Zum Inhalt springen
© Shutterstock

Dr. Barbara Sturm im Interview: Warum Anti-Entzündungs-Pflege die Zukunft ist

Beauty-Routine
Porträt
Pflege

Hautpflege mit Tiefgang: Dr. Barbara Sturm erklärt, warum ein antiinflammatorischer Lebensstil der Schlüssel zu gesunder, strahlender Haut ist – und was ihre Pflegephilosophie so revolutionär macht.

Sie gilt als eine der einflussreichsten Stimmen der modernen Beauty-Welt: Dr. Barbara Sturm. Die deutsche Ärztin war ihrer Zeit weit voraus – und entwickelte aus medizinischem Know-how eine Pflegelinie, die auf der ganzen Welt gefeiert wird. Im Interview verrät sie, warum Entzündungen die größte Gefahr für unsere Haut sind, welche Rolle Schlaf und Ernährung spielen – und warum sie glaubt, dass das nächste große Thema in der Hautpflege das »Bildschirmgesicht« sein wird.

Happy Life:  Ihre Brand wird von Superstars wie Victoria Beckham, Oprah Winfrey sowie Hailey Bieber verwendet – und alle schwärmen oft und gern davon. Sie sind auch in den renommiertesten Spas der Welt zu Hause. Wie kam es denn überhaupt dazu, dass Sie eine eigene Linie gründeten?

Barbara Sturm: Die Bekämpfung von Entzündungen war ein zentrales Ziel meiner gesamten medizinischen Laufbahn: Ich habe Sportmedizin studiert und auf dem Gebiet der entzündungshemmenden molekularen Orthopädie gearbeitet, bevor ich mich der entzündungshemmenden Ästhetik zuwandte. Anfang der 2000er-Jahre begann ich mit der Injektion von Hyaluronsäure und Botox und übertrug die Wissenschaft aus der Orthopädie auf die Haut, um 2002 die erste Gesichtsbehandlung mit Patientenblutplasma zu entwickeln. Im selben Jahr erfand ich meine erste ärztliche Creme auf Blutplasmabasis, »MC1«, und verschrieb sie meinen Patient:innen. Meine Patient:innen baten mich, eine komplette Hautpflegeserie zu entwickeln – und so entstand meine entzündungshemmende Linie Dr. Barbara Sturm Molecular Cosmetics.

Können Sie die Philosophie hinter der ­Marke noch genauer erklären?

Meine gesamte Hautpflegephilosophie konzentriert sich auf die Bekämpfung von Entzündungen und deren Folgen sowie auf die Heilung der Haut durch fortschrittliche wissenschaftliche Inhaltsstoffe und einen entzündungshemmenden Lebensstil. Entzündungen sind die Reaktion des Körpers auf Reizungen und Verletzungen. Wir werden jeden Tag mit entzündlichen Einflüssen bombardiert: von aggressiven Hautpflegebestandteilen bis hin zu UVA- und UVB-Strahlen, Stress, Auspuffemissionen, HEV-Strahlen, Rauchen, Alkohol und Zucker. Wenn wir wissen, welche Einflüsse entzündlich und welche entzündungshemmend sind, können wir unseren Lebensstil entsprechend anpassen und das wird sich sowohl unmittelbar als auch langfristig auf die Hautalterung und ihre allgemeine Gesundheit auswirken.

Das klingt nach einem ganzheitlichen Ansatz. Haben Sie auch einen allgemeinen Rat für unsere Leser:innen?

Entzündungen in den Griff zu bekommen, ist für die Gesundheit von Körper und Haut unerlässlich. Dazu gehören ausreichend Schlaf, frühes Zubettgehen (ich bin meistens schon um 21 Uhr im Bett), eine entzündungshemmende Ernährung, die Reduzierung von Stress und Alkohol und die Vermeidung von ungeschützter Exposition gegenüber UV-Strahlen, HEV-Licht und Umweltverschmutzung. Das ist nicht schwer, wenn man weiß, wie es geht.

© Dr. Barbara Sturm

Nun prägen Sie die Beauty-Industrie seit Jahren, was kommt als nächstes?

Ich spreche mich seit Langem gegen Hautsäuren aus, die die Hautbarrierefunktion zerstören, Entzündungen verstärken und den Hautzellumsatz beschleunigen, sowie gegen Retinol-»Alternativen«, die einige der gleichen Eigenschaften aufweisen. Ich glaube, dass wir das »Marketing-Zeitalter« der Hautpflege hinter uns lassen und in ein goldenes Zeitalter der wissenschaftlich fundierten Hautpflege eintreten. Daher hoffe ich, dass die Menschen in den nächsten zehn Jahren (und ganz sicher in mehr als 20 Jahren) umfassend und ehrlich über die Gefahren der Verwendung dieser harten und aggressiven Hautpflegebestandteile aufgeklärt werden, die unbeabsichtigte Folgen für die Haut haben können. Ich glaube auch, dass wir uns in Zukunft viel stärker bewusst machen werden, wie viel Zeit wir am Bildschirm verbringen und welche Auswirkungen dies auf unseren Geist, unseren Körper und unsere Haut hat – und auch auf unsere Beziehungen zu anderen. Hochenergetische sichtbare Lichtstrahlen (HEV-Licht) von Fernsehern, Computern, Mobiltelefonen und Tablet-Bildschirmen dringen tiefer in unsere Haut ein als UVA- und UVB-Strahlen, was zu vorzeitiger Hautalterung und Hautfunktionsstörungen führt. Die Nachfrage nach meinen »Anti Pollution Drops« – einem Serum, das die Haut vor HEV-Blaulicht schützt, das von unseren elektronischen Bildschirmen ausgestrahlt wird, um das »Bildschirmgesicht« zu bekämpfen ist groß und immer mehr meiner Kund:innen fragen sich, welche Auswirkungen es nicht nur auf ihre Haut, sondern auch auf die Qualität ihres Schlafs, ihr Stressniveau und ihre Freundschaften hat, wenn sie so viel Zeit mit Technologie verbringen. Wir verlassen uns so sehr auf die Technologie, um zu kommunizieren, dass wir immer weniger echte menschliche Interaktionen erleben, aber ich glaube, dass wir uns in naher und ferner Zukunft mehr nach persönlichen Kontakten sehnen und diese genießen werden.

Erschienen in
Ausgabe 01/2025

Zum Magazin

Melanie Gleinser-Moritzer
Koch
Mehr zum Thema
1 / 12