Die Bakchen, die düsterste und archaischste Tragödie des griechischen Dichters Euripides, entstand kurz vor seinem Tod im Jahr 407 v. Chr. Er schrieb das Stück im freiwilligen Exil im makedonischen Pella, wohin er sich, enttäuscht von der Politik seiner Heimatstadt Athen, zurückgezogen hatte. Im Mittelpunkt der Tragödie steht Dionysos (Bakchos), Gott des Weines und des Rausches, wie auch seine Anhängerinnen, die titelgebenden Bakchen.

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Das Stück beginnt damit, dass Dionysos in Menschengestalt nach Theben zurückkehrt, um seinen Kult zu verbreiten und sich an jenen Bewohner:innen zu rächen, die seine Göttlichkeit nicht anerkennen wollen. Im schwebt eine Gefolgschaft vor, die von Wahnsinn und Wollust getrieben die Überhand über die Stadt gewinnt.

Zielscheibe seines Zornes ist vor allem Pentheus, Herrscher über die Stadt Theben, der entgegen dem Rat des Sehers Teiresias und seines Großvaters Kadmos beschließt, mit Waffengewalt gegen Dionysos und seine Verehrerinnen vorzugehen. Unter den Anhängerinnen des Dionysos befindet sich jedoch auch Agaue, die Mutter des Herrschers. Pentheus lässt sich schließlich dazu hinreißen, die Orgien der Bakchen von einem Baumwipfel aus zu beobachten. Sein Beobachtungsposten wird ihm jedoch zum Verhängnis: Die Frauen entdecken ihn und stürzen ihn vom Baum. Seine Versuche, sich zu erkennen zu geben, scheitern. Sogar Agaue erkennt ihren Sohn nicht. Die Frauen zerreißen Pentheus in Stücke und Agaue kehrt mit dem Kopf ihres Sohnes, den sie für den Kopf eines erlegten Berglöwen hält, nach Theben zurück. Erst mithilfe ihres Vaters Kadmos wird sie sich ihrer Tat bewusst.

Entstehungsgeschichte

Nach der Fertigstellung seines Orest im Frühjahr 408 v. Chr. kehrte der damals 76-jährige Euripides seiner Heimatstadt Athen für immer den Rücken. Auf Einladung Königs Archelaos, der die hellenische Kultur in seinem Land stärken wollte, zog er schließlich an den Hof in Pella in Makedonien. Es wird vermutet, dass Euripides dort mit einer urtümlichen Form des Dionysuskults in Berührung kam und ihn diese Begegnungen zu Die Bakchen inspirierten. Die Uraufführung des Stücks fand jedoch erst kurz nach seinem Tod statt.

Erfolgsgeschichte

Zahlreiche Übersetzungen, mehrere Opernfassungen und eine Verfilmung (1960 durch Giorgio Ferroni) sprechen für die besondere Faszination, die von diesem Stoff ausgeht. Das Stück gilt bis heute als eine der meistinterpretierten und meistaufgeführten antiken Tragödien. In einer Inszenierung von Ulrich Rasche wurde es in der Spielzeit 2019/20 auch wieder am Burgtheater gespielt. Da Aufführungen vor Publikum momentan nicht möglich sind, zeigt das Burgtheater in Kooperation mit ORF III das Stück am 23. April im Fernsehen.

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In Ulrich Rasches Inszenierung verschmelzen chorische Elemente mit dem Einsatz von riesigen Laufbändern zu einer Theatermaschinerie von unglaublicher Wucht.

Foto: Andreas Pohlmann