ICONOMY: Design-Icons unter 100 mit Andy Hostettler
Schweizer Erfindergeist zeigt sich nicht nur in Errungenschaften wie Klettverschluss und Doodle, sondern auch im »PanoramaKnife«: ein Brotmesser, das Design, Funktion und Heimatgefühl vereint – und zum internationalen Bestseller wurde.
Schweizer:innen gelten gemeinhin als sehr erfinderisch. Die Welt verdankt ihnen unter anderem Dinge wie den Klettverschluss, den Reißverschluss, Instantkaffeepulver, den Sparschäler, aber auch der Online-Terminplaner Doodle und LSD wurden im Alpenstaat entwickelt. Zudem schafft es die Schweiz auch noch, Dinge, die sie nicht erfunden hat, auf extrem hohe Qualitätslevel zu heben, sodass man das Land dafür weltweit liebt. Das Bank-geheimnis zum Beispiel. Oder Schokolade. Oder Uhren. Oder Messer. Und auch dabei zeigt man sich immer wieder erfinderisch – wie beim »PanoramaKnife«.
Das Messer geht auf das Konto von Andy Hostettler. Der Hotelier und PR-Experte aus dem Thurgau hatte einen Geistesblitz, als er auf dem Weg zur Arbeit die schon sehr, sehr oft gesehene Säntis-Bergkette in der Ostschweiz erblickte. Warum nicht ein Brotmesser mit dem Profil dieser markanten Silhouette machen? Ein Wellenschliff muss ja nicht unbedingt immer regelmäßig sein. Was soll man sagen: Volltreffer.
Innerhalb kürzester Zeit avancierten die Messer mit den Schweizer Bergsilhouetten, gestaltet von Hostettlers Tochter Reana, zu einem der beliebtesten Geschenke und Mitbringsel. Die Klinge aus rostfreiem Edelstahl ist dabei das Herzstück des Designs. Sie trägt die Silhouette berühmter Bergketten und jeder Zacken steht für einen realen Gipfel. Produziert wurde zunächst in Italien, jetzt aber fast nur noch in der Schweiz. Und zwar unter der Ägide der italienischen Messermacherfamilie Pomoni, die viel Handarbeit, Herzblut sowie Liebe fürs Detail in die Herstellung der »PanoramaKnife«-Produkte steckt und so zeigt, wie viel Innovation auch in kleinem Rahmen möglich ist.
Aus dem Brotmesser wurde rasch eine Kollektion. Heute schneiden Käse-, Steak-, Taschen- und Klappmesser mit den Zacken der Alpen, Dolomiten oder des südafrikanischen Tafelbergs. Über hundert Panoramen aus vierzehn Ländern finden sich mittlerweile im Sortiment, darunter die Kontur aller Achttausender – eine Himalaya-Tour fürs Frühstücksbrett. Und im Sinne einer Zielgruppenerweiterung graviert man seit geraumer Zeit auch Skylines und Wahrzeichen von Städten auf Klingen. So erinnert das »PanoramaKnife« nicht nur an Gipfelsiege, sondern stillt auch Fernweh. Design wird hier zu einer Art gelebten Kartografie – stahlhart und scharf.
Über den Designer
Andy Hostettler gilt als der kreative Kopf hinter dem »PanoramaKnife«. Als Hotelier und PR-Fachmann brachte er frischen Wind in die Schweizer Designszene: Die Idee zu den Messern kam ihm beim Blick auf die gezackte Säntis-Bergkette – aus einer spontanen Eingebung wurde ein international beachteter Design-klassiker. Hostettler verkaufte 2019 das Unternehmen schließlich an seinen Geschäftspartner Hans-Peter Bolliger und zog sich aus dem Tagesgeschäft zurückzog. Seine Handschrift bleibt: Denn das »PanoramaKnife« steht heute sinnbildlich für Schweizer Erfindergeist und die Kunst, Alltägliches neu zu denken.