Darum ist Schwimmen so gesund
Schwimmen trainiert das Herz-Kreislauf-System und viele Muskelgruppen, schont dabei aber die Gelenke und ist damit eine der gesündesten Sportarten überhaupt. Sofern man es richtig kann.
Schwimmen ist der nette Kumpel unter den Sportarten. Es bringt eine Art »Best-Buddy«-Gen ins alltägliche Kraft- und Ausdauertraining mit: maximal geringe Verletzungsgefahr, enormes Potenzial zur Gesundheitsförderung, ein hohes Maß an sozialer Gleichberechtigung, in dem Vorerkrankungen zu Nebensächlichkeiten schrumpfen und ausrüstungstechnisch Reichtum keine entscheidenden Vorteile bringt. Weil egal, ob im Hallenbad, am See oder im Meer: In Badehose, Badeanzug oder Bikini sind alle Menschen gleich – nämlich in einem seminackten Zustand in einem Umfeld unterwegs, das nicht ihrem natürlichen Habitat entspricht: Im Wasser ist man nie daheim, hier bleibt man stets Gast. Indem man schwimmt, verlängert man nur die Besuchszeit.
Schonender Sport mit Maxi-Wirkung: Schwimmen
Es ist ein Visum Richtung gefühlter Schwerelosigkeit, denn beim Schwimmen löst sich die Last von (Über-)Gewicht dank physikalischer Auftriebsphänomene im Wasser fast vollständig auf. Man arbeitet mit und gegen das Wasser und gleitet und schwebt durch einen dreidimensionalen Raum. Ein Umstand, den man sich unter anderem auch beim Aquajogging zunutze macht. Sowohl zu Therapiezwecken nach Verletzungen als auch zum Konditionstraining ist man dabei mit Bewegungsapparat schonenden Laufbewegungen unter Wasser unterwegs. Eine trügerische Leichtigkeit, denn Wasser ist in Abhängigkeit von der Temperatur etwa 800 Mal dichter als Luft. Dementsprechend anstrengend ist die Bewegung im kühlen Nass und dementsprechend hoch ist der Kalorienverbrauch. Es klingt nach einem Paradoxon: Die Belastung für die Gelenke, Bänder und Knochen schrumpft zwar auf ein Minimum – nicht zuletzt aus orthopädischer Sicht ein Vorteil. Gleichzeitig maximiert sich aber der Trainingseffekt beim Schwimmen im Vergleich zu anderen Sportarten, weil der gesamte Körper in Bewegung gebracht wird. Dadurch stärkt Schwimmen zum einen die Ausdauer – nicht nur von Muskeln in Armen, Beinen und Rumpf, sondern auch in Organen wie der Lunge. Denn beim Schwimmen drückt das Wasser auf den Brustkorb, man bläht die Lunge demnach gegen einen an Land unbekannten Widerstand auf. Das fordert wiederum die Pumpleistung des Herzens und fördert damit das gesamte Herz-Kreislauf-System.
Schwimmen braucht Technik und Balance
Was nach gesamtheitlichem Gesundheitsboost klingt, ist eine technisch hoch anspruchsvolle Sportart. Sie entfaltet ihre größte Wirkung bei einer sauberen Ausführung der verschiedenen Schwimmstile. Umgekehrt können falsche Bewegungsmuster zu Verspannungen und Abnutzungen bis hin zu Verletzungen führen. Es geht also um die richtige Technik, die richtige Wasserlage und das richtige Wassergefühl. Es geht um ein gutes Gleitvermögen und effizienten Krafteinsatz. Und es geht um Freude an einer Sportart, die einem Einsamkeit aufzwingt und mit sich allein lässt: Schwimmen bietet nämlich keinen Spielraum für gleichzeitiges Tratschen oder Genießen der Aussicht. Macht man alles richtig, fordert Schwimmen den Körper aber ganzheitlich und fördert seine innere Balance. Umgekehrt kann es zu ungesunden Überbelastungsstörungen kommen – vor allem bei falscher Technik. Die gute Nachricht: Das richtige Tun kann man lernen. »Jeder kann richtig Schwimmen lernen«, beruhigt Jördis Steinegger (siehe Stilkunde). Die Grazerin weiß, wovon sie spricht: Sie war drei Mal bei Olympischen Spielen am Start. Tatsächlich ist Schwimmen ein nicht ganz unkomplexer Sport. Es müssen Beine, Arme, Kopf- und Rumpfbewegungen aufeinander abgestimmt werden. Ein guter Indikator für eine gute Schwimmtechnik ist die Zahl der Armschläge: Je weniger man für eine Strecke benötigt, desto besser ist es. All das Strecken, Schwingen, Drücken und Treten muss mit dem Luftholen koordiniert werden. Letzteres ist die schwierigste Übung, aber die wichtigste. Denn ruhiges, gleichmäßiges Ein- und Ausatmen sorgt für eine nachhaltige Versorgung der Muskeln mit Sauerstoff und in weiterer Folge für eine ruhigere Wasserlage und längere Leistungsfähigkeit. Umgekehrt verursacht es – egal, in welcher Schwimmlage – eine überproportionale Anstrengung, wenn die Atmung nicht im Einklang mit der Motorik ist. Vor allem das vollständige Ausatmen ist dabei wichtig, da die Muskeln ansonsten schneller ermüden. Grundsätzlich fördert Schwimmen die Ausdauerfähigkeit. Für ein Rundum-Fitnesspaket sinnvoll wäre daher eine Kombination mit einem gesundheitsorientierten Krafttraining. So kann Schwimmen sein gesamtes »Wunderwuzzi«-Potenzial als effizientes und gesundes Ganzkörpertraining ausspielen.