Koriander: Das kontroverseste Kraut der Welt
Kaum ein Kraut spaltet die Geschmäcker so sehr wie Koriander. Für die einen ist es die Krönung exotischer Gerichte, für die anderen schmeckt es unverkennbar nach Seife. Woher kommt diese Polarisierung – und warum lohnt es sich dennoch, Koriander eine Chance zu geben?
Es gibt Zutaten, die fast jeder liebt. Und dann gibt es Koriander. Zwischen Begeisterung und Abneigung scheint bei diesem grünen Kraut kaum Raum für Neutralität zu bleiben. Besonders spannend: Die Abneigung gegen Koriander ist nicht nur eine Frage des persönlichen Geschmacks – auch genetische Faktoren spielen dabei eine Rolle.
Die Antwort auf die Koriander-Polarisierung liegt teilweise in unseren Genen. Forschende haben herausgefunden, dass bestimmte Varianten im OR6A2-Gen dafür verantwortlich sind, wie intensiv Menschen aldehydartige Aromastoffe wahrnehmen – genau jene Bestandteile, die Koriander sein charakteristisches Aroma verleihen. Wer diese Genvariante besitzt, nimmt die ätherischen Öle im Koriander als unangenehm seifig oder sogar chemisch wahr. Das erklärt, warum der Geschmack für manche ungenießbar ist, während andere ihn als frisch, zitronig und belebend empfinden.
Doch selbst unabhängig von genetischen Faktoren können auch kulturelle Prägungen eine Rolle spielen: In Regionen, in denen Koriander traditionell verwendet wird – etwa in Teilen Asiens, Südamerikas oder des Mittleren Ostens – ist das Kraut fester Bestandteil vieler Gerichte und wird oft von Kindesbeinen an als positiv wahrgenommen.
Ein Multitalent in der Küche
Wer Koriander liebt, schätzt ihn für seine Vielseitigkeit. Die zarten Blätter passen perfekt zu Currys, Salaten, Salsas oder frischen Sommerrollen. Die Samen hingegen entfalten ein ganz anderes Aroma: warm, nussig und leicht süßlich, eignen sie sich hervorragend zum Würzen von Brot, Eintöpfen oder Fleischgerichten. Auch aus gesundheitlicher Sicht hat Koriander einiges zu bieten. Er enthält antioxidative Stoffe, unterstützt die Verdauung und soll sogar entgiftende Eigenschaften haben. Traditionell wird er in vielen Kulturen nicht nur als Würzmittel, sondern auch als Heilpflanze eingesetzt.
Für alle, die sich langsam an den Geschmack herantasten möchten, lohnt es sich, Koriander sparsam und in Kombination mit milden Aromen wie Limette oder Avocado einzusetzen – so tritt das seifige Aroma in den Hintergrund und die frischen Noten kommen besser zur Geltung.