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Welche Rolle der Darm bei unserer Gesundheit spielt

Gesundheit
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Jahr für Jahr fordern die Wintermonate unser Immunsystem heraus. Ob wir die kalte Saison gesund und wohlbehalten überstehen, hängt dabei maßgeblich von unserer Ernährung ab. Denn ein erheblicher Teil der Abwehrkräfte ist im Darm verankert.

Mit einer Oberfläche von rund 32 Quadratmetern und einer Länge von durchschnittlich 6,5 Metern zählt der Darm wohl zu den beeindruckendsten Organen des menschlichen Körpers. Er ist allerdings nicht nur für die Verdauung und Nährstoffaufnahme zuständig – besonders im Winter zeigt er seine wahre Stärke als Zentrum unserer Immunabwehr.

Die Darmflora, das zweite Gehirn

Der Darm wird von einer wahren Kolonie an Mikroorganismen wie Bakterien, Viren oder Pilzen bevölkert: Diese Mikrobiota, auch bekannt als Darmflora, verarbeiten jedoch nicht nur die Nahrung, die wir zu uns nehmen, sie interagieren auch mit unseren Zellen, weiß Prof. Dr. Victor Zevallos, der an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften das Mikrobiom erforscht. »Die Zellen produzieren bei dieser Interaktion die Mukosa, eine Art Schleim, der sie von den Mikroben trennt«, erklärt er. Funktioniert diese Barriere optimal, ist der Darm vor schädlichen Eindringlingen gefeit. Wird die schützende Mukosa jedoch geschwächt, etwa durch eine falsche oder unausgewogene Ernährung, können Toxine in die Blutbahn gelangen und dort Entzündungen auslösen. So ist »Schleim« dafür verantwortlich, ob wir gesund bleiben – oder eben nicht.

Die Wirkung der Darmflora reicht allerdings noch weiter: Da im Verdauungstrakt rund 70 Prozent aller Immunzellen leben – unter ihnen T-Zellen und Makrophagen, die durch Mikroben aktiviert werden und schädliche Erreger bekämpfen – ist die ­Balance der Mikrobiota essenziell. »Die ­Immunzellen kommunizieren mit anderen Organen«, erläutert der Mikrobiologe. Eine wichtige Rolle nimmt hier die Darm-Hirn-Achse ein: Sie beschreibt den konstanten Austausch beider Organe über Vagusnerv und diverse Neurotransmitter. Die Achse erklärt den Einfluss des Darms, der deshalb oft als »zweites Gehirn« bezeichnet wird, auf Stimmung, kognitive Funktionen und Immunreaktionen.

Was der Darm will

Der beste Weg zur Darmgesundheit und ­zu einem robusten Immunsystem führt daher über die Nahrung. »Noch ist nicht restlos ­geklärt, welche Ernährung die beste ist«, bemerkt Prof. Dr. Victor Zevallos. Der einfache Grund: Das Mikrobiom jeder Person ist einzigartig. Einigen Lebensmitteln ließe sich aber durchaus ein positiver Effekt  auf den Darm nachweisen. Dazu zählt ­Fermentiertes wie Kefir und Kimchi, ­Joghurt, Sauerkraut oder Kombucha.

»Die probiotischen Kulturen in fermentierten Produkten können die Mikrobenvielfalt erhöhen«, so der Forscher. Empfehlenswert seien zudem – aufgrund ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften – Ingwer oder Kurkuma, egal, ob als Tees oder Gewürze. Zuletzt wirken auch die verdauungsfördernden
Präbiotika – darunter Kohlgemüse, Artischocken, Zwiebeln oder Leinsamen – positiv auf das Mikrobiom.
Natürlich ist für den Effekt dieser ­Lebensmittel die Ernährung in ihrer ­Gesamtheit entscheidend. Der tägliche Teller sollte möglichst abwechslungsreich sein, voller Ballaststoffe, arm an Fett, Zucker, Salz und Alkohol.

Auch ­Allergien, Unverträglichkeiten und Intoleranzen sowie Lebensstilfaktoren wie Stress und Schlaf sollten individuell Beachtung finden, fügt Dr. Victor Zevallos hinzu: »Es ist hilfreich, diese ausgewogene Ernährungsbalance zu wahren, dabei aber auch die persönlichen Bedürfnisse zu beachten.« Wer diese Empfehlungen beherzt, kann seine Abwehrkräfte aktiv stärken – und die kalte Jahreszeit mit
gutem Bauchgefühl überstehen.

Mikrobiom vs. Mikrobiota

Die Mikrobiota bezeichnet die Gesamtheit der Mikroorganismen wie Bakterien, Viren und Pilze im Darm, während das Mikrobiom zusätzlich die genetischen Informationen und Interaktionen umfasst.

Erschienen in
Ausgabe 04/2024

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Christina M. Horn
Koch
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