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Mit der richtigen Atmung zu mehr innerer Ruhe

Atem
Entspannung
Wellbeing

Ganz selbstverständlich holen wir rund um die Uhr Luft, atmen ein und aus. Tun wir es jedoch bewusst, ­erhöhen wir die  Aufmerksamkeit, steigern das Wohlbefinden und vertiefen die Entspannung.

Es ist das Erste, was jeder Mensch auf dieser Welt zu Beginn seines Lebens zu meistern hat. Ungeachtet moderner Hightech-Medizin, alternativer Gebärmethoden und ganzheitlicher Anwendungen, die Frau und Baby während der Geburt bestmöglich unterstützen, ist der wohl spannendste Moment wohl jener, in dem das Kind seinen ersten selbstständigen Atemzug macht – ­gefolgt von der spürbaren ­Erleichterung, wenn dies spontan erfolgt. Umso verwunderlicher, dass wir diesen Quell der Leistungsfähigkeit, der Kraft, Konzentration und Entspannung die restliche Zeit unseres Lebens als Selbstverständlichkeit hinnehmen. Doch es geht auch anders, wie Sportbegeisterte und gesundheitsbewusste Menschen wissen.

Was richtige Atmung kann

Wer gelernt hat, bei Belastung aus- und bei Entlastung einzuatmen, versorgt seinen Körper während des Krafttrainings optimal mit Sauerstoff und sorgt so für ein reibungsloses Zusammenspiel von Muskeln und Gehirn. Die Pressatmung, die an hochroten Köpfen und hervortretenden Adern am Hals zu erkennen ist, ist definitiv passé. Außerdem spannen sich beim zeitgerechten Ausatmen die Core-Muskeln an, was zu einer besseren Körperhaltung und einer starken Mitte sowie einer stabilisierten Wirbelsäule führt. Wer im Ausdauertraining nicht schnell aus der Puste kommen oder unter Seitenstechen leiden möchte, setzt auf Bauch- statt Brustatmung, weil sie weniger Energie verbraucht und mehr Sauerstoff in die Lungenflügel transportiert. Außerdem können Sportler:innen ihre Atemfrequenz von etwa 15 bis 20 Atemzügen pro Minute auf bis zu sechs herunterfahren.

Das ­Immunsystem kann durch kontrolliertes ­Atmen ebenfalls gestärkt werden, weil es zum Beispiel den Cortisolspiegel senkt und die S­auerstoffversorgung im Körpergewebe verbessert.

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Lieber Bauch als Brust

Die tiefere Bauchatmung ist generell in allen Lebenslagen der flachen Brustatmung vorzuziehen, da sie der Gesundheit besser zuträglich ist. Also wollen wir hier das erste Mal innehalten, die Hände auf den Bauch legen und sehen, ob sie sich im Atemrhythmus nach vorne und hinten bewegen. Die Aktivierung des Zwerchfells, dem großen Atemmuskel unterhalb der Lunge, genossen? Gratulation – und weiter im Wissenserwerb. Denn wer lernt, seine Atmung zu steuern, kann auf das vegetative Nervensystem, ­respektive die Gehirnleistung, und in weiterer Folge auf die persönliche physische, mentale und emotionale Verfassung Einfluss nehmen.

Wertvoller Anker

Wir kennen es: Hyperventilieren wir in Ausnahmesituationen, macht sich extreme Unruhe bis Panik breit. Gewinnen wir die Kontrolle zurück und atmen gelassen ein, kehren Kraft, Gelassenheit, Zuversicht und Körperbeherrschung zurück. Folgt dann noch langes und sanftes Ausatmen werden Körper und Geist gereinigt. Das birgt nicht nur bei Stress, beim Laufen, während des HIIT-Workouts oder in der Pilates- und ­Yogastunde, sondern auch im Alltag Vor­teile. Wer kurz vor dem Augenblick ist zu ­»explodieren« und die Erkenntnis abrufen kann, dass verlängertes Ausatmen die ­Herzfrequenz sinken und Wut ­verpuffen lässt, ist auf einem guten Weg.

Vor dem Einschlafen haben achtsames ­Atmen und die Konzentration auf den ­Moment das Zeug dazu, die Schlafqualität zu steigern. Und ja, natürlich tauchen ­ständig Gedanken auf, wenn wir versuchen, uns zu entspannen. Unser Gehirn ist schließlich ein bisher unnachahmlicher Hochleistungscomputer. Die wahre Kunst ist es, Gedanken wie Wolken am Himmel vorbeiziehen zu lassen und zum Atem zurückzukehren, statt sich darüber zu ärgern, dass das Abschalten auf Knopfdruck nicht funktioniert.

Üben, üben, üben

Dass das lateinische Wort »inspirare« einatmen und ebenso inspirieren heißt, weist schon darauf hin, dass wir an dem Thema dranbleiben sollten. Wer abseits der automatisch ablaufenden Aufnahme von Sauerstoff und Abgabe von Kohlendioxid regelmäßig ­gezielte Atemübungen macht, erreicht Entspannungszustände einfacher und schneller, was sich erheblich auf die ­Lebensqualität auswirkt. Dies spiegelt sich auch im Sanskrit-Wort »Pranayama« wider, das für die bewusste Regulierung und Vertiefung der Atmung durch Achtsamkeit und beständiges Üben steht, um die Lebensenergie »Prana« hochzuhalten.

Übrigens: Schon wenige Minuten täglich reichen, um sich darin zu schulen. Ist achtsames Atmen erst so selbstverständlich wie Zähneputzen geworden, ist es auch in komplizierteren ­Situationen abrufbar.

Erschienen in
Ausgabe 03/2024

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