Gesund altern: Was Frauen sich wirklich wünschen
Was bedeutet es heute, als Frau älter zu werden? Eine aktuelle Umfrage zeigt: Schönheit ist längst nicht das, was zählt – doch der Druck, einem jugendlichen Ideal zu entsprechen, bleibt allgegenwärtig. Vier Expertinnen sprechen über den Wunsch nach Sichtbarkeit, Selbstbestimmung und echter Gesundheit.
Altern ist kein Zustand, der plötzlich eintritt – es ist ein Prozess, der lange begleitet, bevor er sichtbar wird. Dennoch bleibt das Älterwerden für viele Frauen ein Tabuthema. Eine neue Studie von Pure Encapsulations® unter 1.000 Frauen zwischen 25 und 75 Jahren macht sichtbar, was sonst oft unausgesprochen bleibt: 68 Prozent der Befragten haben Angst davor, älter zu werden. Besonders junge Frauen spüren früh den Druck, jugendlich und makellos zu erscheinen – nicht zuletzt, weil ältere Frauen in Medien, Werbung und Popkultur schlicht nicht vorkommen.
»Wir alle unterliegen Schönheitsnormen – sie sind Ausdruck eines Systems, das insbesondere Frauen über ihr Aussehen bewertet«, sagt Barbara Schrammel, Psychotherapeutin und Vorständin beim Verein Frauen beraten Frauen. Sie sieht die Folgen dieses Drucks täglich in ihrer Praxis: »Auch wenn wir uns bewusst davon abgrenzen möchten, beeinflussen diese Ideale unser Selbstbild und unseren Selbstwert – oft subtil, aber tiefgreifend.« Für viele Frauen sei das Gefühl, nicht mehr sichtbar zu sein, mit dem Verlust von Bedeutung verbunden.
Gesundheit statt Schönheit
Dabei geht es den meisten Frauen längst nicht um Falten oder Pigmentflecken, sondern darum, körperlich und geistig fit zu bleiben. 96 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen gesundes Altern wichtig sei. Gesundheit statt Schönheit klingt nach einem klaren Bekenntnis, und doch bleibt das Schönheitsideal allgegenwärtig: 64 Prozent der Frauen fühlen sich dazu gedrängt, jünger auszusehen, um als attraktiv zu gelten. Fast jede vierte Frau hat bereits eine ästhetische Maßnahme gegen Alterserscheinungen durchführen lassen oder plant dies.
Für Mari Lang, Journalistin, Autorin und Host des Podcasts Frauenfragen, liegt die Ursache dafür tiefer. »Das Patriarchat beeinflusst alles – vom Blick auf den eigenen Körper bis zur finanziellen Absicherung im Alter. Mädchen lernen früh, dass ihr Wert an Äußerlichkeiten hängt. Statt über Faltencremes zu sprechen, sollten wir lieber offen über psychische Gesundheit und Altersarmut reden.« Altern lasse sich nicht verhindern, sagt Lang, aber die Geschichten, die wir darüber erzählen, ließen sich sehr wohl neu schreiben.
Mehr Wissen, mehr Wahlfreiheit: medizinische Perspektiven
Ein Aspekt, der in dieser Debatte oft untergeht, ist der medizinische Umgang mit dem weiblichen Alterungsprozess. Gynäkologin Dr. Yvonne Helmy-Bader betont: »Sich für eine ästhetische Behandlung zu entscheiden, ist etwas sehr Persönliches. Aber es sollte niemals aus gesellschaftlichem Druck heraus geschehen.« Viel wichtiger sei es, Frauen in der Lebensmitte medizinisch zu begleiten - etwa durch Aufklärung zu den Wechseljahren, zu hormonellen Veränderungen oder zu therapeutischen Optionen. »Gesund altern bedeutet, informierte Entscheidungen zu treffen – frei, selbstbestimmt und jenseits äußerer Erwartungen.«
Auch der Report selbst zeigt: Frauen wollen nicht mehr länger Objekte eines Schönheitsideals sein, sondern aktive Gestalterinnen ihres Wohlbefindens. 98 Prozent fordern, dass Gesundheit wichtiger sein sollte als Aussehen. 91 Prozent achten bewusst auf Ernährung, Bewegung und mentale Fitness. Und doch fehlt vielen die Orientierung: »Wir sehen ein wachsendes Bedürfnis nach fundierter Aufklärung – vor allem, wenn es um Mikronährstoffe oder den Einfluss des Lebensstils auf das Älterwerden geht«, erklärt Tina Werner, Pharmazeutin und Nährstoffexpertin bei Pure Encapsulations®. Ihr Ziel ist es, Wissen zugänglich zu machen und damit Frauen zu stärken, statt sie zu optimieren.
Ein neues Narrativ
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen klar: Frauen wollen nicht länger an äußeren Maßstäben gemessen werden. Sie wünschen sich ein Bild vom Älterwerden, das Raum lässt für Vielfalt, Stärke und Gelassenheit. Gesund zu altern bedeutet nicht, jugendlich zu wirken – sondern in sich zu ruhen. Und genau darin liegt eine Schönheit, die weit über das Sichtbare hinausgeht.