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© magicinfoto / Shutterstock.com

Charlize Theron über Beauty, Altern und Selbstbewusstsein

Beauty-Routine
Self Care
Porträt

Charlize Theron gilt seit zwei Jahrzehnten als eine der schönsten Frauen Hollywoods. Und trotzdem nimmt sie das Altern locker. Was man von der Oscar-Preisträgerin über ein entspanntes Verhältnis zu Schönheit lernen kann lesen Sie hier.

Charlize Theron ist keine Frau, die sich rechtfertigt. Die 49-Jährige scheint immer ein bisschen über den Dingen zu schweben. Ja, sie ist eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen ihrer Hollywood-Generation, ja, sie gilt seit zwei Jahrzehnten als eine der schönsten Frauen der Welt, doch mit dem üblichen Celebrity-Rummel hat sie nicht viel am Hut. Sie meidet die Öffentlichkeit nicht, gibt aber nur ausgewählte Interviews. Eben dann, wenn sie etwas zu sagen hat.

Zum Beispiel im Sommer 2023, als die Gerüchte um ein angebliches Facelift nicht abreißen wollten und ihr Gesicht im Internet wochenlang auf Spuren einer Beauty- OP untersucht wurde. Im amerikanischen Lifestyle-Magazin »Allure« sprach sie damals über ihr Gesicht, das mit Ende 40 natürlich anders aussehe als mit Ende 20: »Die Leute fragen: ›Was hat sie nur mit ihrem Gesicht gemacht?‹ Da kann ich nur sagen: ›Bitch, ich werde einfach älter!‹ Das heißt nicht, dass ich einen miesen Schönheitseingriff hatte.

Ich liebe es, dass sich mein Gesicht verändert und altert. Das ist einfach das, was passiert.

Dass Charlize Theron sich mit so drastischen Worten gegen die ewige Beurteilung ihres Gesichts wehrte, erzählt viel über sie. Die gebürtige Südafrikanerin ist eine Kämpfernatur, die vergleichsweise spät – mit Ende 20 – in Hollywoods erste Liga vorstieß. 2004 erhielt sie ihren ersten Oscar und ist seither nicht mehr wegzudenken aus der glitzernden A-List-Filmwelt. Doch bis dahin schlug sie sich lange Jahre mit Modeljobs und kleinen Filmparts durch, war Ende der 90er-Jahre auf die Rolle der schönen, aber wenig »empowerten« Frau an der Seite männlicher Stars abonniert. 1999 zierte sie das Cover des amerikanischen »Playboy«.

Der Durchbruch

Doch Theron wollte weg vom Image der sexy Blondine – sie wusste, dass es keine langfristige Karrierestrategie sein konnte, sich auf ihre Jugend zu verlassen. Also nahm sie mit 27 Jahren die Rolle der Straßenprostituierten und Serienmörderin Aileen Wuornos in »Monster« an, bei dem Regisseurin Patty Jenkins Regie führte. Für den Film nahm Theron 15 Kilo zu,wurde von der Maskenbildnerin bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet. Die Rolle brachte den Durchbruch als Charakterdarstellerin, Theron konnte sich ihre Rollen fortan aussuchen. »Schauspieler:innen wissen instinktiv, dass die größte Herausforderung darin besteht, eine Person zu spielen, die so ganz anders ist als sie selbst«, erklärte Theron einmal in einem Interview mit »The Hollywood Reporter«.

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Dass sie diese Herausforderung sehr ernst nimmt, zeigt sich seither in der Auswahl ihrer Filme. In den Jahren nach ihrem Oscar- Gewinn überzeugte sie als misshandelte Ehefrau in »Kaltes Land« und entdeckte als Comic-Heldin »Æon Flux« das Actiongenre für sich. Therons Filmografie ist von Gegensätzen geprägt, sie kann Blockbuster und Kunstkino. Möglich macht das ihre unwahrscheinliche Wandlungsfähigkeit: Egal, ob als einarmige Straßenkämpferin Furiosa in »Mad Max: Fury Road« (2015), als erschöpfte Dreifachmutter in »Tully« (2018) oder als Reporterin Megan Kelly im #me-too- Drama »Bombshell« (2019) – Charlize Theron hat die Gabe, das Publikum vergessen zu lassen, dass Charlize Theron auf der Leinwand zu sehen ist.

Überirdische Schönheit

Und das liegt nicht nur an den sich ständig verändernden Frisuren – von kurz und dunkel bis lang und blond: Ihr scheint es nie darum zu gehen, sich selbst im besten Licht zu präsentieren, stets die hübscheste Schauspielerin auf der Leinwand zu sein; wohl aber die engagierteste, die, die sich in ihren Rollen so gut selbst vergessen kann. Ihr Aussehen, Therons Schönheit, ist natürlich trotzdem seit Jahrzehnten ein Thema. 24 Jahre lang war sie das goldene Werbegesicht des legendären Dior-Dufts »J’adore«, bevor sie 2024 von Rihanna abgelöst wurde.

Inzwischen ist sie für die Marke als Stilbotschafterin tätig, macht Werbung für Schmuck und die neue Skincare-Linie. Sie sei eine »überirdische Schönheit«, so hieß es in einer Pressemitteilung Diors, eine »Ikone« – eine Frau, die außer- halb gewöhnlicher Maßstäbe spielt. »Wer unbedingt daran festhalten will, dass Schönheit von innen kommt, der sollte sich mal mit Charlize Theron an den Tisch setzen«, schrieb die »Süddeutsche Zeitung« 2012 ein wenig neidbelastet über eine Begegnung mit ihr. Damals war sie 36 Jahre, in ihrem neuen Kinofilm »Snow White and the Huntsman« spielte sie die böse Königin Ravenna, die verzweifelt um ihre Jugend kämpft und dabei zu drastischen Maßnahmen greift. Eine Rolle, die als wenig subtiler Seitenhieb auf den übersteigerten Beautykult Hollywoods verstanden werden könnte: Kaum hat man in der Filmbranche die Mitte 30 überschritten, wird man durch die nächste Generation ersetzt – in diesem Fall dargestellt von der damals 22-jährigen Kristen Stewart als Schneewittchen.

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Nur Charlize Theron scheint von dieser Regel märchenhaft unangetastet zu bleiben. Vielleicht auch, weil sie nie in die Falle tappte, in Interviews von »viel Wasser« als Schönheitsgeheimnis zu faseln und sich dann heimlich botoxen zu lassen. Eher scheint Theron ihr Aussehen seit jeher recht nüchtern zu betrachten – als großes Glück für ihre Berufswahl, aber eben auch als Teil ihres Jobs. Sich um Körper und Gesicht zu kümmern, das gehört nun mal zum Leben als Schauspielerin dazu und ist selbstverständlich.

Heilige Abendroutine

Therons Selfcare-Routine spielt sich jedenfalls auf professionellem Niveau ab. In der amerikanischen »Elle« erklärte sie kürzlich ihr tägliches Beautyprogramm: viel Reinigung, viel Feuchtigkeit, viel Sonnencreme. Sie ist ein Fan von Körperbürsten und Dampfbädern, nimmt sich abends, wenn ihre Töchter Jackson und August im Bett sind, Zeit für sich im Bad: »Da bin ich richtig religiös. Meine Abendroutine ist mir heilig.« Dass Charlize Theron einen durchgetakteten Alltag hat, nimmt man ihr sofort ab. Mit einem straffen Workout-Plan hat sie seit ihrer Jugend kein Problem, wollte sie doch als Teenager professionelle Balletttänzerin werden. Inzwischen gehören Pilates, Yoga, Schwimmen und Wandern zum Fitnessalltag; und wenn es für eine Rolle nötig ist, dann schreckt Theron nicht vor hartem körperlichem Training zurück. Für ihre Rolle als platinblonde Geheimagentin Lorraine Broughton in »Atomic Blonde« (2017) etwa ließ sich Theron in Martial Arts ausbilden, trainierte sechs Stunden täglich, um beim Dreh möglichst viele Stuntszenen selbst übernehmen zu können.

Hollywoods Jugendwahn

»Die Schauspielerei war für mich schon immer eine Form des emotionalen Eskapismus«, sagte sie der Entertainmentplattform »RSNG« über ihr Faible für körperlich anspruchsvolle Actionrollen. Sie höre bei der Arbeit auf, über sich selbst nachzudenken. »Wenn man das mit physischer Verausgabung kombiniert, fühlt sich das sehr kraftvoll an.« Kein Wunder also, dass Charlize Theron auch 2025 wieder in einem Film zu sehen sein wird, der ihrem Talent für explosive Kampfszenen gerecht wird: Im Netflix-Streifen »The Old Guard 2« spielt sie eine Undercover- Superheldin, die seit Jahrtausenden versucht, die Menschheit vor ihren eigenen Fehlern zu bewahren. Dass Theron solche Rollen auch mit 49 Jahren angeboten werden, ist keine Selbstverständlichkeit; der Karriereknick im mittleren Alter ist für viele Kolleginnen ein immer noch sehr reales Problem. Therons Rollenwahl darf man deshalb auch als Statement gegen den Jugendwahn Hollywoods verstehen. »Ich hatte schon immer ein Problem damit, dass Männer wie gute Weine altern und Frauen wie Schnittblumen«, sagte sie im»Allure«-Interview. »Ich hasse dieses Konzept und möchte dagegen kämpfen. Aber ich glaube auch, dass Frauen auf eine Art altern wollen, die sich für sie gut anfühlt. Ich denke, wir müssen ein wenig empathischer mit uns sein.«

Schönheit von innen

Tough, aber herzlich. Wunderschön, aber nie oberflächlich. Außergewöhnlich, aber doch lässig. Charlize Theron hat für sich einen Weg gefunden, die Gesetze Hollywoods nach ihrem eigenen Ermessen zu interpretieren. Auch weil sie bei all ihrem Glamour immer genügend Abstand zum Ruhm wahrte, um den Blick für die wirklich wichtigen Themen nicht zu verlieren: So engagiert sich Charlize Theron seit Jahren als UN-Friedensbotschafterin, insbesondere für ihre Heimat Südafrika. »Schönheit ist für mich innerlich«, sagt sie heute. »Ich liebe es einfach, voll und ganz anzunehmen, wer ich bin. Zu meinen Bedingungen, unabhängig davon, was andere sagen. Für mich ist das die wahre Freiheit von Schönheit.«

Erschienen in
Ausgabe 01/2025

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Julia Hackober
Autor
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