»Schön reicht nicht«: So prägen Designer aus dem DACH-Raum zukunftsorientiertes Design
Die Fragen, die junge, aufstrebende Designer:innen antreiben, sind vielfältig: Wie kann Design das Leben verbessern? Welche Materialien und Formen werden die Zukunft prägen? Mit jeder Antwort, die sie geben, öffnen sie neue Türen und zeigen eindrucksvoll, dass sich die Designwelt im Wandel befindet.
Schön allein reicht nicht. Sheyn soll’s sein. Was im Jiddischen zwar das Gleiche bedeutet, aber doch für wesentlich mehr steht. »Es entstand durch kulturellen Austausch und die Sehnsucht nach Schönheit – wie alle unsere Produkte«, sagen Nicolas Gold und Markus Schaffer, Gründer des außergewöhnlichen Wiener Design-Labels Sheyn. Das kreative Duo setzt seit vier Jahren auf »tiny architecture« für zu Hause, denn jedes Stück, das aus dem Atelier kommt, trägt die Handschrift einer digitalen Revolution – entworfen mit modernster 3D-Software und gefertigt mittels 3D-Druck-Technologie.
»Wir sind besessen davon, Schönheit in kleinen Dingen zu finden«
»Wir sind besessen davon, Schönheit in kleinen Dingen zu finden und dabei die Details richtig hinzubekommen«, betont Nicolas Gold. Er ist diplomierter Architekt der Universität für angewandte Kunst in Wien und hat bei internationalen Größen wie Zaha Hadid und Kazuyo Sejima studiert. Markus Schaffer kommt aus einer ganz anderen Ecke – er ist Wirtschaftsinformatiker und lebt bei Sheyn seine Passion für die Verbindung von IT und Design aus. Angefangen hat alles mit Schmuckstücken, heute steht neben Möbelstücken aus Beton vor allem ihre Homeware-Kollektion im Fokus, die sie auch bei der Vienna Design Week vorstellen durften. »Jede dieser überraschend leichten und zugleich robusten Formen besteht aus Tausenden winzigen Mustern, die für strukturelle Integrität und eine fühlbare Textur sorgen.« Was Sheyns Philosophie ebenso prägt, ist Nachhaltigkeit. »Mit 100 Prozent PLA, einem Material aus Mais, ist jedes Stück nachhaltig, erneuerbar und recycelbar.« Sondereditionen in faszinierenden Farben machen jedes der Objekte einzigartig.
»Beginne mit Ikea und vollende mit Neuvermoebelt«
In einer Welt, in der Design längst nicht mehr nur Form und Funktion bedeutet, sondern eine Brücke zwischen Kultur, Innovation und Nachhaltigkeit schlägt, tritt eine neue Generation von Designer:innen auf den Plan. Diese Newcomer:innen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz haben das Potenzial, die internationale Designszene zu verändern. Mit frischen Ideen und mutigen Konzepten erobern sie die Herzen der Designliebhaber:innen – und die Aufmerksamkeit diverser Award-Fachjurys ( alles über die LIVING Design Awards 2024). Die Entwürfe, die in ihren Ateliers und Werkstätten entstehen, sind nicht nur schön anzusehen, sondern erzählen Geschichten und lösen Probleme. Sie sind funktional und ästhetisch, meist auch nachhaltig und sozial verantwortungsvoll. Von minimalistischen Möbelstücken, die in ihrer Einfachheit bestechen, bis hin zu innovativen Produkten, die das Leben erleichtern, setzt die kreative Avantgarde aus dem deutschsprachigen Raum neue Maßstäbe und zeigt eindrucksvoll, wohin die Reise in der Designwelt geht.
Ein leuchtendes Beispiel dafür, wie die Designer:innen traditionelle Grenzen ihrer Disziplinen überschreiten, ist das Studio Neuvermoebelt, das sich auf Upgrade und Redesign von alten und neuen Möbeln spezialisiert hat. Das Motto von Manuela Freigang und Christian Bachmann: »Beginne mit Ikea und vollende mit Neuvermoebelt.« In ihrem Showroom in Wien und im Onlineshop kann man ihre hochwertigen, einzigartigen Produkte bestaunen, vor allem Möbelfronten für Küchen, Schränke und Kommoden. Und da Nachhaltigkeit auch für sie kein Trend, sondern eine Haltung ist, arbeitet das Designer:innen-Paar nur mit ökologischen Materialien und fertigt Designs aus Werkstoffen wie Echtholz, Linoleum, Edelstahl sowie innovativen Materialien aus der Nanotechnologie. Die Wienerin Marie-Theres Genser alias mariedares geht einen anderen Weg. Sie bewegt sich an der Schnittstelle zwischen funktionalem Möbeldesign und skulpturalen Objekten. Doch auch ihr ist Nachhaltigkeit wichtig: »Ich arbeite vorrangig mit dem Material Holz und lasse die Objekte lokal handfertigen, mit dem Ziel, mein signifikantes Design mit der Kunst des Handwerks in den Mittelpunkt zu stellen.« Ihre Entwürfe sind architektonisch, grafisch und verspielt.
Kork statt Leder oder Plastik
Am anderen Ende von Österreich werkt die nächste Jungdesignerin, die international für Aufsehen sorgt: Clarissa Steurer, die als Textilerin aus dem Bregenzerwald ihre Leidenschaft für den Werkstoff Kork entdeckte und das Design-Label Clarissakork ins Leben rief. »Kaum jemand weiß, was man aus Kork alles fertigen kann«, erzählt die Vorarlbergerin, die vor fünf Jahren als One-Woman-Show angefangen hat und heute ein Unternehmen mit 20 Mitarbeiter:innen betreibt. 150 Produkte hat sie bereits designt und produziert, das Herzstück sind ihre maßgefertigten Teppiche aus Korkleder. »Das Material ist natürlich, nachhaltig, langlebig, pflegeleicht und fühlt sich toll an. Kork statt Leder oder Plastik, das ist für mich modern und zukunftstauglich!« Innovatives, zukunftsfähiges Design liegt auch dem RE.D Studio am Herzen. Hier konzentrieren sich Kerstin Pfleger und Peter Paulhart auf Möbeldesign, machen aber auch Interior-Design und Ausstellungsarchitektur. »Wir wollen im Design die Komplexität reduzieren«, sagt das Duo. Und so folgt bei RE.D das Design der Produktionsmethode. Ein besonderes Projekt, an dem die beiden gerade arbeiten, ist eine Kooperation mit dem Künstler Florian Appelt und wurde Ende September in der Festivalzentrale der Vienna Design Week präsentiert. »Es geht um eine Installation mit mehreren Objekten, die an Möbel erinnern und ein imaginäres Zimmer ergeben«, verrät Pfleger.
Die Idee dahinter zählt
In Deutschland ist es beispielsweise das junge Studio BUDDE, das mit seinem Möbel- und Leuchtendesign für Furore sorgt. »Unsere Handschrift ist klar und unaufdringlich, aber nicht angepasst«, so Meike Papenfuß. »Wir wollen sinnvolles und authentisches Design erschaffen, das intuitiv stimmig ist und eine gewisse Konsistenz in der dahinterliegenden Idee aufweist«, ergänzt Partner Johannes Budde. Auf Designprodukte des Alltags, bei denen eine physische Interaktion zwischen Nutzer:innen und dem Objekt selbst stattfindet, setzt Newcomer Justus Hilfenhaus: »Es ist der Moment der Faszination, der den Anfang dieser Verbindung bildet.« Kim André Lange alias KALD sieht es ähnlich. »Ein gut gestaltetes Objekt erfüllt nicht nur anhand von praktischen und ästhetischen Bedürfnissen. Es gibt dem Benutzer auch das Gefühl, in seiner Umgebung willkommen zu sein, indem es auf seine unterbewussten Bedürfnisse reagiert.« Seine interaktive Bank »SurfBench« wurde 2024 in Mailand mit dem Iconic Award und in Basel (jetzt Karten für die »Blickfang« Designmesse in Wien gewinnen) mit dem Future Forward Award gekürt. Zukunft voraus, genau.
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