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Olga Esina tanzte zwei Jahre lang im Ballett des Mariinski-Theaters und wurde 2010 zur Ersten Solotänzerin des Wiener Staatsballetts ernannt. Ihr Repertoire umfasst bedeutende Rollen – von Odette/Odile in Rudolf Nurejews „Schwanensee“ über Julia in John Crankos „Romeo und Julia“ bis hin zu Marguerite Gautier in John Neumeiers „Die Kameliendame“ – sowie Werke von u. a. George Balanchine, William Forsythe, Jerome Robbins, Martin Schläpfer und Hans van Manen. Außerdem war sie in zahlreichen Balletteinlagen des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker und des Wiener Opernballs zu erleben.

Olga Esina tanzte zwei Jahre lang im Ballett des Mariinski-Theaters und wurde 2010 zur Ersten Solotänzerin des Wiener Staatsballetts ernannt. Ihr Repertoire umfasst bedeutende Rollen – von Odette/Odile in Rudolf Nurejews „Schwanensee“ über Julia in John Crankos „Romeo und Julia“ bis hin zu Marguerite Gautier in John Neumeiers „Die Kameliendame“ – sowie Werke von u. a. George Balanchine, William Forsythe, Jerome Robbins, Martin Schläpfer und Hans van Manen. Außerdem war sie in zahlreichen Balletteinlagen des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker und des Wiener Opernballs zu erleben.
Foto: Victoria Nazarova

The Winter’s Tale: Shakespeare auf Spitzenschuhen

Wiener Staatsoper

Liebe, Rache, Tod, Vergebung. Starchoreograf Christopher Wheeldon hat „The Winter’s Tale“ zur intensiven Tour de Force menschlicher Emotionen verdichtet. Drei Tänzerinnen verkörpern alternierend in Wien die zentrale Rolle der Hermione.

Es muss leider sein. Da William Shakespeares Stück „The Winter’s Tale“ nicht zu seinen meistgespielten zählt, zu Beginn eine kleine Handlungsauffrischung: König Polixenes von Böhmen besucht seinen alten Freund König Leontes in Sizilien, wo er neun Monate bleibt, bis Leontes’ Gattin Hermione kurz vor der Geburt ihres zweiten Kindes steht. Leontes beschuldigt, rasend vor Eifersucht, Polixenes und Hermione des Ehebruchs, woraufhin der Böhmenkönig nach Hause flieht.

Hermione gebiert eine Tochter, die von Leontes ausgesetzt wird und dank eines Sturms in Böhmen landet, wo sie von einem Hirten aufgezogen wird, der sie Perdita nennt. Hermione wird vor Gericht gestellt, ihr Erstgeborener Mamillius stirbt daraufhin vor Gram, und auch Hermione scheidet dahin. Perdita verliebt sich in Böhmen in einen Hirten – der sich später als Prinz Florizel herausstellt–, was wiederum dessen Vater Polixenes nicht goutiert. Das junge Liebespaar flieht nach Sizilien, Leontes, inzwischen geläutert, erkennt seine Tochter wieder – und Hermione erweist sich als gar nicht tot, sondern wurde 16 Jahre lang von ihrer Haushälterin Paulina versteckt.

So turbulent, so gut. Oder, wie es Christopher Wheeldon ausdrückt: „Shakespeares Handlung ist sehr vielschichtig und berührt die menschliche Natur in all ihren Schattierungen. Mir gefällt die Komplexität der Geschichte. Das Spiel von Licht und Dunkelheit. Die Erzählung von Wahnsinn, Rache, Vergebung und Versöhnung. Natürlich wollte ich, dass die Choreografie den Ablauf klar wiedergibt, aber es geht nicht nur um die Handlung. Ich wollte durch Bilder und Formen auch etwas von der Poesie der Prosa einfangen. Die Emotionen sollten immer aus der Bewegung heraus entstehen und nicht darüber gelegt werden. Jeder Schritt fungiert als Text, und die Gefühle kommen dann ganz natürlich von den einzelnen Tänzerinnen und Tänzern.“

Christopher Wheeldon choreografiert seit mehr als zwei Jahrzehnten für die wichtigsten Ballettkompanien der Welt. „The Winter’s Tale“ schuf er 2014 für The Royal Ballet in London.
Foto: Rose Eichenbaum
Christopher Wheeldon choreografiert seit mehr als zwei Jahrzehnten für die wichtigsten Ballettkompanien der Welt. „The Winter’s Tale“ schuf er 2014 für The Royal Ballet in London.

Worin sieht er die Botschaft seines 2014 uraufgeführten und seitdem weltweit erfolgreichen Balletts, das nun auch in Wien Premiere feiern wird? „Dass es immer Hoffnung gibt für Menschen, die durch ihre Taten anderen Leid zugefügt haben. Emotionen können uns oft blind machen und dazu führen, dass wir den Bezug zur Realität verlieren. Aber Vergebung ist viel stärker als Hass, und Menschen können sich ändern. Jemanden auszulöschen ist keine Lösung.“

Wie schon bei seinen Arbeiten „Alice’s Adventures in Wonderland“ und „Like Water for Chocolate“ hat Christopher Wheeldon auch bei „The Winter’s Tale“ mit dem Komponisten Joby Talbot zusammengearbeitet. „Die Musik ist der Katalysator, die erste Stufe des Geschichtenerzählens. Ohne die Musik, die tief in das Herz der Story eindringt, gibt es kein erfolgreiches Handlungsballett.“

Talbot mischt Klassik mit World Music, er verwendet Instrumente aus allen Erdteilen, im zweiten Akt steht sogar eine Band auf der Bühne. „Ja, wir treiben es auf alle möglichen Arten voran“, so Wheeldon,„dynamische Geschichten, ein spannendes Bühnenbild und die Musik sind gleichberechtigte Partner der Choreografie, um das Publikum auf eine Reise mitzunehmen.“ Und Letztgenanntes sei ihm besonders wichtig.„Für mich ist das Publikum alles. Ich habe es immer im Kopf. Auszeichnungen und gute Kritiken sind zwar schmeichelhaft, aber kein Grund, Kunst zu machen.“

Hyo-Jung Kang studierte an der Kirov Ballet Academy in Washington und an der John Cranko Schule in Stuttgart. Es folgte ein Engagement ins Stuttgarter Ballett, wo sie 2011 zur Ersten Solistin ernannt wurde. 2021 wechselte sie als Erste Solotänzerin ins Wiener Staatsballett, wo sie in Werken Balanchines, van Manens, Forsythes oder Neumeiers ebenso begeisterte wie als Prinzessin Aurora in Martin Schläpfers „Dornröschen“.
Foto: Victoria Nazarova
Hyo-Jung Kang studierte an der Kirov Ballet Academy in Washington und an der John Cranko Schule in Stuttgart. Es folgte ein Engagement ins Stuttgarter Ballett, wo sie 2011 zur Ersten Solistin ernannt wurde. 2021 wechselte sie als Erste Solotänzerin ins Wiener Staatsballett, wo sie in Werken Balanchines, van Manens, Forsythes oder Neumeiers ebenso begeisterte wie als Prinzessin Aurora in Martin Schläpfers „Dornröschen“.

Dreimal Hermione

Die Rolle der vom Schicksal gebeutelten Königin übernehmen – abwechselnd – Hyo-Jung Kang, Olga Esina und Elena Bottaro. Was hat sie an diesem starken und zur Vergebung fähigen Charakter interessiert? Elena Bottaro weist darauf hin, dass man mit den Proben erst am Anfang stehe. „Ich habe natürlich das Theaterstück gelesen, kenne aber die Sichtweise des Choreografen noch nicht, die aber die einzig relevante ist. Erst wenn wir in unserer Arbeit wirklich in die Tiefe gehen können, kristallisiert sich eine Figur heraus.“

Eine genaue Zuschreibung kann auch Hyo-Jung Kang noch nicht vornehmen.

„Es ist eine sehr dramatische Rolle, ganz anders als alles, was ich bisher dargestellt habe. Am Anfang ist Hermione schwanger, sie ist unschuldig, wird aber dennoch verurteilt und verliert ihre Kinder. Am Ende vergibt sie Leontes, weil sie ihn liebt, und versteht, dass er mental krank war. Ich freue mich darauf, all diese Facetten auf der Bühne mit Leben zu erfüllen.“

Olga Esina hat bereits 2015 bei „Fool’s Paradise“ mit Christopher Wheeldon zusammengearbeitet.„Das war großartig. Seine choreografische Sprache ist sehr interessant, technisch mitunter schwierig, dann wieder ganz leicht. Er kreiert Schritte und Bewegungen so, dass man nicht wegschauen kann. Ich habe es wirklich genossen und freue mich sehr, dass wir einander noch einmal hier in Wien begegnen.“

Elena Bottaro wurde an der Scuola di Ballo del Teatro alla Scala ausgebildet und 2014 an das Wiener Staatsballett engagiert, wo sie nach ihrer Interpretation der Marguerite Gautier in John Neumeiers „Die Kameliendame“ in der Spielzeit 2024/25 zur Ersten Solotänzerin avancierte. Sie tanzte Swanilda in Pierre Lacottes „Coppélia“, Prinzessin Aurora in Martin Schläpfers „Dornröschen“ oder Olga in John Crankos „Onegin“ – um nur einige wenige zu nennen.
Foto: Victoria Nazarova
Elena Bottaro wurde an der Scuola di Ballo del Teatro alla Scala ausgebildet und 2014 an das Wiener Staatsballett engagiert, wo sie nach ihrer Interpretation der Marguerite Gautier in John Neumeiers „Die Kameliendame“ in der Spielzeit 2024/25 zur Ersten Solotänzerin avancierte. Sie tanzte Swanilda in Pierre Lacottes „Coppélia“, Prinzessin Aurora in Martin Schläpfers „Dornröschen“ oder Olga in John Crankos „Onegin“ – um nur einige wenige zu nennen.

Christopher Wheeldon ist der Ansicht, dass Tanz uns Menschen verbindet.

Woher bezieht er diese Kraft? Elena Bottaro: „Das ist etwas sehr Archaisches – und schon immer im Menschen angelegt. In jedem von uns.“

Hyo-Jung Kang: „Tanz ist eine internationale Sprache, die wir alle verstehen. Wir alle empfinden Schmerz, Liebe oder Vergebung auf dieselbe Weise.“
Olga Esina: „Wenn wir Schönes sehen, inspiriert uns das. Egal ob das Malerei, Tanz, eine Landschaft oder Mode ist, es erzeugt in uns angenehme Gefühle. Und Musik in Kombination mit Tanz tut dies in besonderem Maße.“

Hier zu den Spielterminen von The Winter's Tale!

Klaus Peter Vollmann
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