Design für Zuhause: Diese Anschaffungen lohnen sich jetzt
Jean Prouvé, Charlotte Perriand und Le Corbusier: Besondere Möbel sind nicht nur schön, sondern auch Wertanlagen. Designklassiker überzeugen mit zeitloser Ästhetik und Langlebigkeit, neue Entwürfe setzen auf Nachhaltigkeit und Technologien.
»Die höchsten Preise erreichen derzeit nach wie vor frühe und seltene französische Objekte von Jean Prouvé, Charlotte Perriand und Le Corbusier«, berichtet Arthur Floss, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter der Abteilung für Modernes Design im Münchner Kunstauktionshaus Quittenbaum. Sie zählen neben dem »Barcelona Chair« oder dem »Eames Lounge Chair« zu den großen Ikonen unter den Designermöbeln, Wertanlage inklusive. Je tiefer man in die Welt des Designs aber eintaucht, desto mehr faszinierende Entwürfe entdeckt man. Angesichts der Komplexität des Marktes stellt sich irgendwann die Frage, welche Käufe sich lohnen, in Anbetracht der meist höheren Anschaffungskosten. »Eine tatsächliche Wertentwicklung ist in der heutigen schnelllebigen Zeit immer kürzer währenden Trends unterworfen und so zunehmend schwerer vorhersehbar«, weiß Mathias Harnisch, Experte für Design im Dorotheum Wien. »Neben den klassischen Faktoren wie Qualität und Verarbeitung des Möbels, sollten vor allem das eigene Ästhetikempfinden und die persönliche Sammelvorliebe Kriterien für den Kauf sein«, so Harnisch weiter.
Der Designmarkt ist volatil
Wer allerdings auf bekannte Namen setzt, kauft in der Regel wertstabiler. Über Editionen weiß Harnisch: »Lizenzierte Neuauflagen können zur Aufwertung der frühen Originale führen, bei inflationärer Auflagenüberflutung des Marktes aber auch zu einer Abwertung dieser.«

Sofa im Shar-Pei-Look
Typische Merkmale für das Kultsofa »Togo« sind seine abgerundete, organische Form und die weiche Polsterung. Es verkörpert die Avantgarde des modernen Designs der 1970er-Jahre und erlebt derzeit ein anhaltendes Revival.

Flexibel und stabil
USM Haller bietet modulare Möbelsysteme, die Funktionalität und Design vereinen. Die Technologie ist so konzipiert, dass sie individuell anpassbar und langlebig ist. Qualität und Nachhaltigkeit stehen damit im Fokus. usm.com
Wertvolle Kreative Designklassiker vereinen Funktionalität und Ästhetik, wie beispielsweise der Couchtisch von Isamu Noguchi für Herman Miller aus den 40er-Jahren. Er gilt als sein bekanntester und, seiner Meinung nach, bester Entwurf. Der Künstler-Designer orientierte sich dafür an seinen skulptural-plastischen Arbeiten. Rund 20 Jahre früher schuf Eileen Gray den »Bibendum Chair«. Die Materialien (Leder, Stahlrohr), seine markante Form (Rundungen) und das Wissen, dass das teuerste Möbelstück des 20. Jahrhunderts – der »Dragons’ Chair«, bei Christie’s in Paris für 21,9 Mio. Euro versteigert – auch von Gray stammt, macht ihn zu einem ikonischen Statement in jedem Raum.
Das 20. Jahrhundert markiert auch die Ära der Stahlrohrmöbel. Im Jahr 1963 perfektionierten Paul Schärer und Fritz Haller, ähnlich wie Eileen Gray, ein Möbelsystem, das heute als USM Haller bekannt ist. Die Modularität ermöglicht es, die kubisch-geradlinigen Schränke und Regale immer wieder neu zu konfigurieren. Ein Kriterium, das das Konzept von Kugel, Rohr und Fläche zu einem zeitlosen und nachhaltigen Klassiker macht. Auch das »Togo«-Sofa von Michel Ducaroy, entworfen 1973 für Ligne Roset, ist mittlerweile ein Kult-Sitzmöbel und kann beliebig erweitert werden, wie das modular konzipierte Camaleonda«-Sofa, ursprünglich 1970 von Mario Bellini entworfen und 2023 in Zusammenarbeit mit Stella McCartney für B&B Italia neu interpretiert. Zudem ist es ein hervorragendes Beispiel für die Kombination von organischem Recycling-Materialien und ansprechendem Design.
In puncto Nachhaltigkeit tut sich derzeit ohnehin enorm viel. Designexperte Harnisch sieht darin einen wichtigen Faktor für aktuelle Kaufentscheidungen: »Neue Talente drängen auf den Markt, bestehende Entwürfe werden modifiziert, Erkenntnisse aus Forschung und Technik finden in neu aufkommenden Herstellungsverfahren Anwendung«, und er holt weiter aus: »Viele zeitgenössische Entwürfe werden meist nur in Klein(st)auflage produziert und garantieren so eine genau vordefinierte Stückzahl. Hoch im Kurs stehen auch Prototypen oder Vorserien-Exemplare.«
Floss empfiehlt Werke der Campana-Brüder, von Ronan und Erwan Bouroullec sowie Entwürfe von Ingo Maurer (Fächerleuchten aus Reispapier) oder Philippe Starck. »Bei Starck haben sich die Preise in den letzten zwei Jahren deutlich nach oben bewegt. Ein Ende ist meines Erachtens noch nicht in Sicht«, so der Marktkenner.
Wertewandel
Umweltbewusste Materialien und regionale Produktion stehen bei Michaele Simmering und Johannes Pauwen vom Studio Kalon im Vordergrund. Das Duo versteht Design als »Teil eines Ökosystems«. Für die »Rugosa«-Serie wählten sie eine Ästhetik der modernistischen Bewegung; die Möbelkörper dafür bestehen aus nachhaltig geernteter Zuckerkiefer, bronziertem Glas und belgischem Leinen.
Materialerforschung steht auch bei Biohm im Zentrum: »Wir entwickeln weiter und veredeln, was die Natur uns gegeben hat«, lautet der Leitspruch des mehrfach preisgekrönten Forschungs- und Entwicklungsunternehmens, das mittlerweile als Pionier im Bauwesen gilt. Die Obscure-Lampenschirme werden aus Kaffeesatz und Orangenschalen in Verbindung mit einem neu entwickelten Orb-Bindemittel kreiert. Jeder Schirm ist damit ein Unikat, besteht aus biologisch abbaubaren Materialien und könnte kompostiert werden.
Licht ist ein zentrales Element in jedem Raum. Sowohl die »Arco«-Stehleuchte als auch die »Melt«-Lampen von Tom Dixon gelten als moderne Design-Statements und Klassiker zugleich. Letztere erzeugt durch ihre fluide Form einen scheinbar schmelzenden Effekt. Ausgeschaltet erhält die mundgeblasene Glasoberfläche durch eine High-Tech-Vakuummetallisierung eine besondere Hochglanzoptik. Und wer auf der Suche nach einem zeitgenössischen Stern ist, findet in den Regalen »Clustered Clouds« von Designer und Architekt Oki Sato seinen besonderen Design-Himmel. Im Mailänder Showroom von Paola Lenti während der diesjährigen Design Week ausgestellt, besticht der Entwurf durch seinen luftigen Charakter. Inspiriert von Wolkenformationen erzeugen die sich überlappenden, perforierten Edelstahlflächen einen interessanten Moiré-Effekt, der Satos japanischen Minimalismus sichtbar macht.
Das Beste von allem
Designklassiker bieten Nachhaltigkeit durch zeitlose Ästhetik und langlebige Verarbeitung. Sie widerstehen Trends und reduzieren Neuanschaffungen. Moderne Materialien unterstützen Form und Funktion, betonen Umweltfreundlichkeit und unsere Wertschätzung der Natur in der Wohnraumgestaltung.