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Was hinter dem Hype um Rohmilch steckt

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Sie ist erfrischend, pur und soll äußerst gesund sein — in der Foodszene gilt Rohmilch längst als neuer Gesundheitsbooster. Weil sie weder ultrahocherhitzt noch pasteurisiert ist, bietet sie dem Körper viele Vorteile, aber leider auch einige wenige Nachteile.

Natürlichkeit liegt total im Trend, kein Wunder also, dass auch die Lebensmittelbranche einem Wandel unterzogen wird. Ein Trend, der derzeit nicht zu stoppen ist, ist Rohmilch. Diese wird direkt von Kühen, Schafen oder Ziegen entnommen und unbehandelt vom Bauern herausgegeben. Herkömmliche Milch wird nach dem Melken haltbar gemacht und mit verschiedenen Stoffen versetzt, die Keime und Bakterien abtöten sollen. Kann unbehandelte Milch wirklich besser sein?

So gesund / ungesund ist Rohmilch

Milch ist ein Kühlprodukt, man könnte also meinen, dass eine vernünftige Konservierung des Produktes  und Ultrahocherhitzung zur Keimabwehr essentiell sind. Tatsächlich gehen durch den Prozess aber wertvolle Inhaltsstoffe verloren, wie Rohmilch-Befürworter angeben würden. Tatsächlich enthält Rohmilch viele B-Vitamine, natürliche Probiotika und verdauungsfördernde Enzyme.

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Generell wird Rohmilch von vielen Menschen besser vertragen als herkömmliche Milch. Insbesondere Allergiker:innen können von der Zusammensetzung an Enzymen profitieren, eine Vielzahl von ihnen würde während der Pasteurisierung zerstört werden. Verwunderlich ist, dass auch Menschen, die unter einer Laktoseintoleranz leiden, oftmals Rohmilch problemlos genießen können. Grund dafür: Sie enthält intakte Milcheiweiße wie Casein in ihrer ganz natürlichen Form, anders als verarbeitete Milch. Bei der Erhitzung werden die Proteine in ihrer Struktur verändert und vom Körper in Folge als nicht mehr richtig erkannt. Nicht selten entstehen durch die fremden Informationen allergische Reaktionen.

Weil Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, häufiger mit Rohmilch in Berührung kommen, klagen sie seltener über Allergien oder Asthma, wie Studien beweisen konnten. Das liegt einerseits an den enthaltenen intakten Eiweißen, andererseits an den guten Probiotika, die die Darmflora ins Gleichgewicht bringen und den Stoffwechsel unterstützen. Weil auch das Immunsystem über den Darm gesteuert wird, hat Rohmilch somit auch auf ihn Auswirkungen.

Zu beobachten ist das Phänomen übrigens auch in der älteren Generation. Weil Milch Anfang des 20. Jahrhunderts noch nicht konserviert oder pasteurisiert wurde, weisen viele ältere Menschen eine gesündere Darmflora und weniger Allergien und Empfindlichkeiten auf.

Gefahr durch Rohmilch?

So gesund Rohmilch auch zu sein scheint, bleibt die Gefahr vor Krankheitserregern. Menschen, die eh schon angeschlagen oder deren Immunsystem geschwächt ist, sollten sie sicherheitshalber lieber meiden. Eine Infektion mit Bakterien könnte dem Körper zusätzlich zusetzen. Auch für Schwangere oder stillende Mütter ist Rohmilch tabu. Zu groß ist die Gefahr vor einer Listerieninfektion, die negative Auswirkungen auf das ungeborene Kind oder Neugeborene haben könnten.

Wer Rohmilch unbedingt probieren oder regelmäßig zu sich nehmen möchte, um die Gesundheit zu pushen, sollte das Produkt direkt vom Bauern des Vertrauens beziehen und umgehend verzehren. Die Einhaltung von Kühlketten ist hier extrem wichtig. Schon auf dem Weg nach Hause könnten sich Bakterien und Keime vermehren und später Infektionen auslösen.

Carolin Chytrek
Autor
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