Kunsthighlights 2025
Das Kunstjahr 2025 vereint die Gegenwart mit der Vergangenheit. Kunstschaffende eröffnen uns neue Perspektiven, setzen sich mit den großen Meister:innen auseinander und schaffen Dialoge auf Messen und in Museen. Die Highlights der wichtigsten Schauplätze.
In der Kunst ermöglichen sichtbar gemachte Inspirationsquellen immer einen neuen Blick. In Wien zeigt die Albertina, unter der neuen Leitung von Ralph Gleis, eine Ausstellung zu Matthew Wong und Vincent van Gogh. Letzterer hat den chinesisch-kanadischen Maler neben Henri Matisse, Shitao, Gustav Klimt, Yayoi Kusama und Alex Katz besonders beeinflusst. Wong, der 2019 im Alter von 35 Jahren verstarb, ließ sich in seinen späten Werken von der intensiven Farbgebung und dem emotionalen Ausdruck des Niederländers inspirieren. Auch biografische Parallelen in der Gegenüberstellung laden zum Erforschen ein. Van Gogh geht dieses Jahr aber noch einen Dialog ein: Der Auseinandersetzung mit der Natur und den existenziellen Fragen des Lebens wird in Amsterdam nachgespürt, wo Anselm Kiefer und Vincent van Gogh zugleich im Van Gogh Museum und Stedelijk Museum aufeinandertreffen. Kiefer, bekannt für seine monumentalen Arbeiten, die die Nachkriegszeit und ihre Traumata thematisieren, begegnet hier den Seelenlandschaften und Porträts des Post-Impressionisten. Erinnerungsgeografien spielen in der Tate London eine Rolle, wo man Teil der immersiven Stoffarchitekturen und Installationen des koreanischen Künstlers Do Ho Suh wird.

Fondation Beyeler. Yayoi Kusama entführt uns in eine Welt der Unendlichkeit und des Staunens, wo Polka-Dots und Spiegelräume unsere Wahrnehmung herausfordern und erweitern.
fondationbeyeler.ch
Über 400 Jahre
Einen Epochenwechsel gibt es in Paris, wo sich das Musée Jacquemart-André der barocken Malerin Artemisia Gentileschi widmet. Die italienische Künstlerin ist für ihre dramatischen Gemälde von biblischen und mythologischen Szenen in Caravaggio-Manier bekannt und zählt zu den Schlüsselfiguren in der Kunstgeschichte. Ihre Werke zeigen meist unabhängige Heldinnen, dramatische Themen und vermitteln eine Stärke und Direktheit, die nun im neuen Kontext betrachtet werden können. Gentileschi hinterlässt uns ihren eigenen Blick auf die Weiblichkeit, gemessen an ihrer Epoche und Biografie.
Bei Fritz Wotruba steht das Menschenbild per se im Zentrum. Beeinflusst von der Moderne, wird der Körper zunehmend abstrahiert und blockartig in seine Grundstrukturen zerlegt: Der bedeutendste österreichische Bildhauer des 20. Jahrhunderts löst Figürliches zugunsten geometrischer Monumentalität auf. Das Belvedere 21 in Wien zeigt zu seinem 50. Todestag eine umfassende Schau seiner Bauten aus Stein und Bronze.
Ein Fixpunkt im Event-Herbstkalender ist die Berlin Art Week, die seit 2012 die (inter-)nationale Kunstszene in Berlin zusammenbringt. In einer Vielzahl von Galerien und Ausstellungsräumen wird die Stadt zum Schauplatz für eine breite Palette zeitgenössischer Kunst und dient als aktuelle Reflexion des Marktes. Das österreichische Pendant, die Vienna Art Week, findet Mitte November statt.

Tate Modern London. Der Künstler Do Ho Suh erschafft mit seinen skulpturalen Installationen intime Räume, die persönliche Erinnerungen und den Wunsch nach Zugehörigkeit in den Fokus rücken.
tate.org.uk

Wong x Van Gogh. Die Gegenüberstellung zeigt die unverwechselbare Poesie der Natur und den Einfluss des Holländers, gekennzeichnet durch kräftige Farben und bewegende Strukturen.
albertina.at
Retrospektive
Der südafrikanische Zeichner, Videokünstler und Regisseur William Kentridge feiert heuer seinen 70. Geburtstag. Vor Kurzem mit dem Internationalen Folkwang-Preis ausgezeichnet, gibt es über sein Œuvre im Herbst eine Doppelausstellung in Dresden und zeitgleich in Essen: »William Kentridge – Listen to the Echo«. Ebenfalls zum Jahresende erwartet uns in der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel eine große Retrospektive von Yayoi Kusama. Die Japanerin zählt mit ihren ikonischen Punkten, Netzen und endlosen Spiegelräumen zu den größten Künstlerinnen der Gegenwart und blickt nun auf 70 Jahre ihres außergewöhnlichen Schaffens zurück. Ihre Arbeiten, die eine Vielzahl von Medien umfassen, von Malerei über Skulpturen bis hin zu Installationen, zeugen von einer Vision, die den menschlichen Sinneseindruck auf die Probe stellt: Kusamas Werke möchten die Grenzen des Wahrnehmbaren aufzeigen.

Art Cologne. Rund 170 Galerien und Händler:innen aus 24 Ländern bieten an vier Tagen im November ein sorgfältig kuratiertes, facettenreiches Kunstangebot.
artcologne.de
Die Kunstszene
Nachdem Ende Jänner die BRAFA in Brüssel den Auftakt für das Messejahr gemacht hat, schließt die India Art Fair unmittelbar an. Im März lenkt die ARCOmadrid in ihrer 44. Ausgabe den Blick auf die spanische Hauptstadt. Die Messe zeigt nicht nur die lokale Kunstszene, sondern auch eine internationale Perspektive, etwa historische Verbindungen zur lateinamerikanischen Kunst. Die TEFAF Maastricht bleibt ein unverzichtbarer Treffpunkt für Kunstsammler:innen, Kurator:innen und Institutionen. Die Schau aus Antike, Moderne und Designklassikern wird auch 2025 höchste Ansprüche erfüllen, mit dabei unter anderem die Galerie Louis & Sack, Paul Ruitenbeek Chinese Art oder bel etage, Wolfgang Bauer.
Im Frühjahr nimmt die Art Basel Hongkong eine Schlüsselrolle ein. Hongkong fungiert als Tor nach Asien und dient als Brücke zwischen der westlichen und der asiatischen Kunstwelt. Danach zieht die Art-Crowd weiter nach Basel, dem unangefochtenen Epizentrum des internationalen Kunstmarktes. Und wer sich danach eine Sommerpause von der bildenden Kunst gönnen möchte, reist nach Venedig, um aktuelle Architekturthemen auf der Biennale zu erkunden.
Wer in Wien womöglich die SPARK Art Fair (unter der Leitung von Walter Seidl, Jan Gustav Fiedler, Marina Fokidis sowie Christoph Doswald) mit dem Konzept aus Einzelpräsentationen, Performances und Medienkunst verpasst hat, dem bietet in der Stadt ab September die viennacontemporary eine neue Gelegenheit, mehr über die gegenwärtige (osteuropäische) Kunstszene zu erfahren.
Im Herbst heißt es für das Grand Finale wieder: einmal um die Welt. Anfang September lenkt die Frieze Seoul den Blick erneut nach Asien. Von dort fliegt man weiter nach New York zur Armory Show, danach nach London zur British Art Fair, macht einen Abstecher zur Art Basel Paris und fährt retour zum Frieze-Duo in den Regents Park. Mit der Art Basel Miami im Dezember und der 58. Art Cologne schließt das highlightvolle Kunstjahr. Das traditionsreiche Format in Deutschland gilt als der Treffpunkt für etablierte Galerien und Kunsthändler:innen und ist zugleich ein Forum für Nachwuchskünstler:innen.
Zweifelsohne: Das Jahr bietet wieder besonderen Chancen, Kunst nicht nur zu betrachten, sondern auch zu erleben.