Es war ausgerechnet ein US-amerikanisches Regie-Duo, das den gebürtigen Mülheimer Elias Eilinghoff mit einer fast schon wienerischen Herangehensweise an seinen Beruf ausstattete: „Einfach machen. Was soll denn schon passieren?“, dachte er sich, als er im unablässig blubbernden Ideenpool von Kelly Copper und Pavol Liška erste Schwimmversuche anzustellen versuchte. Das erste Level von „Schauen wir mal, dann sehen wir schon“ gewissermaßen. Damals wusste Elias Eilinghoff noch nicht, dass er für seine Rolle in „Karoline und Kasimir“, der ersten Volkstheater-Produktion des Duos, einen Nestroy einsacken würde.

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„Wir wurden bei dieser Arbeit total ins kalte Wasser geworfen“, erinnert sich der Schauspieler lachend. „Das Regiebuch hatte knapp 300 Seiten, also sind wir bei Probenbeginn gleich volle Kanne in diese sehr körperliche Arbeit eingestiegen.“

Sich in der Arbeit an dieser Stückentwicklung über Wasser zu halten verlangte dem fast zwei Meter großen Schauspieler zwar einiges ab, dennoch hatte er – von einem unerschütterlichen Grundvertrauen geleitet – große Lust, sich darauf einzulassen. Eine Entscheidung, die nicht nur mit einem Nestroy, sondern auch mit einem Zugewinn an Selbstvertrauen belohnt wurde. „Ich bin daran gewachsen“, resümiert er mit jener Klarheit, die in seiner Ausdrucksweise ganz natürlich mitschwingt.

Lässigkeit statt Gelassenheit

Ganz natürlich sprudle aus ihm auch das Komödienhafte heraus, sind sich Kritiker*innen einig. Damit gehe auch eine bestimmte Erwartungshaltung einher, ergänzt Eilinghoff, der diesem Umstand mit einer gewissen Ambivalenz begegnet: „Ich liebe es, auf der Bühne aus Normen auszubrechen – mich stimmlich und körperlich stark zu verwandeln. Gleichzeitig verlangt einem gerade die Komödie als Schauspieler extrem viel ab.“

Seit seinem Erstengagement am Theater Basel war er aber auch schon in ernsteren Rollen zu sehen, außerdem ginge es, so der Schauspieler, ohnehin auch darum, im Lustigen eine Ernsthaftigkeit zu finden. „Komik entsteht“, fasst er zusammen. Und: „Es muss nicht Komödie draufstehen, damit etwas lustig ist.“

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Bonnie van Klompp

Dieser Preis verändert alles

Am Volkstheater wird gespielt, bis die Welt untergeht. Schließlich gilt es, den wohl wichtigsten Theaterpreis der Welt, den Destroy, zu verleihen. „Apokalypse Miau“ ist eine Screwball-Komödie im Gewand einer Preisverleihung. Weiterlesen...

Als nächste Premiere steht für Eilinghoff Sascha Hawemanns Bearbeitung des Upton-Sinclair-Romans „Öl!“ auf dem Programm. Bis dahin ist er unter anderem in der vielfach ausgezeichneten Produktion „humanistää!“ zu sehen – einer Inszenierung, die ihn immer wieder in eine Art Rauschzustand katapultiert. Seinem Bedürfnis, auf der Bühne stets „all-in“ zu gehen, kommt Claudia Bauers mitreißender Jandl-Abend sehr entgegen.

„Gleichzeitig bin ich vor der Zweierszene mit Julia Franz Richter immer noch total aufgeregt“, so Eilinghoff. „Das rührt auch daher, dass ich ziemlich hohe Ansprüche an mich und meine Arbeit habe.“

Wirkliche Gelassenheit wäre für den Job zwar kontraproduktiv, etwas mehr Lässigkeit würde er sich aber gerne noch aneignen. Der Umzug nach Wien, in das er sich schon bei seinem ersten längeren Aufenthalt verliebte, war ein erster Schritt in diese Richtung. Kelly Coppers und Pavol Liškas Horváth-Tour-de-Force der zweite. Wir sind uns sicher, dass noch viele folgen werden.

Zur Person: Elias Eilinghoff

Der frischgebackene NESTROY-Preisträger ist in Mülheim an der Ruhr aufgewachsen. Nach dem Studium führte ihn sein erstes Engagement nach Basel, danach ging es für ihn weiter ans Münchner Residenztheater.
Nun gehört er zum Ensemble des Wiener Volkstheaters und ist aktuell in „Der Würgeengel“, „Apokalypse Miau“ und „humanistää!“ zu sehen.

Zu den Spielterminen von „Öl!" im Volkstheater Wien!