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Warum Ausflüge mit Tieren so gesund sind

Sport
Workout

Dass Sport gesund ist, steht außer Frage. Gerüchten zufolge soll es sogar Menschen geben, denen körperliche Betätigung Spaß bereitet. Wer sich in dieser Hinsicht nicht so sicher ist, sollte Aktivitäten gemeinsam mit Tieren probieren. Denn das ist auf mehreren Ebenen eine gute Idee.

Kevin ist stur. Er lässt sich kaum dazu überreden, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und er hat gleich vier davon. Immer wieder bleibt er stehen, guckt in die Landschaft, zupft sich ein Blättchen ab, obwohl er das nicht darf, und tut überhaupt nur das, worauf er gerade Lust hat.

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Kevin darf das, weil er ein Hausesel ist. Spaziergänge und Wanderungen mit diesen Vertretern der Gattung Pferde werden immer beliebter, man lernt schließlich so einiges. Zum Beispiel, einfach mal die Umgebung zu genießen und in sich aufzunehmen, bevor man weiterhetzt. Oder Ruhe und Gemächlichkeit. Außerdem kann man beim Eselwandern auch seine Führungsqualitäten unter Beweis stellen. Denn die Tiere einfach anzutreiben oder an ihrem Halfter zu zerren, wird nur bewirken, dass sie sich querstellen und gar nichts mehr von dem tun, was man von ­ihnen erwartet.

Der Umgang mit ihnen, übrigens die ­ältesten Haustiere der Menschen, verleiht innere Ruhe, mildert Ängste, stärkt das Selbstbewusstsein und macht ganz einfach Spaß. Sie sind den Alpakas und Lamas in charakterlicher Hinsicht sehr ähnlich, wenngleich die beiden Letztgenannten wohl wegen ihrer witzigen Optik in Sachen Tierwanderung im Bekanntheitsranking weiter vorne liegen.

Fast Medizin

Einer der Gründe, weshalb wir uns in ­Gegenwart von Tieren so wohl fühlen, liegt in unserem Hormonhaushalt begründet. Bei der Interaktion mit ihnen wird die Freisetzung des Hormons Oxytocin gefördert. Das sogenannte »Kuschelhormon« fördert das Wohlbefinden, stimmt uns positiv und reduziert effektiv das Level des Stresshormons Cortisol. Damit einhergehend ­sinken der Blutdruck und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und Nierenschäden. Ein niedrigerer Cortisolspiegel hat zudem positive Auswirkungen auf Depressionen, Angststörungen, Schlafstörungen und das Gewicht.

Im Grunde vervielfältigt Sport mit Tieren also die Wirkung, die Sport auf uns ohnehin hat. Zusätzlich verringert sich das Gefühl von Einsamkeit, der Selbstwert steigt, man knüpft leichter Kontakte.

Wer Geschwindigkeit bevorzugt, steigt am ­besten auf ein Pferd um. Deren Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Egal, ob man sich nun eher dem klassischen Dressurreiten, dem Westernreiten, dem spektakulären ­Turnen auf dem Pferd (Voltigieren) oder Polo zugeneigt fühlt: Die Interaktion mit den einfühlsamen Wesen fördert den Fokus und die Achtsamkeit, trainiert Problem­lösungsmöglichkeiten, verleiht Selbst­bewusstsein, Durchsetzungsvermögen und stärkt die Resilienz.

Auf körperlicher Ebene tut sich ebenfalls viel. Reiten erfordert die ständige ­Anpassung des Körpers an die Bewegung des Pferds. Das stärkt die Rumpfmuskulatur, das Gleichgewicht, Koordination und Feinmotorik.

Sport mit dem besten Freund

Hundebesitzer:innen wissen, dass manchmal selbst die Gassi-Runde schweißtreibend sein kann, doch auch abseits des Alltags mit dem vierbeinigen Freund gibt es zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten. Beim Agility beispielsweise geht es darum, einen Hindernisparcours zu überwinden, während man beim Dog Dancing gemeinsam eine flotte Sohle aufs Parkett legt. Immer mehr verbreitet sich aber auch Doga. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als Yoga mit dem Hund. Will heißen: Herrchen, Frauchen und Hundchen geben sich gemeinsam dem Flow hin. Wahrscheinlich wird es ein bisschen Motivation in Form von Leckerchen und Übung brauchen, bis der Hund mitmacht.

 

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Wahrscheinlich näher an den natürlichen Instinkten von Hunden ist da schon eine ­rasante Fahrt mit dem Schlitten. Auch als »Mushing« bekannt, handelt es sich um ­einen tierischen Sport, der je nach spezifischen Bedingungen und Intensität nicht nur für die Hunde körperlich anstrengend sein kann, sondern auch für die menschlichen Führer:innen (Musher). So sind Balance und Stabilität gefordert, denn der Musher steht auf den Kufen des Schlittens. Er muss aktiv und mit viel Körpereinsatz lenken, manchmal den Schlitten auch anschieben und so ganz nebenbei den Wetterbedingungen trotzen – schließlich handelt es sich um eine Wintersportart. Gleichzeitig übernimmt der Musher die Verantwortung über das Hunderudel, muss sich konzentrieren, aufmerksam sein und schnell reagieren können. Dafür genießt man unterwegs aber auch das sagenhafte Gefühl der Geschwindigkeit, der Nähe zur Natur und des Adrenalins, das sich im Körper breitmacht.

Randsportarten mit Tieren

Selbstverständlich gibt es auch in Sachen »Sport mit Tieren« eher breitenwirksame Sportarten und solche, die man eher zu Randerscheinungen zählen kann. Dazu gehören zum Beispiel das Kamelringen, das ganz ohne menschliches Zutun auskommt, das Schneckenrennen, Brieftauben-Flugbewerbe und Fischen. Letzteres macht nämlich nur einem der beiden Beteiligten Spaß. Im arabischen Raum sehr weit verbreitet, aber längst nicht auf ihn beschränkt, ist die Falknerei. Dabei handelt es sich um eine Aktivität, die ungefähr so viel körperliches Zutun erfordert wie Schach. Dafür muss der Falkner aber jede Menge geistiger Kompetenzen mitbringen.

Wichtig sind Geduld, Einfühlungsvermögen und Disziplin. Der Wille zur Beschäftigung mit dem Tier muss ebenso gegeben sein wie die Bereitschaft, viel Zeit zu investieren – und das konsequent. Schätzungsweise 20.000 Falken soll es in den Vereinigten Arabischen Emiraten ­geben. Ihre Haltung beschränkt sich dabei nicht nur auf Mitglieder des Königshauses. Die Tiere sind quer durch alle sozialen Schichten zu finden. Was heute oft als Sport ausgeübt wird, war früher nämlich überlebenswichtig für die Beduinen dieser Region. Sie bildeten die Greifvögel aus, damit ihnen diese bei der Jagd halfen. Bis heute ist die Falknerei tief in der arabischen Kultur ­verwurzelt.

Erschienen in
Ausgabe 03/2024

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Claudia Hilmbauer
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