Sauer macht lustig? Was wirklich hinter der alten Weisheit steckt
Zitronen, Essig, Fermente: Warum sauer nicht nur frisch macht, sondern auch Stimmung und Verdauung anregen kann – und wann man lieber vorsichtig sein sollte.
»Sauer macht lustig« – wer kennt diesen Spruch nicht? Was früher vor allem Kindern beim ersten Kontakt mit sauren Drops oder Zitronenscheiben zugerufen wurde, birgt überraschend viel Wahrheit. Denn Säuren wirken nicht nur geschmacklich belebend, sondern beeinflussen auch Körper und Geist. In der Ernährung spielen sie eine größere Rolle, als man denkt – von Verdauung über Entgiftung bis hin zur Laune.
1. Warum sauer uns wach macht
Der menschliche Geschmackssinn reagiert besonders sensibel auf Säure. Ob Zitronensaft, Apfelessig oder Sauerkraut: Der erste Kontakt auf der Zunge sorgt für ein Zucken, ein Zusammenziehen – und eine schnelle Reaktion im Gehirn. Studien zeigen: Sauer aktiviert bestimmte Speichel- und Verdauungsdrüsen, bringt den Kreislauf in Schwung und kann kurzfristig sogar die Konzentration steigern. Kein Wunder, dass saures Obst oft als Frischekick zwischendurch geschätzt wird.
2. Säuren für die Verdauung: altbewährt und modern
Schon Hildegard von Bingen wusste um die Kraft von vergorenem Sauerteig. Heute sprechen wir von Fermentation, probiotischen Lebensmitteln und Apfelessig-Kuren. Die darin enthaltenen Säuren – vor allem Milchsäure und Essigsäure – unterstützen die Verdauung, fördern ein gesundes Mikrobiom im Darm und können sogar die Aufnahme bestimmter Nährstoffe verbessern. Besonders beliebt: Ein Teelöffel Apfelessig in lauwarmem Wasser vor dem Essen – ein traditionelles Hausmittel, das auch moderne Ernährungsberater:innen empfehlen.
3. Gute Laune durch Fermente?
Interessanterweise gibt es Hinweise darauf, dass saure Lebensmittel indirekt die Stimmung beeinflussen können. Fermentierte Produkte wie Kimchi, Joghurt oder Kombucha liefern nämlich nicht nur milde Säuren, sondern auch probiotische Bakterien. Diese wirken sich positiv auf die Darmflora aus – und da bekanntlich 90 % des Serotonins (unser Glückshormon) im Darm gebildet werden, ist der Zusammenhang durchaus plausibel. Also ja: Sauer macht in gewisser Weise tatsächlich lustig.
4. Aber: Nicht jede Säure ist für jeden gut
So sehr saure Lebensmittel auch beleben können – sie sind nicht für alle gleich gut verträglich. Menschen mit empfindlichem Magen, Reflux oder Histaminintoleranz sollten mit sauren Speisen und Getränken eher vorsichtig sein. Auch der Zahnschmelz leidet bei zu viel direktem Säurekontakt – daher immer mit Wasser nachspülen oder besser zu den Mahlzeiten konsumieren.