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Im Mittelpunkt von Thierry Malandains Ballett steht ausschließlich Marie Antoinettes Leben in Versailles, das der Choreograf zu Musik von Joseph Hadyn und Christoph Willibald Gluck – beide Zeitgenossen der französischen Königin – auf die Bühne bringt.

Im Mittelpunkt von Thierry Malandains Ballett steht ausschließlich Marie Antoinettes Leben in Versailles, das der Choreograf zu Musik von Joseph Hadyn und Christoph Willibald Gluck – beide Zeitgenossen der französischen Königin – auf die Bühne bringt.
Foto: Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Dancing Queen

Volksoper

Zwischen Pomp & Guillotine. Star-Choreograf Thierry Malandain zeichnet in „Marie Antoinette“ das bewegte Leben der französischen Monarchin nach. Als Königspaar reüssieren Elena Bottaro und Andrés Garcia Torres.

Symbolische Heimkehr. Als 15. Kind Maria Theresias wuchs Marie Antoinette zwar in Wien auf, wurde allerdings schon im Alter von 15 Jahren mit dem französischen Dauphin Ludwig-August vermählt, der vier Jahre später als Ludwig XVI. den Thron bestieg und sie so zur Königin machte. Diese blieb sie 18 Jahre lang, ehe man sie und ihren Gatten im Zuge der Französischen Revolution entmachtete und beide auf der Guillotine hinrichtete.

Um Marie Antoinettes Dasein ranken sich seit jeher Legenden, ihr vermeintlich schillerndes Leben wurde in zahlreichen Büchern und Filmen thematisiert. „Wenn sie sich aufrecht hält, ist sie eine Statue der Schönheit, wenn sie sich bewegt, die Grazie in Person“, schrieb der englische Autor Horace Walpole über sie. Merkmale, die sie auch für das Ballett interessant machen. Choreograf Thierry Malandain, dem Wiener Staatsballett durch Arbeiten wie „Mozart à 2“, „Don Juan“ und „Cendrillon“ seit Jahren eng verbunden, bringt die Protagonistin nun in der Volksoper auf die Ballettbühne ihrer Geburtsstadt zurück, konzentriert sich in seinem Werk aber ganz auf deren Jahre in Versailles.

Uraufgeführt wurde „Marie Antoinette“ 2019 in der Opéra Royal Château de Versailles – also an jenem Ort, den Marie Antoinette anlässlich ihrer Hochzeit mit Ludwig XVI. einweihte. Zu Musik von Joseph Haydn und Christoph Willibald Gluck porträtiert Malandain eine Königin, die nicht nur in Prunk, Überfluss und Eitelkeit schwelgte, sondern Zeit ihres Lebens auch Spielball war – ihrer Mutter, der Hofgesellschaft, des französischen Volks – und schließlich in Einsamkeit und Melancholie versank. Ihre Suche nach Zerstreuung und ihr Hang zum Entertainment werden zum Ausdrucksmittel des Balletts. „Aber der Stern des Unheils stand ihr auf die Stirn geschrieben. Denn für sie, die das Theater liebte, fiel der Vorhang für die vergnügliche Komödie mit dem Klang einer Stahlschneide“, so Thierry Malandain. Als Marie Antoinette ist Elena Bottaro zu erleben, Ludwig XVI. wird verkörpert von Andrés Garcia Torres.

Zur Person: Elena Bottaro

Elena Bottaro studierte an der Scuola di Ballo del Teatro alla Scala und wurde 2014 an das Wiener Staatsballett engagiert, wo sie 2024/25 zur Ersten Solotänzerin avancierte. Ihr umfangreiches Repertoire reicht von der Titelrolle in Elena Tschernischovas „Giselle“ über Hermione in Christopher Wheeldons „The Winter‘s Tale“ bis zu Olga in John Crankos „Onegin“.

Teenager auf dem Thron

„Sie war sehr jung, als sie nach Frankreich verheiratet wurde, und verfügte über wenig Bildung. Maria Theresia hat dafür gesorgt, dass sie behütet aufwachsen konnte, in Frankreich war sie von heute auf morgen allein auf sich gestellt und stand ständig in der Öffentlichkeit. Jeder Schritt war einem Zeremoniell unterworfen“, erklärt Elena Bottaro. Ihr sei es wichtig, sich sorgfältig mit der Geschichte auseinanderzusetzen, wenn sie eine historische Persönlichkeit darstelle. „Man spürt eine besondere Verantwortung.“

Andrés Garcia Torres, der Marie Antoinettes Ehemann Ludwig XVI. verkörpert, hat sich ebenfalls gut eingelesen. „Stefan Zweigs Biografie ist sehr empfehlenswert. Er beschreibt nicht nur ihren Lebensweg, sondern beleuchtet auch die politischen und sozialen Umstände in Frankreich, die zur Revolution geführt haben.“ Ludwig XVI. sei bei der Eheschließung selbst erst 16 Jahre alt gewesen und hätte eher eine andere Lebensweise bevorzugt, als König von Frankreich zu sein. „Er war entscheidungsschwach und hatte keine Lust auf die Regierungsgeschäfte. Sie waren beide nicht reif genug, hatten aber keine Wahl, denn Frankreich war nun einmal eine absolutistische Monarchie.“

Zur Person: Andrés Garcia Torres

Andrés Garcia Torres begann seine Ausbildung in Madrid und setzte sein Studium an der Ballettakademie der Wiener Staatsoper fort. 2014 wurde er ans Wiener Staatsballett engagiert. Zu seinem ebenfalls sehr großen Repertoire zählen Romeo in Davide Bombanas „Roméo et Juliette“, die Titelrolle in Thierry Malandains „Don Juan“ und Eugène in John Neumeiers „Die Kameliendame“.

Elena Bottaro gehört dem Wiener Staatsballett seit 2014 an. „Ich kam sehr jung nach Wien und habe das Gefühl, hier erwachsen geworden zu sein“, meint sie lächelnd. „Meine erste Hauptrolle in ,Roméo et Juliette‘ fällt in diese Zeit. Und auch an der Volksoper habe ich oft getanzt, zum Beispiel in ,Coppélia‘ oder ,Les Sylphides‘ 2024.“

Mit Thierry Malandain hat sie noch nie gearbeitet. Andrés Garcia Torres, ebenfalls seit 2014 Tänzer des Wiener Staatsballetts, hingegen schon zwei Mal. „Ich habe die Titelrolle in ,Don Juan‘ und den Prinzen in ,Cendrillon‘ getanzt – beides übrigens an der Volksoper.“ 2017 hat Andrés Garcia Torres mit „An die ferne Geliebte“ seine erste eigene Choreografie gezeigt. Ein Weg, den er übrigens weiterverfolgen möchte. „Aber erst, wenn ich dafür mehr Zeit habe.“

Hier geht es zu den Spielterminen von Marie Antoinette in der Volksoper!

Währinger Straße 78
1090 Wien
Österreich
© Barbara Pálffy / Volksoper Wien

Erschienen in
Bühne 01/2026

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Klaus Peter Vollmann
Klaus Peter Vollmann
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