Die schönsten Radrouten durch Europa
Immer mehr Menschen suchen in ihrer Freizeit nach der idealen Kombination aus Naturerlebnis, Nachhaltigkeit und Aktivität. Während die einen schließlich auf »Schusters Rappen« setzen, finden sich andere auf dem Drahtesel wieder. Fahrradurlaub und -ausflüge liegen immer mehr im Trend und sind gerade im Sommer ein wundervoller Mix aus Sport und Erholung.
Egal, welcher »Disziplin« man sich unter den Radelnden anschließt: Die steigende Nachfrage nach Ausflugs- und Urlaubszielen mit dem Bike führt dazu, dass Radwege und Infrastruktur ausgebaut und unterschiedlichste Angebote geschaffen werden, sodass jede:r auf ihre oder seine Kosten kommt – vom Mountain- oder Gravelbikefan über Trekkingradler:innen bis hin zu Rennrad-Aficionados oder E-Bike-r:innen. So unterschiedlich ihr gewähltes Terrain und ihre Strecken auch sind, haben sie doch eines gemeinsam: Sie alle lieben es, draußen unterwegs zu sein, den Wind in den Haaren zu spüren und sich umweltfreundlich fortzubewegen. Spektakuläre Routen mit Highlights entlang des Wegs sorgen für die nötige Abwechslung.
Alpe-Adria-Radweg – Österreich, Italien
Länge: 410 km
Start: Salzburg (Österreich)
Ziel: Grado (Italien)
Schwierigkeit: 3/5
Rad: Gravelbike
Einer der abwechslungsreichsten Radwege Europas ist ohne Zweifel der Alpe-Adria-Radweg. Wer ihn gemütlich absolvieren möchte, ist etwa acht bis neun Tage unterwegs. Als beste Reisezeit eignen sich die Monate Mai bis Oktober. Er bietet eine einzigartige Kombination aus Alpenpanoramen, Flusstälern, idyllischen Städten und mediterranem Flair. Da die Strecke größtenteils auf gut markierten Radwegen und wenig befahrenen Straßen verläuft, kann man sie stressfrei auch mit der gesamten Familie in Angriff nehmen.
Los geht es in der Mozartstadt Salzburg, einem UNESCO-Weltkulturerbe, das mit seiner Festung und der malerischen Getreidegasse lockt. Der österreichische Abschnitt, insgesamt 240 Kilometer lang, führt unter anderem entlang der Salzach und Gasteiner Ache durch den Nationalpark Hohe Tauern und entlang der Drau. Sehenswert sind unterwegs der Wasserfall in Bad Gastein, die Künstlerstadt Gmünd und die historische Altstadt von Villach.
170 Kilometer des Wegs führen durch Italien – besonders schön ist der Abschnitt zwischen Tarvis und Venzone, wenn man auf einer alten Bahntrasse durch das Kanaltal radelt. Bis man schließlich in Grado ankommt, wo man sich am besten eine Auszeit am Meer mit köstlicher Pasta und einem Gläschen Wein gönnt, passiert man zudem den Dom von Udine, die Piazza della Libertà und die römischen Ruinen von Aquileia.
Tipp: Unbedingt auf den beschilderten Wegen bleiben! Hier ist kein Platz für Experimente, zumal das in den teilweise sehr engen Tälern bedeuten würde, dass man die Bundesstraße wählen muss – und das ist keine Alternative zu den gut geschotterten Wegen.
Drauradweg – Südtirol, Österreich, Slowenien und Kroatien
Länge: 510 km
Start: Toblach (Italien)
Ziel: Varaždin (Kroatien)
Schwierigkeit: 3/5
Rad: Crossbike
Da er großteils über asphaltierte Radwege und gut befestigte Schotterwege führt, ist der Drauradweg technisch nicht besonders anspruchsvoll, aber ziemlich lang und damit sehr abwechslungsreich. Ohne große Höhenunterschiede geht es über perfekt ausgebaute Infrastruktur von Italien durch Österreich und Slowenien bis nach Kroatien. Entlang des Wegs sorgen die Dolomiten, renaturierte Flusstäler und Weinberge für landschaftliche Abwechslung. Schon der Ausgangspunkt, Toblach, punktet mit atemberaubendem Bergblick. Entlang der Drau geht es in die wunderschöne Stadt Innichen, wo ein Zwischenstopp am Dom eingeplant werden sollte.
In Sillian queren die Radelnden die Grenze zu Österreich. Während man die Bundesländer Osttirol und Kärnten von West nach Ost kreuzt, locken die charmante Altstadt von Lienz, Spittal an der Drau und Villach mit ihren Cafés und ihrer historischen Architektur. Schloss Bruck in Lienz und das Renaissanceschloss Porcia in Spittal, auch als »schönstes Renaissancebauwerk Österreichs« betitelt, sind Sehenswürdigkeiten, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Etwa 145 Kilometer legt man anschließend in Slowenien zurück, vor allem die Weinstadt Maribor ist hier erwähnenswert. Die letzten 80 Kilometer des Drauradwegs führen durch Kroatien, vorbei an zahlreichen malerischen Dörfern. Die barocke Altstadt von Varaždin und das Schloss Varaždin sind das Ziel und ein letzter Höhepunkt der Route.
Tipp: Wer sich einmal eine Rast oder ein Bad gönnen möchte, kann einen Abstecher zum Weißensee einplanen. Der höchstgelegene Badesee der Alpen ist nur zehn Minuten vom Radweg auf der Höhe Greifenburg entfernt – allerdings mit dem Auto, da die sehr steile Passstraße nicht gut befahrbar ist. Auch gut: kurz auf das Wasser wechseln. Die Drau ist auch schiffbar – per Schlauchboot (ja, richtig gelesen), Floß und Fähre!
Finale Ligure – Italien
Länge: Über 130 Trails
Start: Finale Ligure
Ziel: Finale Ligure
Schwierigkeit: 3/5
Rad: Mountainbike
Mountainbike-Fans kommen an den legendären Trails mit ihren Flows, Drops und Enduro-Abschnitten sowie den weltbekannten Rennstrecken von Finale Ligure nicht vorbei. Schließlich handelt es sich dabei um jenen Ort, an dem die Enduro World Series ausgetragen wird und vielfältige Routen mit Ausblicken aufs Mittelmeer warten.
Hier saust man über Stock und Stein mediterraner Wälder, nutzt Felsen für Drops und überwindet technisch herausfordernde Passagen. Eine besonders beliebte Passage ist der sogenannte Rollercoaster. Er ist für seinen abwechslungsreichen Mix aus Sprüngen, Flows und anspruchsvollen Passagen bekannt. Gefühlt geht es teilweise senkrecht bergab – wer den Bremsimpuls hier unterdrückt, kommt auf der anderen Seite garantiert mit Adrenalin und Happiness vollgepumpt heraus.
Wer noch mehr Lust auf Geschwindigkeit hat, begibt sich auf die »Fast & Furious«-Abfahrt mit ihren vielen Kurven. Atemberaubenden Meerblick bietet der Caprazoppa Trail.
Finale Ligure ist hervorragend auf Mountainbiker:innen eingestellt. Neben Bike-Shuttles bietet man Werkstätten, Verleih, radlerfreundliche Hotels und Bikeschulen.
Tipp: In der Gegend um Le Manie gibt es viele Strecken für Anfänger:innen, die auch geübte Erstbesucher:innen für sich nutzen sollten, da die Möglichkeiten unzählig und die Gefahrenquellen niedrig sind.
Tramuntana Coastal Road – Spanien
Länge: 110 km
Start: Andratx
Ziel: Pollença
Schwierigkeit: 4/5
Rad: Rennrad
Entlang der Westküste Mallorcas, durch die namensgebende Tramuntana, einem UNESCO-Weltkulturerbe, verläuft die Tramuntana Coastal Road. Sie gilt als eine der schönsten Panoramastraßen Europas und ist bei Rennradfahrer:innen besonders beliebt. Technisch ist sie nicht sehr herausfordernd, da es ausschließlich auf asphaltierten Wegen die Küste entlanggeht. Allerdings braucht man für die kurvenreiche und teilweise steile Strecke Kondition.
Normalerweise absolviert man die sportliche Panoramatour an einem Tag, es lohnt sich allerdings, einige Male stehen zu bleiben. Schließlich hat man so die Möglichkeit, authentische Bergdörfer und mallorquinische Küche abseits der Touristenmassen zu genießen.
So ist schon der Ausgangsort, Andratx, sehenswert. Der wunderschöne Hafenort mit seiner Promenade und den mondänen Restaurants lohnt sich für eine Erkundungstour. Wenn man durch die engen Gassen von Estellencs schlendert, das man nach etwa 20 Kilometern erreicht, fühlt man sich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. Die Aussichtsplattform Mirador de Ricardo Roca bietet zudem einen fantastischen Ausblick.
Vorbei geht es sodann an den Weinterrassen von Banyalbufar nach Valldemossa, dem berühmten Bergdorf, in dem einst Chopin und seine Geliebte George Sand lebten. Boho-Flair erlebt man nach etwa 60 Kilometern im Künstlerdorf Deià, während über Sóller der Duft von Orangenhainen liegt. In Pollença angelangt, lohnt sich ein Besuch der historischen Altstadt ebenso wie ein Abstecher zum Cap de Formentor.
Tipp: Mitnehmen oder Ausleihen? Versierte Radfahrer:innen sollten die circa 60 Euro in den Transport ihres Rads stecken, für alle anderen finden sich viele Fahrradverleihe über die ganze Insel verstreut. Insider:innen sind sich einig, dass die besten in Alcúdia sind.