Wände aus Licht: Wintergärten und Orangerien
Zwischen Himmel und Erde, Haus und Natur – ein Wintergarten ist nicht bloß ein Anbau, sondern eine Bühne für Licht und Leben. Ob modern-kubistisch oder mit viktorianischem Flair, als ganzjähriger Wohnraum oder saisonale Oase: Wer das Spiel der Jahreszeiten hautnah erleben will, braucht einen Partner mit Know-how, guter Planung, viel Glas und noch mehr Feingefühl.
Der erste Kaffee im lichtdurchfluteten Morgenambiente, das sanfte Spiel der Sonnenstrahlen auf den Pflanzen oder die behagliche Atmosphäre an einem regnerischen Tag: »Ein gut geplanter Wintergarten wird zum Lieblingsplatz – einem Ort, der inspiriert, entschleunigt und den Alltag auf besondere Weise bereichert«, sagt Manfred Aigner von Aigner-Gartenkult in Oberösterreich. »Aktuell sind minimalistische Verglasungen mit maximaler Transparenz besonders gefragt«, erklärt Sarah Krenzer, Mitinhaberin des traditionsreichen Familienunternehmens Krenzer, das seit 96 Jahren auf Architektur in Glas spezialisiert ist. »Gleichzeitig gelten viktorianische Wintergärten und Orangerien als zeitlose Klassiker, die durch ihre Eleganz und stilvolle Ausführung nie an Relevanz verlieren.«
So oder so sind die Ergebnisse eine Augenweide – als Anbau ans Haus oder frei stehende Orangerie im Garten, als ganzjährig nutzbarer Wohnraum oder saisonale Zuflucht für Pflanzen und Menschen: Die Möglichkeiten sind heute so vielfältig wie die Wünsche der Bauherr:innen. Doch was macht den perfekten Wintergarten aus? Welche Bauweisen und Stile gibt es? Und worauf muss man bei der Planung achten?

Eine Klasse für sich. Dreifachverglasungen mit Hitzeschutz und UVA-Filter und intelligente Be- und Entlüftungssysteme sorgen heute auch bei viktorianischen Wohnwintergärten für zeitgemäßen Komfort.
schubert-wintergarten.de
Verspielt bis puristisch
Wintergärten gibt es zwar in zahlreichen Designs, doch grundsätzlich lassen sie sich in zwei Stilrichtungen einteilen: klassisch-verspielt oder modern-puristisch. Viktorianische Wintergärten zeichnen sich durch filigrane Metallkonstruktionen, verschnörkelte Details und meist eine aufwendige Dachgestaltung aus. Sie erinnern an die Glaspaläste des 19. Jahrhunderts und verleihen jedem Anwesen einen nostalgischen Charme. Meist in Schwarz und Dunkelgrün gehalten, fügen sie sich ideal in historische Bauten oder romantische Gärten ein. Aigner: »Ein besonders gefragtes Gestaltungselement ist das steile Satteldach im englischen Stil, meist mit einer Neigung von 45 Grad und einer feinen Rasterung aus schmalen Glasfeldern. Diese Architektur verleiht dem Raum nicht nur eine eindrucksvolle Höhe und ein luftiges Volumen, sondern schafft auch eine elegante Atmosphäre.«
Moderne, kubistische Wintergärten hingegen setzen auf klare Linien, minimalistische Konstruktionen und großflächige Glasfronten. Aluminium- oder Holz-Alu-Konstruktionen sowie Stahlrahmen sorgen hier für Stabilität und für ein fast schwebendes Erscheinungsbild. »Raumhohe Verglasung, möglichst viele Öffnungsmöglichkeiten durch Glasschiebeelemente und Barrierefreiheit sind angesagt«, so Christian Paltram, Geschäftsführer von Livingglas mit mehr als 35 Jahren Erfahrung im Wintergartenbau. Apropos Verglasung: Sky-Frame-Fenster setzen hier neue Maßstäbe im Design, MHB-Stahlfenster setzen auf spezielle Dämmtechnik und Ästhetik. »Sicherheitsglas ist ein Muss«, betont Manfred Aigner, »und Isolierglas verbessert das Raumklima erheblich.« Diese moderne Wintergartenbauweise passt gut zu zeitgenössischer Architektur und schafft eine fließende Verbindung zwischen Innen- und Außenraum.

Wilde Romantik. »Cornwall« heißt das derzeit besonders beliebte Orangerie- Modell. Für eine repräsentative Anmutung wird es auf einer Klinkermauer errichtet.
aigner-gartenkult.at

Symbiose der Lebensräume. Der Wintergarten »Livingbox« kann mithilfe spezieller Glas-Design-Schiebesysteme als Anbau oder frei stehend errichtet werden.
livingglas.at
Abhängig oder selbstständig
Ein Wintergarten kann auf unterschiedliche Weise ins bestehende Wohnkonzept integriert werden. Als Anbau – die klassische Variante – an einer bestehenden Hausfassade sorgt eine durchgehende Front für maximale Lichtausbeute und ermöglicht eine ungehinderte Aussicht in den Garten. Eine raffinierte Lösung ist ein Wintergarten ums Eck, der zwei Hausseiten miteinander verbindet. Dadurch entsteht ein besonders großer, lichtdurchfluteter Raum, der ideal als Winterlounge genutzt werden kann.
Ein frei stehender Wintergarten oder eine Orangerie (historisch gesehen ein repräsentatives Gewächshaus, das ursprünglich zur Überwinterung empfindlicher Pflanzen wie Zitrusbäume diente) bietet maximale Flexibilität und Eigenständigkeit. Ob als gläsernes Gartenhaus, stilvoller Minidschungel mit Wohnflair oder separater Rückzugsort mitten im Grün – hier kann man sich eine kleine Oase schaffen, die vom Haupthaus unabhängig ist. »Jede Nutzungsmöglichkeit verlangt spezielle Lösungen in Bezug auf die technische Ausführung, Statik, Wind- und Schneelasten, Hitze- und Wärmeschutz, Beschattungen und Lüftungsmöglichkeiten«, erklärt Klaus Schubert von der gleichnamigen Wintergarten-Manufaktur. »Wenn diese Parameter nicht logisch und fallbezogen gelöst sind, wird ein Glas(an)bau schnell zur Last statt Lust.«

Verwandlungskünstler. Ein saisonaler Wintergarten ist flexibel in der Nutzung. Mit Glas-Schiebeelementen wird er zum geschützten Refugium oder auch wieder schnell zum Outdoorbereich.
solarlux.com
Saisonal statt ganzjährig?
Ein entscheidender Faktor bei der Planung ist die Frage, ob der Wintergarten das ganze Jahr über als Wohnraum dienen soll oder nur saisonal beziehungsweise als Kaltwintergarten genutzt wird. »Der beheizte, wärmegedämmte Wohnwintergarten ist eine vollwertige Erweiterung des Hauses und erfordert eine gut durchdachte Isolierung sowie eine effiziente Heizlösung«, sagt Glasbau-Experte Schubert. »Fußbodenheizung, Infrarotpaneele oder eine Anbindung an das zentrale Heizsystem sind bewährte Optionen«, ergänzt Gerhard Beitl von Solarlux. Der saisonale Wintergarten hingegen ist unbeheizt oder nur mit zusätzlichem Heizstrahler ausgestattet. Diese Variante wird oft für Kaltwintergärten gewählt, die als Rückzugsorte in der Übergangszeit dienen. »Bei beiden Varianten sollten Bauherr:innen auf die Einhaltung eines hohen Qualitätsstandards achten«, unterstreicht Beitl. Das gilt generell auch für wichtige Komponenten wie Entwässerung, Beschattung und Belüftung. »Bei modernen Wintergärten lassen sich diese mit einer Steuerung, oft auch remote über mobile Endgeräte, bequem regulieren.« Ebenso die Beleuchtung. Denn sobald die Abenddämmerung einsetzt, sorgen geschickt platzierte Lichtquellen für ein gemütliches Ambiente.
Die Big Five der guten Planung
1. Bedarfsanalyse.
Wie soll der Winter-garten genutzt werden – als vollwertiger Wohnraum, saisonaler Rückzugsort oder als Glashaus für Pflanzen? Welche Einrichtung ist vorgesehen? Diese Entscheidungen beeinflussen maßgeblich die Wahl der Konstruktion, Verglasung, Dämmung und Beheizung.
2. Ort, Art, Ausrichtung.
Welcher Stil (viktorianisch, modern), welche Geometrie und Dachform? Die Ausrichtung beeinflusst das Raumklima: Nach Süden hin erhält man maximale Sonneneinstrahlung, Nordlage bringt angenehme Temperaturen im Sommer.
3. Materialwahl.
Aluminium-, Holz- oder Stahlkonstruktion? Jedes Material hat Vor- und Nachteile in Bezug auf Optik, Pflege und Dämmwerte. Verglasung: Sicherheitsglas ist ein Muss, Isolierglas ratsam. Wichtig: gute Balance zwischen Design und Stabilität.
4. Strom-/Wasseranschlüsse.
Eine vorausschauende Planung der Energie- und Wasserversorgung ermöglicht größtmöglichen Komfort – für Beleuchtung, Heizung, Belüftung, Beschattung und die Bewässerung von Pflanzen.
5. Baugenehmigung.
Je nach Standort und Bauweise können behördliche Auflagen oder statische Anforderungen relevant sein. Frühzeitige Klärung spart Zeit und vermeidet Planungsfehler.