Am 31. Oktober 2020 stand Burgtheater-Ensemblemitglied Markus Meyer zum zweihundertsten Mal als Dorian Gray auf der Bühne. Die Aufregung vor den Auftritten sei dadurch aber nicht verflogen, erzählte er uns anlässlich dieses Jubiläums bei einem Spaziergang entlang des Donaukanals. Durchaus verständlich, wenn man bedenkt, dass der in Cloppenburg geborene Schauspieler den Abend ganz alleine schupft. Markus Meyer übernimmt in der Inszenierung von Bastian Kraft nämlich alle Rollen aus Oscar Wildes einzigem Roman und unterhält sich dafür mit Videos, die auf Leinwände projiziert werden. In diesen Videos ist ebenfalls er selbst zu sehen. Die Premiere von „Dorian Gray" fand am 19. März 2010 im Vestibül des Wiener Burgtheaters statt. In dieser Spielzeit ist das Stück am 3. Juni und am 29. Juni im Akademietheater zu sehen.

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Inhalt

Die Handlung von „Das Bildnis des Dorian Gray" ist schnell nacherzählt. Angetrieben vom Wunsch nach ewiger Jugend, nimmt das Leben eines jungen Mannes namens Dorian Gray eine drastische Wendung. Nachdem ihm Lord Henry Wotton seine hedonistischen Maxime eingetrichtert hat, wünscht sich Dorian Gray, dass fortan nicht mehr er selbst, sondern ein von einem Maler angefertigtes Bild von ihm altert. Und so passiert es auch. Während das Porträt immer tiefer vom Leben gezeichnet wird, badet Dorian in Vergnügungen und Ausschweifungen, stürzt andere Menschen ins Verderben und frönt kompromisslos den schönen Dingen des Lebens. Auch vor Mord schreckt er nicht zurück. Er wird zum lebendigen Bildnis, während sein alterndes Porträt auf einem Dachboden vor der Öffentlichkeit versteckt gehalten wird. Als sich gegen Ende des Romans sein schlechtes Gewissen immer lauter zu Wort meldet, attackiert Dorian Gray sein eigenes Bildnis und die alte Ordnung ist wieder hergestellt.

Skandal

„Das Bildnis des Dorian Gray" wurde im Sommer 1890 in Lippincott's Monthly Magazine veröffentlicht. Der Text löste sofort einen handfesten Skandal aus, die Leser:innen waren mehr als empört. Einem moralisch belehrenden Kunstanspruch, wie er im viktorianischen England üblich war, wurde der Text nämlich ganz und gar nicht gerecht. Vor allem die homoerotischen Anspielungen im Text sorgten bei den Kritiker:innen für Unmut. Kurze Zeit nach der Veröffentlichung wurde der Roman als Indiz für Oscar Wildes eigene Homosexualität herangezogen, was zu einem Gerichtsprozess und in weiterer Folge dazu führte, dass Oscar Wilde zwei Jahre lang Zwangsarbeit verrichten musste. Von der feindlichen Einstellung der Gesellschaft gegenüber seiner Person und seinen Texten erholte sich Oscar Wilde Zeit seines Lebens nicht mehr.

Ein Kraftakt: Markus Meyer spielt in Bastian Krafts Inszenierung sämtliche Rollen aus Oscar Wildes Roman.

Foto: Reinhard Werner

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