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Monaco »Mareterra«: Ein Streifzug durch das neueste und teuerste Wohnviertel der Welt

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Landgewinn statt Badengehen: Mit »Mareterra« wurden dem Mittelmeer ganze sechs Hektar Fläche abgerungen. Ende 2024 will der Luxus-Ökodistrikt die ersten Bewohner:in­nen willkommen heißen. Und obwohl das kleinste Apartment rund 40 Millionen Euro kostet, sind hier nahezu alle Immobilien bereits verkauft.

Im Steuerparadies und Jetset-Hotspot ­Monaco gibt es vieles, aber ein gesetzliches »Recht auf Licht«, das mit einem Anspruch auf Meerblick einhergeht, gehört nicht dazu. Und so haben manche vormals stolze Immobi­lien­besitzer:innen, deren Wohnungen im wohlhabendsten Land der Welt direkt am Wasser lagen, jetzt einfach Pech. Denn ihre erste Reihe fußfrei am Mittelmeer ist Geschichte. Wie das möglich ist? Indem man dort ­Wasser zu Land macht, wo es bisher unmöglich schien, die Küste schlichtweg verlagert und auf der so gewonnenen Fläche ein neues Stadtviertel errichtet. Geld macht’s möglich, wenn Adel verpflichtet. Denn initiiert hat dieses aufsehenerregende Projekt Prinz Albert II., das Oberhaupt des kleinen, aber feinen Fürstentums, höchstpersönlich.

Das Bauspektakel, das anfangs noch »L’Anse du Portier« genannt wurde, heißt nun auf seinen Wunsch »Mareterra« und markiert das teuerste Wohngebiet der Welt. Monaco, nach dem Vatikanstaat das zweitkleinste unabhängige Land der Erde, hat zwar schon seit den 1970er-Jahren an dem umliegenden Gewässer genagt, doch »Mareterra« ist das wohl ehrgeizigste Vorhaben bisher. Es ist ein Stück Land, das die monegassische ­Geografie neu definiert: Die insgesamt sechs Hektar ­Fläche, die dem Mittelmeer abgerungen wurden, vergrößern Monacos Territorium um drei Prozent. Mit Superlativen wird hier nicht gespart: Allein die Kosten für die Landgewinnung beliefen sich auf gut eine Milliarde Euro, hinzu kamen mindestens gleich hohe Baukosten.

Ökodistrikt der Superlative

Aber schön der Reihe nach. Die Planung ­begann bereits 2015, bald danach haben Spezial­schiffe den Meeresboden konsequent ausgebaggert und einen neuen Landsockel aus Beton gegossen. Die Grimaldi-Familie konnte den Fortschritt des Megabaus direkt vom ­Fürstenpalast oberhalb der Stadt live mitver­folgen. In das besagte Fundament setzten die Ingenieure dann Betonkästen ein, die heute die neue Uferlinie markieren. So ist ein künstlicher See entstanden, der anschließend – als Basis fürs neue Bauland – mit Sand aufgefüllt wurde. Mehr als 2.800 Menschen aus 300 Unternehmen sind seither an »Mareterra« beteiligt. ­Worauf die Erbauer besonders stolz sind, bringt Guy Thomas Levy-Soussan, Bankier, Projektleiter und enger Vertrauter der Grimaldis, so auf den Punkt: »Das Projekt ist ein Ökodistrikt, der strengen Umweltvorschriften entspricht, die das Engagement des Fürstentums für ­Nachhaltigkeit und verantwortungsbewusstes Wachstum widerspiegeln.«

Antworten auf den Klimawandel?

Schon in die ­Planung wurden Meeresbiolog:innen und Umweltexpert:innen einbezogen. »›Mareterra‹ ist dazu bestimmt, Antworten auf die weltweit neuen Herausforderungen des Klimawandels und des Meeresspiegelanstiegs zu finden«, sagt Levy-Soussan. »Es beweist, dass eine harmo­nische marine Expansion machbar ist.« Der neue Stadtteil Monacos, der bereits Ende 2024 fertiggestellt wird, umfasst insgesamt 114 Wohneinheiten, die sich auf zwei Gebäudekomplexe sowie zehn Luxusvillen verteilen. Das 50-Einheiten-Flaggschiff »Le Renzo« entspringt, wie auch der Name verrät, dem Kopf und der Feder des italienischen Star­architekten Renzo Piano, während Stefano Boeri, Tadao Ando und Sir Norman Foster zu den Größen gehören, die die Villenkollektion, je mit einem Pool, entworfen haben. Dem Pariser Architekturbüro Valode & Pistre oblagen die Gesamtplanung und das Design des Apartmentensembles »Les Jardins d’Eau«. Für die großzügigen Grünflächen, für welche zuletzt mehr als 800 Bäume, vorzugsweise lokale Kiefern statt Palmen, herangeschifft wurden, zeichnet Landschaftsarchitekt Michel Desvigne verantwortlich.

Neben viel Grün war auch Energieeffizienz ein Schlüsselbegriff des Projekts – ein Beispiel ist die Installation von geothermischen Systemen, die das Meerwasser zur Stromversorgung der Heiz- und Klimaanlagen nutzen – unsichtbar, geräuschlos und umweltfreundlich. Auf den Dächern gibt es Regen­wassersammelstationen, zusätzlich werden 9.000 Quadratmeter Solarpaneele angebracht. »Mareterra« soll, so der Wunsch des Fürsten, für jede:n, Monegass:innen und Tourist:innen gleichermaßen, zugänglich sein. Sie alle können schon bald die kilometerlange Uferpromenade entlangflanieren, den neuen Yachthafen direkt unterhalb der berüchtigten Fairmont-Haar­nadelkurve bestaunen und die neuen Geschäfte und Restaurants besuchen.

Geheime Käufer:innen-Liste

Fest steht: Der Immobiliensektor ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren Monacos. Das Fürstentum ist auf die Einnahmen angewiesen – auch weil es von seinen Einwohner:innen keine Einkommensteuer erhebt. Also bestand dringend Handlungsbedarf, zumal die Nach­frage das Angebot längst übersteigt. Levy-­Soussan: »Wir hatten keine Möglichkeiten und keinen Platz mehr, um Immobilien auf dem Land zu entwickeln.« Das Projekt wurde von mehreren einflussreichen Familien aus Monaco vorfinanziert. Ein fabelhaftes Investment, wie sich herausstellt, denn, wie Levy-Soussan ­unlängst bestätigte: »Fast alle Immobilien in ›Mareterra‹ sind bereits verkauft.« Dabei ist der Kaufpreis pro Quadratmeter in Monaco mit durchschnittlich 50.000 Euro so hoch wie sonst nirgends. Fürs Luxusviertel ist sogar von 100.000 Euro pro Quadratmeter die Rede. Die Liste der Neoeigentümer:innen bleibt aber – vorerst – geheim. Wer die Namen kennt, ist das Managementteam, schließlich musste jede:r Käufer:in von Levy-Soussan genehmigt werden. Verraten wird nur so viel: Etwa die Hälfte war bereits in Monaco ansässig, die andere Hälfte ist neu im Fürstentum. Und einige davon haben gar mehr als eine Immobilie gekauft.

Erschienen in
RESIDENCES 01/2024

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Susanna Pikhart
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