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Faszien verstehen: So lösen Sie verklebte Bindegewebe effektiv

Fitnessübungen
Gesundheit

Verklebte Faszien können Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen. Warum das Bindegewebe mehr ist als nur Hülle und wie Sie es durch Bewegung, Ernährung und gezielte Übungen gesund halten verraten wir hier.

Das lateinische Wort »fascis« bedeutet Bündel und beschreibt ganz gut, um was es geht: Die Faszie kann man sich als Hülle, die Muskeln, Knochen und Organe umgarnt, vorstellen. Sie ist eine dünne Schicht aus Wasser, Kollagen, Zucker und weiteren Substanzen, die alles am richtigen Platz hält und so vor Verletzungen schützt. Sie umhüllt Nerven und Muskeln und verbindet sie miteinander. Läuft alles in unserem Organismus reibungslos ab – also ohne Überdehnen, Verletzungen oder Überbelastung im Sport, ohne monotone oder ungewohnte Arbeiten sowie anhaltenden Stress – sind Faszien flexibel und gleiten übereinander hinweg. Verhärten, entzünden oder verkleben sie sich durch wiederholte Fehlbelastung, gerät das ausgeklügelte System in Aufruhr. Besonders schmerzhaft wird es, wenn Verdickungen so massiv werden, dass sie Nerven einengen. Meist spürt man Veränderungen der Faszie nicht gleich, selten erkennt man die Ursache auf Anhieb. Was jedoch meist unverhohlen ans Tageslicht dringt, sind die »Hallo hier bin ich«-Schreie diverser Triggerpunkte, die durch Mark und Bein gehen wie quietschende Eisenbahnschienen oder Kreide an der Tafel. Die als Triggerpunkte bekannten verhärteten Stellen am Körper – vorzugsweise im unteren Rücken, an den Schultern, im Nacken oder an Schenkeln und Waden – strahlen bei längerer Missachtung durchaus vehemente Schmerzsignale aus und dezimieren den individuellen Bewegungsumfang sukzessive. Das rührt – wissenschaftlich erklärt – daher, dass die Faszie mehr Bewegungssensoren und Schmerzrezeptoren besitzt als Muskeln und Gelenke. Zudem kommuniziert sie ständig mit dem vegetativen Nervensystem. Untersuchungen haben ergeben, dass die Faszie auch emotionale Erinnerungen speichert und sich psychische Traumata wie zum Beispiel Schicksalsschläge im Körper festsetzen.

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So bleibt das Fasziennetz geschmeidig

Nichtsdestotrotz gibt es einiges, was wir selbst tun können, um unsere Faszien und damit auch unseren Allgemeinzustand positiv zu beeinflussen. Da ihr problemloses Funktionieren von guter Durchblutung und Lymphabfluss abhängig ist, sind regelmäßige Bewegung und die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen wichtig – was uns zu einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Flüssigkeit sowie einem ausgewogenen Säure-Basen-Haushalt führt. Hohe Schlafqualität mit Tiefschlafphasen sorgt ebenfalls dafür, dass Faszien und Muskeln sich entspannen. Autogenes Training, Meditation, progressive Muskelentspannung und Yoga oder Pilates sind hilfreich. Geschmeidig bleiben wir auch durch federnde Bewegungen: Die Faszie mag (Seil-)Springen, Hüpfen und Tanzen sowie Stretching mit Ganzkörperübungen. Besonderes Augenmerk sollte auch der Fußsohle zukommen, wo die Plantarfaszie zu Hause ist. Sie kann mit Bällen und Kugeln gut angesteuert werden. Für Arme, Beine und Rücken ist die Faszienrolle ideal. Die gezielte Ausübung von Druck wirkt lockernd. Kräftiges Rollen strafft das Bindegewebe. Aber Achtung: Niemals hin und her, sondern immer langsam und in Richtung Herz, also in Verlauf des Venenrückflusses, rollen. Die Zellflüssigkeiten werden es danken. Und auch wenn es anfangs wehtut: Das Wahrnehmen des Zeitpunkts, wenn die Faszie sich entspannt und ständig existente Schmerzen schwinden, ist den Biss und die Konsequenz wert. Denn es kann schon einige Tage oder Wochen dauern, bis die Linderung von Symptomen eintritt. Schließlich haben sie sich meist über lange Zeit aufgebaut.

Erschienen in
Ausgabe 01/2025

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Michaela Hocek
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