Seit eineinhalb Jahren wende ich mich am Beginn der Vorstellungen im Rabenhoftheater mit folgender Botschaft ans Publikum: ‚Danke für Ihr Kommen in diesen für uns alle herausfordernden Zeiten. Danke für Ihre Treue zur Livekultur, danke für Ihre Liebe zum Theater – danke, liebes Publikum!‘ (Applaus, Abgang, Start der Show.) Der Dank gebührt natürlich auch den Künstler*innen, dem technischen Personal und den administrativen Mitarbeiter*innen aller Spielstätten dieses Landes für ihr Durchhalten. Die nervige Mühsal der tagtäglichen – wenn auch notwendigen – Testungen, der permanenten Spielplan-Adaptionen, Umbesetzungsproben, der Stress der Mitarbeiter*innen an den Kassen, in den Betriebsbüros und in den Dispo-Abteilungen.

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Das tägliche Zittern, ob die geplanten Veranstaltungen überhaupt stattfinden können, ob der ‚Fetzn‘ hochgehen kann, damit das Publikum nicht enttäuscht wird und ein geschlossenes Haus vorfindet. Generell Verunsicherung und Erschöpfung in allen Bereichen. Und dann noch das allabendliche ‚Kontrollregime‘ in den Häusern, erhöhte Kosten, Mehraufwand, äußerst geringe Einnahmen.

In vielen anderen Bereichen der österreichischen Gesellschaft hat es bei weitem kein solches Verantwortungsbewusstsein gegeben wie in den Kulturstätten dieses Landes. Ja, wir waren alle ziemlich gut in den vergangenen zwei Jahren, die Künstler*innen wie die Mitarbeiter*innen: Wir haben Online-Sonderformate erfunden, waren im linearen TV präsent, haben Radioformate entwickelt, damit die Livekultur auch in den Lockdowns zwischen Netflix-Abos, Social-Media-Kanälen und tagtäglichen Horrormeldungen in den Nachrichtensendungen nicht in Vergessenheit gerät. Damit das Theater als Sehnsuchtsort und Energietankstelle in den Herzen und Hirnen des Publikums erhalten bleibt.

Danke aber auch – obwohl das in unserer Branche eher unüblich ist – den verantwortungsbewussten Kulturpolitiker*innen und den Kulturbeamt*innen, die für unsere Sache gekämpft haben und weiterkämpfen. Vor allem aber: ‚Danke, liebes Publikum! Es ist nicht selbstverständlich, sich mit einer FFP2-Maske ins Theater zu setzen, mit verschärften Einlasskontrollen, äußerst eingeschränkter Gastronomie, oft ohne Pause.‘ Es ist noch nicht vorbei, jetzt ist auch noch Krieg in Europa, auch nicht gerade ein Kassenknüller, aber man spürt zumindest schon ein wenig Licht am Ende des Tunnels, spürt eine Ahnung von einer möglichen echten ‚Normalität‘ – spürt bei Premieren und Vorstellungen ein enthusiastisches Feuer im Zuschauerraum.

Wir werden alle mit unserer Kreativität und mit unseren großartigen, wunderbaren Künstler*innen und Mitarbeiter*innen das treue, liebende, theaterverrückte Publikum dieses Landes wieder zurückgewinnen, und unsere Häuser werden wieder voll sein, denn, um ein legendäres Wienerlied aus den harten Nachkriegsjahren nach dem Zweiten Weltkrieg zu zitieren: „Den Wurschtl kann kaner daschlogen“.

So wird der Mai: rabenhoftheater.at

  • Der Herr Karl 
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Der Volksschauspieler und Kabarettstar Andreas Vitásek begibt sich in die ultimative Horror-Show der österreichischen Grauslichkeiten. Merz’/Qualtingers Klassiker österreichischer Theaterliteratur aktuell wie bei der Uraufführung! 18., 19. Mai 2022

Andreas Vitàsek, Rabenhof, Herr Karl

Bild: Valerie Loudon

  • Thomas Bernhard Machine 

Christoph Grissemann hat eine Band gegründet und nimmt sich mit ihr den österreichischen Kultautor vor. Riecht nach Hit – ist es auch! 25. Mai 2022

Rabenhof, Manfred Engelmayr, Christoph Grissemann, David Reumüller

Bild: Gregor Reumueller

  • Ludwig Hirsch: Happy End

Publikum und Kritik feierten gleichermaßen – nach den Erfolgsshows zu André Heller und Georg Danzer – auch diese musiktheatralische Revue über den schwärzesten aller Austropopper. 28. Mai 2022

Zur Person: Thomas Gratzer, 60

Seit 2003 führt Gratzer das Rabenhof Theater und machte es zu „der“ Wiener Volksbühne. Der gebürtige Kremser spielte selbst erfolgreich Theater (u. a. wurde er von Otto Schenk an die Josefstadt geholt). Gratzer gibt u. a. Grissemann & Stermann eine Theaterheimat im Rabenhof.