Weniger ist mehr: Wie man das Haut-Mikrobiom gesund hält
Geht es um die Pflege der Haut, so ist oft ein minimalistischer Ansatz zielführend. »Weniger ist mehr« lautet das Motto, wenn man sein Haut-Mikrobiom gesund erhalten möchte.
Die Vorstellung, dass mehr Pflegeprodukte automatisch zu besserer Haut führen, ist tief in vielen Köpfen verankert. Doch eine wachsende Bewegung plädiert für das Gegenteil: Weniger ist mehr. Ein minimalistischer Ansatz zur Hautpflege, der nicht nur die Haut, sondern auch die Gesundheit im Allgemeinen in den Mittelpunkt stellt, gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Eine der bekanntesten Verfechterinnen dieses Ansatzes ist Dr. Yael Adler, Hautärztin und Autorin mehrerer Bücher. Ihr letztes Buch, »Genial vital«, wurde zum Bestseller. Ihr Credo lautet: »Verzichte auf Altersbeschleuniger und pflege deine Haut minimalistisch.« Auch auf ihrem Instagram-Account vertritt die gebürtige Frankfurterin einen ganzheitlichen Ansatz, wenn es um schöne Haut geht: »Man muss die Haut von innen und von außen betrachten. Man muss ihre Funktionen kennen, dann weiß man auch, wie man sie schützt und wie man sie bei der Reparatur und beim Aufbau unterstützt.«
Gute (Haut-)Ernährung
Ein zentraler Aspekt ihrer Philosophie ist die Vermeidung von »Altersbeschleunigern« – Faktoren, die die Hautalterung fördern. Dazu gehören unter anderem Sonne, Zigaretten, Feinstaub, Zucker und Alkohol. Stattdessen rät Adler zu einer Ernährung, die reich an Ballaststoffen, buntem Gemüse und Obst, Mineralien und Vitaminen ist. »Man muss kein:e Veganer:in sein, aber auf den Speisezettel gehört überwiegend Pflanzenkost. Die bunten Pflanzenfarben schützen die Haut von innen«, betont sie.
Darüber hinaus spielt die Zufuhr von gesunden Fetten eine entscheidende Rolle. Omega-3-Fettsäuren aus Fisch- und Algenöl sowie ungesättigte Fettsäuren aus kaltgepressten Pflanzenölen sind essenzielle Bausteine für eine gesunde Haut. Präventionsmedizin kann hierbei unterstützen, indem sie feststellt, welche Mikronährstoffe fehlen – und diese gezielt ergänzt.
Minimalismus in der Hautpflege
»Weniger ist mehr bei der Hautpflege«, predigt Adler unablässig. So rät sie auch dazu, diese auf das Wesentliche zu reduzieren, um Entzündungen und Reizungen zu vermeiden. Der größte Teil der Haut sollte lediglich mit warmem Wasser und einem Handtuch gereinigt werden. Nur bei trockenen und spannenden Stellen empfiehlt sie das Eincremen – idealerweise mit Produkten, die hautähnliche Lipide enthalten wie unraffinierte, kalt gepresste Sheabutter. Es gilt, das Mikrobiom – auch Hautflora genannt – zu erhalten, das zu den wichtigen Hautschutzmechanismen gehört. Gemeinsam mit einer Schicht aus toten Hornzellen und einem Fett-Eiweiß-Gemisch bildet es eine natürliche Barriere, die die Haut vor Austrocknung, schädlichen Bakterien und Allergien schützt. Ein pH-Wert von 5 sei ideal, um das Mikrobiom der Haut gesund zu halten und das Immunsystem zu unterstützen.
So wichtig ist das Hautmikrobiom
Das Mikrobiom ist zwar ein Begriff, der mittlerweile fest mit unserer Gesundheit verbunden ist – vor allem aber mit Darmgesundheit assoziiert wird. Doch auch die Haut besitzt ein komplexes Ökosystem aus Mikroben, das ebenso wichtig für unsere Gesundheit ist.
»Es ist ein Kosmos aus unzähligen Mikroorganismen, zum Beispiel Bakterien, Pilzen und Viren, und ein wichtiger Teil der Hautbarriere«
erklären Dr. Nini Nielson und Dr. Julia Mader, die sich mit ihrer Brand Sk−oud Skincare ganz dem Hautmikrobiom verschrieben haben. Gründe dafür gibt es viele: Die Mikroorganismen haben eine essenzielle Funktion für die Gesunderhaltung der Haut. Faktoren wie die Ernährung, der Lebensstil oder bestimmte Medikamente können das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen. Auch Feinstaubbelastung, UV-Strahlung, Stress, Schlafmangel oder eine zu intensive Reinigung und Pflege der Haut können es stören. Als Folge treten Trockenheit, Rötungen oder Spannungsgefühle auf. Die Haut wird krank.
Reinigen: Weniger ist mehr
Bei der Reinigung der Haut denken viele zunächst an Sauberkeit und das Entfernen von Schmutz, doch hier kann zu viel des Guten schaden. Alicia Stander von Esse Skincare betont: »Die natürlichen Öle und Fette auf der Haut sind eine wichtige Nahrungsquelle für unsere nützlichen Mikroben.« Diese Mikroben, zu denen unter anderem Lactobacillus, Corynebakterien und Cutibakterien gehören, sind essenziell für ein gesundes Hautmikrobiom. Eine übermäßige Reinigung kann diese wertvollen Öle entfernen und somit das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen.
Eine Reinigung ohne aggressive Schaum- und Konservierungsmittel und mit Verzicht auf Tenside ist essenziell, um das empfindliche Gleichgewicht des Mikrobioms zu erhalten. Um die natürlichen Schutzmechanismen der Haut zu unterstützen, sollte man die Haut mit Inhaltsstoffen reinigen, die mit dem Mikrobiom der Haut kompatibel sind. Bei der Biohautpflegemarke Le Pure empfiehlt man dafür kalt gepresste Öle, Heilerde, pflanzliche Komplettextrakte und ätherische Öle. Danach ist ein Toner empfehlenswert, der erfrischt, Feuchtigkeit zuführt und den pH-Wert der Haut wiederherstellt.
Pflegen: Mit Bedacht und Rücksicht
Eine gesunde Hautpflege beginnt mit der Wahl der richtigen Produkte. Diese sollten das Mikrobiom nicht stören, sondern es vielmehr unterstützen. Mikrobiomfreundliche Produkte aus natürlichen Inhaltsstoffen, die Prä-, Post- und Probiotika enthalten, sind hier besonders vorteilhaft. Denn diese Inhaltsstoffe helfen, das Mikrobiom in einen ausgewogeneren und gesünderen Zustand zu versetzen.
Produkte, die aggressive Konservierungssysteme, Duftstoffe und scharfe Tenside enthalten, sollten vermieden werden, da sie das Mikrobiom stören und zu Hautproblemen wie Entzündungen und Unverträglichkeiten führen können. Besonders für Menschen mit empfindlicher Haut oder Hauterkrankungen wie Akne, Rosazea oder Neurodermitis ist es wichtig, auf die Inhaltsstoffe der Pflegeprodukte zu achten. Natürliche Alternativen als Ersatz zu herkömmlichen Inhaltsstoffen wie Bakuchiol statt Retinol sind ratsam, da diese sanfter zur Haut und ihrem Mikrobiom sind.
Erhalten: Nachhaltige Hautgesundheit
Das langfristige Erhalten eines gesunden Hautmikrobioms erfordert mehr als nur die richtige Reinigung und Pflege. Es geht auch darum, einen Lebensstil zu pflegen, der die Hautgesundheit von innen heraus unterstützt. Womit wir wieder bei einer ausgewogenen Ernährung und einem gesunden Lebensstil wären: Es gilt, mehr Zeit in der Natur zu verbringen, Konservierungsmittel zu vermeiden und mikrobielle Verbündete bei der Wahl der Ernährung und Hautpflege zu berücksichtigen.
Fazit: Balance ist der Schlüssel
Das Mikrobiom der Haut ist ein faszinierendes und komplexes System, das uns vor vielen äußeren Einflüssen schützt und für eine gesunde Haut sorgt. Deshalb ist es wichtig, dieses System durch eine sanfte Reinigung, eine gezielte Pflege und einen bewussten Lebensstil zu unterstützen. Weniger ist auch hier oft mehr und die richtige Balance zwischen Reinigung, Pflege und dem Erhalt des Mikrobioms ist der Schlüssel zu langfristiger Hautgesundheit.