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Essbare Blüten: Heilkräfte aus der Naturküche

Food
Gesundheit

Lavendel, Salbei & Co. landen längst nicht mehr nur als Deko auf dem Teller – viele Blüten und Kräuter haben heilende Kräfte. Wie Sie die gesunde Blütenküche ganz einfach in Ihren Alltag integrieren, erfahren Sie hier.

Wahrscheinlich haben Sie diesen Spruch schon mal gehört: »Diese bittere Pille muss man schlucken.« Wir alle denken dabei sofort an Medizin, die am Gaumen kitzelt und im Magen brennt. Dr. Patricia Purker, Wissenschaftlerin, Buchautorin und Mastermind hinter der Naturakademie Villa Natura, weiß aber auch um wohlschmeckende Medizin. Medizin, die zwar viel mit der synthetischen Pille aus dem Labor zu tun hat, aber mit uns ganz was anderes macht. Die Rede ist von Heilkräutern. Heute erleben Heilkräuter, selbst gepflückt oder gezogen, zu Tinkturen verarbeitet oder oral genossen, wieder eine Renaissance. Dabei begleiten sie uns schon seit Jahrtausenden und begegnen uns auf Schritt und Tritt. Denn was viele nicht wissen oder sich nicht bewusst vor Augen führen: Auch die moderne Schulmedizin fußt darauf.

Natur in unserem Alltag

So widmet etwa das Pharmaziestudium der Phytotherapie, so der Fachausdruck, sogar ein Drittel des gesamten Studiums. Hier wird die Wirkung von Heilpflanzen mit wissenschaftlichen Methoden erforscht. Der Großteil unserer modernen Medizin kommt aus der Natur und wurde sozusagen nur »verfeinert«. Man nehme das Beispiel der bioidenten Hormone, die viele Frauen gegen Wechseljahresbeschwerden nehmen und die unter anderem aus der Yamswurzel extrahiert werden. Man könnte aber auch einfach zum Nahrungsergänzungsmittel Yamswurzel greifen – auf diesem Gebiet kommen Heilkräuter weiträumig zum Einsatz. Während dieser Markt seit Jahren stetig wächst, sind es aber auch oder vor allem tradierte Rezepte, die man im Do-it-yourself-Verfahren herstellen kann, die heute besonders faszinieren.

So berichtet etwa Dr. Purker, die nun seit 13 Jahren in ihrer Naturakademie unterrichtet, dass in ihren Anfängen die Nachfrage noch nicht so gegeben war wie heute: »Die Verbindung zur Natur ist vielen Menschen verloren gegangen. Das führt zu vielen Defiziten, die immer mehr ins allgemeine Bewusstsein gelangen. Das geht wiederum mit einem Bewusstsein für Nachhaltigkeit einher und wurde von Corona befeuert.« Dabei wäre es so einfach, denn es beginnt schon bei den Küchenkräutern wie Salbei und Rosmarin. Salbei etwa schmeckt ob seines würzigen, leicht bitteren Geschmacks nicht nur wunderbar zu Lammbraten oder Pasta, sondern kann auch lindernd wirken, etwa bei Halsschmerzen.

Oder Lavendel. Das anerkannte Heilkraut mit einer Vielzahl medizinischer Anwendungen bietet zahlreiche Einsatzmöglichkeiten: In der Küche und am Bar­tresen erlebt Lavendel als Blütendekoration oder als Sirup gerade einen Hype, im Kleiderkasten hält es Motten fern und für unser Nervensystem ist es ohnehin das Beste. Studien zeigen, dass Lavendelöl die Aktivität bestimmter Neurotransmitter im Gehirn beeinflusst und dadurch eine beruhigende Wirkung entfaltet. In diesem Kontext weist Dr. Purker aber darauf hin, dass es wichtig ist, den richtigen Lavendel zu verwenden – gerade in der Küche. Blinder Enthusiasmus für das Thema sollte unbedingt gezügelt und mit echtem Wissen untermauert werden. Es ist zwar gegen jedes Wehwehchen ein Kraut gewachsen, aber man muss dieses auch als solches erkennen und um Lagerung sowie Verarbeitung wissen.

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Was ist tem?

Diesem Wissen widmet sich die traditionelle europäische Medizin. Während TCM, die traditionelle chinesische Medizin, jeder und jedem ein Begriff ist, werden die meisten von uns bei TEM stutzig. Dabei hat TEM eine komplexe und vielfältige Geschichte, die sich über Jahrhunderte erstreckt. Die traditionelle europäische Medizin, die neuerdings wieder einen Aufschwung erfährt, fußt unter anderem auf der Pflanzenlehre, die eine von fünf Säulen bildet – die anderen sind Bewegung, Ernährung, Wasser und Ordnungstherapie. Ein typisches Beispiel für Wasser sind Kneipp-Kuren, eines für Ordnungstherapie ist Stressbewältigung. Hildegard von Bingen ist eine zentrale Figur in der Geschichte der TEM. Ihr ganzheitlicher Ansatz, die Verwendung von Heilpflanzen und ihre Integration von Spiritualität sind heute zeitgenössischer denn je. Man muss aber nicht so weit gehen, sondern kann einfach ein paar Gänseblümchen auf den Salat streuen. Das ist lecker und gesund.

Erschienen in
Ausgabe 01/2025

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Melanie Gleinser-Moritzer
Koch
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