Zum Inhalt springen
(c) M. Nestrovsk-Mittermayr

Toni Innauer: »So erreichen Sie alles!«

Gesundheit
Mentaltraining

Als »Mister Skisprung« hat der gebürtige Vorarlberger Toni Innauer Geschichte geschrieben: Der Olympiasieger, der nach seiner aktiven Zeit als Sportler als Trainer und später Sportdirektor zum Österreichischen Skiverband wechselte, prägte den Nordischen Skisport wie kein anderer. Heute ist er erfolgreicher Unternehmer, Start-up-Gründer, Autor mehrerer Bücher, Kolumnist sowie TV-Experte für Skispringen im ZDF. Sein neues Buch versucht Sportmuffel zu motivieren.

In meiner persönlich-sarkastischen Leistungssportbilanz halten sich die Anzahl der gewonnenen Einzelmedaillen mit jener an schweren Verletzungen und ­Operationen die Waage. Beide Seiten der Medaille haben, nach meinem Karriereende mit zarten 22 Jahren, Einfluss auf mein späteres Leben genommen. Einerseits als Erfahrung und Motivation für ein aufregendes Berufsleben im Leistungssport als Student, Lehrer, Trainer und Entwickler. Andererseits als tägliche Beschäftigung und Anpassung an die körperlich spür­baren Erinnerungen, Narben und kleinen ­Wehwehchen. Beides hat auf lange Sicht Expertise entstehen lassen, auch im mittlerweile schon viel längeren und spannenden Leben nach dem Leistungssport.

Motivation ist alles

Als Sportdirektor beim Österreichischen Skiverband war es erfüllend, Sportler und Trainer durch dick und dünn und auf ihrem Weg zum Olympiasieg zu begleiten. Es macht mir aber auch unbändige Freude, Bewegungsangebote und Ansätze für »uns Normalos« zu entwickeln. Meine »Die 12 Tiroler«-Fibel hat sich der Bewegungsverarmung und zivilisatorischen Bequemlichkeit als listiges Kompaktprogramm in den Weg gestellt. Unsere »Animal Movements«, von der Bachforelle bis zum Steinadler, sind besonders nachhaltig: Noch immer sprechen mich Menschen an, die es geschafft haben, zumindest zwei, drei Übungen ritualisiert in ihren Alltag einzubinden. Beim Großteil der Leser:innen verflog die Euphorie aber recht bald. »Die Vorsätze waren schnell vergessen, vermutlich habe ich einfach nicht die Willenskraft eines Leistungssportlers«, hört man oft. Einspruch, Leistungssportle-r:innen haben es leichter! Keine Berufsgruppe, außer Astronaut:innen, genießt so eine engmaschige und hochwertige Betreuung wie Spitzensportler:innen.

Spitzensport: It takes a village!

Trainer:innen, Co-Trainer:innen, Physiothe­rapeut:innen, Servicetechniker:innen, Sport­psycholog:innen und Mediziner:innen bilden ein Team. Das macht es wesentlich leichter, erstens kluge und individuell passende Vorsätze zu fassen und zweitens so lange dranzubleiben, bis »Land in Sicht« ist. Im Idealfall und bei Topteams kooperieren alle, halten die Stimmung und den Glauben an die Zielerreichung ganz oben. Das erklärt viele der erstaunlichen Entwicklungen im Profisport. Es entzaubert aber auch den Mythos, dass Sport­ler:innen allein aufgrund ihrer Willenskraft Vorsätze in die Tat umsetzen. Ohne all die vielen Helferlein im Umfeld würden erstaunlich viele Sportgrößen beim Versuch, hochwertige Gewohnheiten zu entwickeln, scheitern. Pure Willenskraft wird – genauso wie Talent – systematisch überschätzt. Wenn etwas einmal zur smarten Gewohnheit gemacht wurde, braucht es erstaunlich wenig Willenskraft, um dranzubleiben. Das ist das kraftsparende Geheimnis.

Beispiellose 12 Lektionen, die launig geschrieben selbst die müdestem Sportverweigerer:innen aus dem Bett holen: »Ein neues Leben: Vom guten Vorsatz zur täglichen Gewohnheit« von Toni Innauer, CSV Verlag, € 22,–.

(c) beigestellt

Der Weg zur Gewohnheit

Wenn Sie in den nächsten Monaten, statt Lifte und Rolltreppen zu benutzen, immer und konsequent die Treppe suchen, können Sie stufenweise eine wertvolle Gewohnheit ­entwickeln, die sofort anspringt, sobald Sie einen Lift sehen. Es wird Teil Ihres Alltags, ganz selbstverständlich. Nicht die Länge der Treppe ist wichtig, sondern die Anzahl der Entscheidungen für die Treppe und gegen den Lift zählt. Lieber fünfmal pro Woche eine halbe Stunde Nordic Walking als einmal zweieinhalb Stunden! Wir Traine­r:innen wissen auch, wie wichtig kleine Belohnungen bei der Gewohnheitsbildung sind. Ein geschicktes Lob oder etwas zum Trinken wirken Wunder. Stufensteigen wirkt in der Hinsicht bald selbstbelohnend, es durchblutet die Mus­kulatur, der Kreislauf wird angeregt, Sie fühlen sich im Nu wacher, vitaler und weichen den Viren im Lift aus.

Den inneren Schweinehund besiegen

Mein neues Buch ist dem »inneren Schweinehund« von uns allen gewidmet. Eine seltsame Bezeichnung für ein Phänomen, das in der stammesgeschichtlichen Entwicklung des Menschen ausgeprägt wurde, aber in unserer zivili­satori­schen Welt leider seine segensreiche arterhaltende Funktion ins Gegenteil verkehrt hat. Jede Idee und ­lohnende Abkürzung, die Energie gespart hat, war ­wertvoll für unsere Urahnen, mitunter überlebenswichtig. Es galt, hochökonomisch umzugehen mit seinen ­körperlichen Reserven. Heutzutage, transportiert von Autos, Flugzeugen, Liften und Rolltreppen, sollten wir jede Möglichkeit, uns zu bewegen, aufspüren. Dazu müssen wir unsere Bequemlichkeit, unser in die moderne Zeit gerutschtes Erbe durchschauen und austricksen lernen . . .

Erschienen in
Happy Life 01/2024

Zum Magazin

Toni Innauer
Koch
Mehr zum Thema
1 / 12