Die acht Stufen des Yoga: So finden Körper und Geist zur Einheit
Yoga ist mehr als Bewegung – es ist ein ganzheitlicher Weg zu innerer Ruhe, Achtsamkeit und Selbstverwirklichung. Die acht Stufen nach Patanjali zeigen, wie Körper, Atem und Bewusstsein Schritt für Schritt in Einklang kommen. Wer diesen Pfad kennt, erkennt: Yoga beginnt nicht erst auf der Matte.
Yoga ist weit mehr als Sport oder eine Entspannungstechnik. Schon in den Veden, den ältesten Schriften Indiens, die als Basis des Hinduismus gelten, wird Yoga als Mittel zum Erreichen von Glück beschrieben. Yoga ist eine Lebenseinstellung und Übungspraxis, die auf einem 2.000 Jahre alten achtgliedrigen Pfad fußt. Er geht zurück auf den Gelehrten Patanjali, »Vater« des Yoga und Verfasser des Yogasutra. Diese acht Stufen gilt es zu meistern:
- Yama steht für den Umgang mit der Umwelt, also wie man sich anderen Wesen gegenüber verhält und sich selbst beherrscht, um seinem Leben eine »gute« Richtung zu geben.
- Niyama umfasst den Umgang mit sich selbst sowie die Selbstreflexion.
- Asanas beziehen sich auf die körperliche Ebene und äußern sich in den unterschiedlichen Yogastellungen sowie dem Üben mit Leichtigkeit und Kraft. Dies ist der Teil, der den meisten Menschen am geläufigsten ist.
- Pranayama oder die Kunst des Atmens: Sie steht für das bewusste Verbinden von Atem und Geist, da diese beiden sich gegenseitig beeinflussen und als Urquelle von Prana – der Lebensenergie – angesehen werden. Die Atmung soll im Körper geleitet werden, um den Geist vom Irdischen zu lösen. Im Yoga erfolgt das Atmen in vier Teilen: Dem Ausatmen folgt das Luftanhalten mit leeren Lungen, bis der Impuls zum Einatmen das Füllen der Lunge mit Luft initiiert. Danach wird der Atem wieder angehalten bis der natürliche Reflex zum Ausatmen einsetzt.
- Pratyahara steht für den Rückzug der Sinne. Auf dieser Stufe reagieren diese und auch der Geist nicht mehr auf äußere Reize. Hier stellt sich uns durch unser Leben im Außen eine Herausforderung in puncto Geduld. Üben hat oberste Priorität. Nur so gelingt das Lenken der Aufmerksamkeit und die »Nach-innen-Schau«.
- Dharana kann bereits als Vorstufe zur gedankenfreien Meditation gesehen werden. Die dazu passende Übung ist, sich einen Gegenstand – real oder abstrakt – auszusuchen und diesen losgelöst zu betrachten, zum Beispiel eine Blume im Garten ohne Wahrnehmung ihres Dufts, der Umgebung oder Faktoren wie Wind und Sonne. Auch hier ist Geduld ein ständiger Begleiter, denn unser Gehirn ist auf Aktion gepolt und das Zurückkehren auf den Gegenstand ohne Emotion ist definitiv eine Aufgabe.
- Dhyana ist der Zustand, wo alle Gedanken stillstehen, die Versenkung in die Meditation stattfindet, innere Stille einkehrt und reine Beobachtung ohne jeglichen Einfluss des menschlichen Egos stattfindet.
- Samadhi ist der Zustand der absoluten Glückseligkeit und die vollständige Ruhe des Geists. Der physische Körper spielt keine Rolle mehr, er wird kaum noch oder nicht mehr bewusst wahrgenommen. Erleuchtung ist ein Wort, das in diesem Zusammenhang genannt wird. Die höchste Stufe ist nur wenigen Menschen vorbehalten, was der Begeisterung für Yoga jedoch keinen Abbruch tun soll. Auch die Stationen dahin fühlen sich gut an. Denn es tut uns gut, Wiederholungen zu praktizieren, immer wieder »nachzuschrauben«, plötzlich zu spüren, wie sich etwas richtig anfühlt, zu bemerken, dass je nach Tagesverfassung Asanas besser oder schlechter fließen und zu wissen, dass Yoga keine reine Leistungsabfrage ist, sondern sowieso immer nur das gemacht werden kann, was möglich ist – das jedoch mit Disziplin. »Und wenn es nur ein Sonnengruß pro Tag ist«, wie meine Yoga-Lehrerin zu sagen pflegt.