Eine grüne Boje ist das zentrale Element des Sujetbildes der diesjährigen Salzkammergut Festwochen Gmunden. Gemalt wurde sie von der bekannten österreichischen Künstlerin Xenia Hausner, in deren Atelier auch die Programmpräsentation der 37. Ausgabe der Festwochen stattfand. Zwischen Bildern, Pinseln und mit Farbtuben übersäten Holztischen näherte sich Karin Bergmann, Leiterin der Theater- und Literatursparte in Gmunden, der Bedeutung der Boje für das Festival an – sie stehe für etwas, „das frei treibt und zugleich Ankerpunkt ist“, was wiederum ein schönes Bild für die Kunst an sich sei. Im vergangenen Jahr etablierte die erfahrene Theaterleiterin erstmalig eine Theaterschiene in Gmunden und feierte mit Franz-Xaver Mayrs Inszenierung des „Reigen“ auf Anhieb große Erfolge.

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Auch heuer steht das Theaterprogramm wieder auf drei Säulen, erläutert Bergmann bei der Pressekonferenz: „Wir zeigen wieder das Stück eines Weltautors, das ist heuer Shakespeare. Es gibt eine junge Autorin oder einen jungen Autor, das ist in diesem Jahr Teresa Dopler. Und natürlich darf auch Thomas Bernhard nicht fehlen.“ Naturgemäß – um einen für Bernhard typischen Begriff zu benützen.

Festwochen Gmunden
Die Premiere von „Der Sturm“ – mit Publikumsliebling Sona MacDonald als Prospero – findet am 15. Juli im Stadttheater Gmunden statt.

Foto: Jan Frankl

Shakespeare im Zentrum

Als Koproduktion mit dem Stadttheater Klagenfurt entsteht eine Inszenierung von des Shakespeare-Stücks „Der Sturm“. Wie schon im vergangenen Jahr setzt Karin Bergmann auch diesmal wieder auf ein junges Leading Team, angeführt von Regisseur Moritz Franz Beichl, der 2019 als bester Nachwuchs mit einem NESTROY ausgezeichnet wurde. Als Darsteller*innen für die auf drei Spieler*innen reduzierte Fassung konnte Bergmann Sona MacDonald, Sebastian Wendelin und Josephine Bloéb gewinnen. Die „virtuos verknappte“ Textfassung von Joachim Lux war bereits am Burgtheater – in einer Inszenierung von Barbara Frey – zu sehen. Sona MacDonald, die bei der Pressekonferenz auch anwesend war, wird in der Rolle des Prospero ihrer Theatermagie freien Lauf lassen.

In Gmunden wird es in diesem Jahr jedoch noch viele weitere Möglichkeiten geben, Shakespeares Texten zu begegnen. Unter anderem bei einer Lesung der etwas anderen Art: Schauspieler und Autor Joachim Meyerhoff, der schon in insgesamt zehn Shakespeare-Produktionen auf der Bühne stand, wird von diesen – mitsamt all ihrer Höhen und Tiefen – erzählen. „Mein Shakespeare-Universum“ lautet der Arbeitstitel des Abends. Oder wie es der Schauspieler selbst formulierte: „Überall lauert die Katastrophe.“

Zudem wird es eine lange Shakespeare-Nacht geben, in der spielfreudige Jugendliche auf professionelle Spieler*innen treffen. „Ich möchte, dass die jungen Menschen spüren, wie aufregend es sein kann, existentielle Gedanken und Gefühle in der Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen und wie bereichernd es sein kann, Teil eines Ensembles zu sein“, erklärt Karin Bergmann, die schon in ihrem ersten Jahr in Gmunden alles daransetzte, auch jüngere Menschen fürs Theater zu begeistern.

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Festwochen Gmunden
Am 24. Juni ist Teresa Doplers Stück „Unsere blauen Augen“ im Stadttheater Gmunden zu sehen.

Foto: Petra Moser

Thomas Bernhard und Staatsopern-Feeling

Als zeitgenössische Autorin steht heuer die gebürtige Linzerin Teresa Dopler im Fokus. Als Gastspiel des Landestheaters Linz wird „Unsere blauen Augen“, ein „Märchen für Erwachsene“ in Gmunden zu sehen sein. Darüber hinaus wird sie im Thomas Bernhard Haus in Ohlsdorf über ihre Arbeiten sprechen und auch daraus lesen. Bernhards zentrale Position im Programm der Festwochen Gmunden ist, ist nicht nur eine naturgemäße Sache, sondern fast schon Naturgesetz. „Thomas Bernhard stand einmal mit Claus Peymann vor dem Theater in Gmunden und meinte, dass man es unbedingt wiederbeleben müsse“, erzählt Karin Bergmann im Rahmen der Pressekonferenz. Sie selbst sei als junge Frau oft nach Gmunden gefahren, weil sie darauf hoffte, ihn im Rathaus Café zu treffen, fügt sie lachend hinzu.

Die lange Tradition Szenischer Lesungen wird ebenfalls fortgesetzt – 2023 unter anderem mit Regina Fritsch, Mavie Hörbiger und Philipp Hochmair, die Thomas Bernhards „Ritter, Dene, Voss“ lesen werden. Außerdem wird sich Kammerschauspieler und Bernhard-Experte Martin Schwab in einer Szenischen Lesung dem Text „Einfach kompliziert“ widmen. Hermann Beil wird aus „Frost“ und Claus Peymann aus „Meine Preise“ lesen. Letzterer wird sich außerdem mit Harald Schmidt zu Thomas Bernhard austauschen. Eröffnet werden die Festwochen jedoch nicht mit Bernhard, sondern mit Texten von Stefan Zweig – gelesen von Schauspieler Fritz Karl.

Festwochen Gmunden
Seit letztem Jahr leitet Karin Bergmann den Bereich Theater und Literatur bei den Salzkammergut Festwochen Gmunden.

Foto: Reinhard Werner

Im Zentrum des Musikschwerpunkts steht in diesem Jahr der Komponist Hugo Wolf, der eng mit der Region verbunden war und von dieser auch auf besondere Weise inspiriert wurde. In einem Salonkonzert wird seine Beziehung zum Salzkammergut musikalisch und literarisch von Markus Meyer, Anna Lang (Cello) und Nikola Djoric (Akkordeon) beleuchtet.

Patricia Nolz und Martin Häßler werden mit Kompositionen von Franz Schubert und Hugo Wolf für Staatsopern-Flair in Gmunden sorgen. Zudem wird die Idee von Franz Welser Möst, mit der „Hausmusik Roas“ das Verbindende der Volksliedkunst und der Klassik offenzulegen, weiterentwickelt. Nikolaus Habjan, bekannt als Regisseur, Puppenspieler und Kunstpfeifer, bringt Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ als dramatisierten Musiktheaterabend auf die Bühne. Mit dabei: Publikumsliebling Florian Bösch.