der berühmteste Arzt seiner Epoche, brachte es auf den Punkt: »Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein.« In der Gegenwart betonte Dr. Virtanen bereits 1960, auf der zehnten Tagung der Nobelpreisträger, über die in der Zwiebel reichlich enthaltenen schwefelhaltigen Aminosäuren. Aus ihnen entstehen bei Zerkleinerung und anschließender Fermentierung stark bakterienhemmende Thiosulfate – die nebst Penicillin die wichtigsten Mittel zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten sind. Die Zwiebel, so weiß man heute, enthält auch ein pflanzliches Hormon, das ähnlich wie Insulin auf die Bauchspeicheldrüse beziehungsweise den Zuckerstoffwechsel wirkt und dadurch in der Lage ist, einen krankhaft erhöhten Zuckergehalt des Bluts herabzusetzen. Knoblauch wiederum wirkt blutdrucksenkend, gefäßerweiternd und kann so – regelmäßig genossen – Arteriosklerose vorbeugen.
Heute gut erforscht, früher gut erprobt
Bereits im Alten Ägypten kannte und schätzte man Knoblauch und Zwiebel. Im antiken Rom galt es sogar als urrömisch, nach Knoblauch zu riechen! Auch im Mittelalter wurde die desinfizierende Kraft der Zwiebel als Schutz gegen Pest und Cholera geschätzt. Ebenso der Knoblauch. Auch Hildegard von Bingen wusste um seine Wirkung, betonte aber auch, dass man den Knoblauch nur maßvoll essen solle, »damit das Blut im Menschen nicht übermäßig erwärmt werde«.
Ein behutsamer Umgang macht Sinn, auch wenn die artverwandten Liliengewächse in den meisten Küchen reichlich eingesetzt werden. So stellt man etwa in Südamerika aus Knoblauch das bekannte Chimichurri her, während im Osten Europas Knoblauchbrot, gefolgt von Knoblauchsuppe beliebte Rezepte jedes Speiseplans sind. In China wiederum gehört Knoblauch ohnehin zu fast jedem Rezept – und wird auch roh genossen.
Das muss man mögen – und vertragen. Denn ähnlich wie die Zwiebel enthält auch dieses Liliengewächs Sulfide, die den Magen-Darm-Trakt beeinflussen und die Gallen- und Bauchspeicheldrüsenproduktion anregen – ein No-go für Menschen mit Problemen in diesen Körperregionen. Wahrscheinlich zielte auch Hildegard von Bingen darauf ab, ohne es genau in Worte fassen zu können! Wer demnach auf eine darmschonende Ernährung achtet und etwa eine Ayurveda- oder F.-X.-Mayr-Kur macht, wird ohne diese kleinen Wunderwerke auskommen müssen.
Dem bleibt aber noch immer die äußerliche Anwendung: Bei Ohrenschmerzen können warme Zwiebelwickel helfen, bei Insektenstichen das Auflegen und Verreiben von Zwiebelscheiben. Die antiseptische und antibakterielle Wirkung von Knoblauch hilft als Salbe gegen Wunden und Entzündungen.
Tipp: Oral genossen, kann man die unangenehmen Ausscheidungen, die Zwiebel und Knoblauch – roh, aber teilweise auch gekocht – produzieren, nicht ganz eliminieren, doch aber mit folgenden Ingredienzen abschwächen: Milch, Petersilie und Rautenblätter können viel abfangen. Fein gehackter Knoblauch gibt mit Kümmel und Majoran eine feine Würze für Erbsen-, Linsen-, Bohnensuppe und Bratentunke. Eine ideale Aufbereitung von Wintergerichten, die nebst dem Geschmack auch der Gesundheit zuträglich sind.