Marias Albtraum
Er führte drei Kriege gegen Österreich und war der größte Widersacher der Kaiserin: Friedrich II. von Preußen. In „Maria Theresia – Das Musical“ verkörpert Moritz Mausser den dunklen Herrscher – und erweist sich als Idealbesetzung.
Was für eine Transformation: von der Arroganz, wienerischem Einschlag und psychotropen Dämonen – hin zum aufgeklärten Absolutisten, intellektuellen Schöngeist und unerbittlichen Feldherrn Friedrich II. von Preußen. Sänger und Schauspieler Moritz Mausser gelingt diese professionelle Wandlung mit Bravour. Sein seelisch ramponierter König, der Österreich mit den drei Schlesischen Kriegen zusetzte, ist eine der von Kritik und Publikum gleichermaßen akklamierten Entdeckungen in „Maria Theresia – Das Musical“. Ein Antagonist mit stechendem Blick, substanzieller Präsenz, doloroser Stimme und schwarz lackierten Fingernägeln. Sein eigener Vater zwang den jungen Friedrich, der Hinrichtung seines Freundes – und möglicherweise Geliebten – Hans Hermann von Katte beizuwohnen.
„Ich glaube, er war ein traumatisierter Mann. Durch das Verhältnis zu seinem Vater wurde sein Bezug zu Liebe, Nähe und Familie negativ geprägt“, erklärt Moritz Mausser. „Er hat gelernt, seine inneren Dämonen zu unterdrücken und seine Gefühle zu kontrollieren. Besonders die Ermordung seines Freundes hat ihn gelehrt, vorsichtig zu sein, wenn es darum ging, jemanden an sich heranzulassen oder offen seine Meinung zu sagen. Nach dem Tod des Freundes spielte er seinem Vater vor, fortan gehorsam zu sein. Aber es war von Anfang an klar, dass das nur Fassade ist.“
Der erste Influencer
Er habe nach „Rock Me Amadeus“ den Druck, dass die Rolle an ihm kleben bleiben könnte, durchaus gespürt. „Ich hatte das Gefühl, den Menschen beweisen zu müssen, dass ich ,nicht nur‘ Falco bin, obwohl ich denke, dass viele ohnehin erkannt haben, dass meine Interpretation von Hans Hölzel mehr war als eine bloße Imitation.“ Falco sei für ihn ein großes Geschenk gewesen – mit Möglichkeiten, die andere Rollen nicht bieten würden. „Bei Friedrich II. ist die künstlerische Freiheit aber deutlich größer, weil es keinen direkten Vergleich und keine Referenzen gibt. Ich kann mich aber an historischen Artefakten und Überlieferungen orientieren – und da gibt es einiges, weil er sich selbst stark inszeniert hat. Heute könnte man ihn fast den ersten Influencer nennen. Es gibt also viel Material, mit dem ich arbeiten kann, aber niemand wird im Publikum sitzen und sagen: ,Diese Handbewegung hätte er nicht gemacht!‘ Das gibt mir große Autonomie.“
Was könnte man seiner Meinung nach von Friedrich II. lernen? „Dass man sich widersetzen und neue Wege gehen darf. Dass man auch aus einer schwierigen Vergangenheit etwas Schönes schaffen kann. Dass man zu sich selbst stehen sollte. Wir zeigen im Stück zudem den Druck, sich beweisen zu müssen – auch als Mann. Und von der Geschichte, die in ,Maria Theresia‘ erzählt wird, kann man lernen, dass man mehr ist als sein persönliches Trauma oder das, was die Gesellschaft einem vorschreibt. Das Glück liegt in der Freiheit, nicht im Zwang.“
Konkrete Solopläne
Moritz Mausser entwirft Objekte, die er mittels 3-D-Drucker zum Leben erweckt, und hat sogar jene Flöte, die er im Stück spielt, nach der auf Schloss Sanssouci ausgestellten Originalflöte Friedrich II. modelliert und selbst gebaut.
Als Musicaldarsteller ist man in erster Linie Interpret. Gibt es seinerseits auch Pläne, eigene Musik zu veröffentlichen? „Ich arbeite tatsächlich wieder mehr an Texten und habe viele neue Ideen. Vielleicht bringe ich nächstes Jahr meinen ersten Song heraus. Ich liebe Musicals und das Schauspiel, aber ich möchte nicht ausschließlich in diesem Bereich arbeiten. Ich möchte sehen, was es draußen noch so gibt. Wie David Bowie sagte: ,Geh dorthin, wo du dich ein wenig unsicher fühlst, wo du über dem Boden hängst und nicht weißt, wie du klarkommen sollst. Dort wächst du.‘ Genau so möchte ich weitermachen!“
Die schwarz lackierten Fingernägel könnte er beibehalten. „Ich mache das hauptsächlich für mich, weil es mir gefällt und ich mich in der Vergangenheit zu sehr von der Meinung anderer abhängig gemacht habe. Vielleicht gebe ich sie irgendwann wieder auf. Vielleicht werden sie mein Markenzeichen.“
Moritz Mausser studierte Musikalisches Unterhaltungstheater an der MUK und wurde noch während seiner Ausbildung als Hauptdarsteller für „Rock Me Amadeus – Das Falco Musical“ engagiert. 2023 stand er als Kronprinz Rudolf in „Elisabeth“ auf der Bühne, seit Oktober 2025 spielt er in „Maria Theresia – das Musical“ Friedrich II. von Preußen.