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Ayurveda: Ein ganzheitliches Konzept für Körper, Geist und Seele

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Es mag mit einer Ernährung beginnen, die dank schlichter Adaptionen die Gesundheit nachhaltig verändert, hört aber erst bei einer ganzheitlichen Lebensführung auf: Ayurveda ist Wissenschaft wie Philosophie, die darauf ­ausgelegt ist, uns zu heilen und präventiv zu schützen.

Ayurveda liegt im Trend, es verspricht einen klaren Kopf wie Haut, reduziertes Gewicht und besseres allgemeines Wohlbefinden. Eine Ayurveda-Kur, durchgeführt in Indien oder Sri Lanka, gehört mittlerweile zum ­gehobenen Wellness-Lifestyle wie die Bittertropfen zur F. -X.-Mayr-Kur. Die indische Heilkunst erfreut sich in heimischen Gefilden ob ihrer vielen gesundheitlichen Vorteile immer größer werdender Beliebtheit. Viele Fans mutieren regelrecht zu Anhänger:innen und leben Ayurveda als ganzheitliche ­Philosophie. Aber was ist Ayurveda denn nun wirklich?

Was hinter Ayurveda steckt

Dr. Nimi, Ärztin des preisgekrönten tschechischen Ayurveda-Resorts »Svata ­Katerina« unweit der österreichischen ­Grenze, weiß: ­

»Ayurveda setzt sich aus zwei Begriffen zusammen, die gemeinsam ›Wissenschaft vom Leben‹ bedeuten. Es ist eine medizinische Disziplin, deren Ziel ein Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele ist. Viele Europäer:innen missinterpretieren Ayurveda als ein Ernährungskonzept. Man muss aber verstehen, dass es sich hierbei um ein komplettes ganzheitliches System ­handelt. Es ist auch keine Magie, sondern harte Arbeit, die dauerhaft eine gute ­Lebensführung und gesunde Ernährung ­inkludiert.«

Ayurveda, so erklärt sie, ist eine Kombination aus diversen Anwendungen und Entspannungs- und Bewegungsübungen wie Yoga und Meditation plus der bereits erwähnten typgerechten Ernährung. Gemeinsam entfaltet es sein volles Potenzial und der Körper wird entgiftet und gestärkt.

Viele finden ihren Weg ins Ayurveda über Panchakarma, einer besonderen, aber sehr gängigen Art der Kur aka Reinigung. Hier wird man auch mit den Ernährungsgrundlagen vertraut gemacht, die man später spielerisch in seinen persönlichen Alltag ­integrieren kann.

Gesundheitsförderndes Ghee

Die ayurvedische Lehre sieht vor allem von verarbeiteten Produkten ab – wozu auch schon unser viel geliebtes Brot gehört –, verwendet abgekochtes warmes Wasser und basiert auf Ghee. Dieses Schmalz wird aus Butter gewonnen, enthält keine Laktose sowie wenig Wasser und ist dementsprechend bekömmlich. Sein nussiger Geschmack macht es außerdem zu einem willkommenen Küchengenossen.

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Es hat aber noch ganz andere erstaunliche Einsatzgebiete: In der traditionellen indischen Heilkunde wird Ghee eine gesundheitsfördernde und entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben und dementsprechend als Mittel zur Ausleitung verwendet. Ghee wird täglich, genau abgestimmt auf die Bedürfnisse der Patientin oder des Patienten, verzehrt, in den After eingeführt oder etwa in die Nase getröpfelt. Fünf ­Arten der Reinigung existieren insgesamt, aber nicht alle werden zwingend während einer Kur durchgeführt.

Stirnguss aus Kräuteröl

Besonders bekannt und auch hierzulande beliebt ist der Stirnguss (der allerdings nicht aus Ghee besteht). Beim sogenannten ­Shiro­dhara fließt in einem kontinuierlichen Strahl aus etwa zehn Zentimeter Höhe erwärmtes, mit Kräutern vermischtes Öl auf den Kopf und hier ganz besonders auf die Stirn der Patientin oder des Patienten.

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Diese Anwendung verspricht neben dem Wohlfühleffekt eine Instant-Erholung für den Geist. Denn auch dieser und seine ­Gesundung sind integraler Bestandteil des Ayurveda. Ein Stirnguss mag nach einem Spa-Treatment klingen, ist aber eine therapeutische Anwendung, die es vermag, das vegetative Nervensystem zu beruhigen. Dementsprechend gibt es auch Indikatoren, die dessen Behandlung ausschließen, etwa ein niedriger Blutdruck.

Der Zauber Indiens?

Es bedarf nicht immer europäischer Schulmedizin, um zu heilen. Das weiß man auch im Resort »Svata Katerina«. Hier ist man besonders darauf bedacht, die Konditionen der Patient:innen zu evaluieren und gezielt darauf einzugehen. Ergänzt wird jede Kur mit dem medizinischen Einsatz von Kräutern, zu denen Dr. Nimi eine unmissverständliche Meinung hat:

»Die Pflanzenheilkunde gehört zu den zentralen Elementen des Ayurveda. Wir haben mehr als 20 unterschiedliche Kräutervariationen, die ausschließlich eine Ärztin oder ein Arzt verschreiben kann. In der richtigen Dosierung können sie ­heilen, in der falschen vergiften.«

Auf Anfrage zeigt sie die verarbeiteten Kräuter, die sie für jede Patientin und jeden Patienten mittels Pulsdiagnositik in der Erstkonsultation festlegt. Der gesamten medizinischen Evaluierung liegt die Konstellation der Doshas zugrunde, die das Behandlungsprogramm, aber auch den ­Ernährungsplan festlegen.

Die Doshas

Die Doshas ­bilden die Basis der Lehre und sind ganz einfach erklärt: Wasser, Erde, Luft, Feuer und Äther bilden die fünf Elemente, die ­unser Leben bestimmen. Daraus lassen sich drei Doshas ableiten: Vata, Pitta und Kapha.

Jeder Mensch ist ein Mischtyp, aber allgemein könnte man Kapha-Typen als phlegmatisch und füllig beschreiben, während Pitta-Typen schlank und besonders energetisch sind. Viele Ayurveda-Resorts bieten personalisierte Mahlzeiten an und lehren die Ernährung auch in praktischen Kochkursen. Zu Hause kann man das leicht ­umsetzen, indem man eine ayurvedische Grundmahlzeit kocht und diese je nach ­Dosha-Typ ergänzt oder »entschlackt«. Während Vata-Typen das eingangs erwähnte Ghee zum Beispiel gut vertragen, sollten Kapha-Typen Öl und Frittiertes stark einschränken sowie auf Milchprodukte verzichten. Pitta-Typen dürfen hingegen öfter Süßes naschen, sollten aber auf Scharfes und Saures verzichten.

Im Alltag lassen sich diese kleinen Adaptionen schnell umsetzen. Die Diät wird so zu einer Lebensführung, wobei sich ein regelmäßiger Abgleich lohnt: Dosha-Typen können sich im Laufe des Lebens ändern!

Aller Anfang ist schwer

Dies bestätigt auch Claudia Gnant. Die studierte Pharmazeutin ergänzte ihre Ausbildung um eine ayurvedische in Indien und gründete später das »AyurVienna« in Wien. Ihre Idee: Man muss nicht zwingend nach Indien oder Sri Lanka reisen, um eine fundierte Ayurveda-Kur zu machen. Maßgeschneiderte Programme, die den Interessierten einen Einblick geben, sind ihr besonderes Asset. Man bekommt die Möglichkeit, in die Materie hineinzuschnuppern – exklusive böser Überraschung.

Denn eines wird vielen erst zu spät klar: Nicht für jede:n ist Panchakarma geeignet! Es kann gerade am Anfang schwer überfordernd sein oder aus gesundheitlichen Gründen unmöglich – Stichwort Herzerkrankungen. »AyurVienna« bietet hier ein smartes Einstiegsszenario. Für all jene, die ihr Leben mit Ernährung verbessern wollen oder ihre Lebensführung umkrempeln möchten. Besser heute als morgen.

Erschienen in
Ausgabe 03/2024

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Melanie Gleinser-Moritzer
Koch
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